Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Volkssolidarität,

schon seit vielen Jahren beteiligt sich die Volkssolidarität Chemnitz an der Kampagne „Weil Kinder Zeit brauchen“ der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Diese fordert eine Verbesserung des Personalschlüssels an sächsischen Kindertagesstätten, denn nur wenn die Erzieher mehr Zeit haben, können die Ziele des staatlich verordneten Sächsischen Bildungsplanes in einer hohen Qualität umgesetzt werden.

Der öffentliche Protest hat Wirkung gezeigt, auch wenn das Ergebnis geringer als gefordert ausfiel. Bei den Koalitionsverhandlungen 2014 wurde vereinbart, den Personalschlüssel schrittweise anzuheben. Seit September 2015 kommen auf eine Fachkraft nicht mehr 13, sondern 12,5 Kinder. Ab September 2016 werden es 12 Kinder sein. 

Ende Juni 2016 hat die Bertelsmann Stiftung die Studie „Qualitätsausbau in KiTas 2016“ veröffentlicht, worin die Autoren für das Jahr 2015 anhand der Angaben der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder die tatsächlichen Betreuungsschlüssel errechnet haben. Im bundesweiten Durchschnitt ist demnach eine Fachkraft für 4,3 Kinder unter 3 Jahren (Krippe) bzw. für 9,3 Kinder über 3 Jahren zuständig gewesen. In Sachsen liegen diese Verhältnisse bei 1:6,4 (Krippe) und 1:13,5. Damit die Kinder aller Kindertagesstätten in Deutschland vergleichbare Bildungs- und Entwicklungschancen haben, wird von den Autoren ein Personalschlüssel von 1:3 für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren und 1:7,5 für Kinder ab drei Jahre bis zur Einschulung empfohlen. Dass solch ein Schlüssel realisierbar ist, zeigt als einziges Bundesland Baden-Württemberg (1:3,0 bzw. 1:7,3).

In der Studie wurde die schrittweise Anhebung des Personalschlüssels noch nicht berücksichtigt. Nach dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen bliebe der Freistaat im Bundesvergleich dennoch unverändert auf dem vorletzten Platz. „Einmal mehr landet Sachsen bei der Frage nach der Qualität in Kitas auf den letzten Rängen. Die schrittweise Verbesserung des Betreuungsschlüssels hilft dabei nur wenig und ist in der Praxis kaum spürbar“, stellte Michael Richter, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Sachsen, mit Blick auf die Studie fest und sagt: „Die Qualität in den Kitas wird durch das überdurchschnittliche Engagement der Erzieherinnen und Erzieher gesichert, aber nicht durch die bestehenden Rahmenbedingungen.“

Am 20. September 2016, dem Weltkindertag, wird ab 15:00 Uhr ein Aktionstag in der Chemnitzer Innenstadt stattfinden, um die Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung in Sachsen wiederholt zum Ausdruck zu bringen. „So geht sächsisch“ lautet der offizielle Werbeslogan des Freistaates Sachsen. „So geht sächsisch nicht“ nennt sich die Aktion, in deren Rahmen Postkarten  mit den Forderungen an die Landtagsabgeordneten der Regierungsparteien CDU und SPD  übergeben werden. Getragen wird die Veranstaltung vom Stadtelternrat Chemnitz und von der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Chemnitz, bei der die Volkssolidarität als Mitglied des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes aktiv mitwirkt.

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Volkssolidarität, liebe Eltern und Großeltern, kommen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern oder Enkelkindern zu unserem Aktionstag und unterstützen Sie unsere Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen für die Kindertagesstätten.

Andreas Lasseck, Vorsitzender

aus VS Aktuell 3/2016, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 3/2016 Grußwort