Karin Scholz

Die grüne, acht Pfund schwere Kugel rollt genau in der Mitte der Bahn. Krach. Alle zehn Kegel fallen. Ein freudig lautes: „Aaaah“ aus mehreren Kehlen begleitet den Erfolg. Die 81-jährige Elli Weise hat als erste an diesem Sommernachmittag alles abgeräumt. Kurz darauf ist Karin Scholz an der Reihe. Sie wählt eine rote Kugel. Drei Schritte Anlauf. Dann setzt sie diese mit Schwung auf die Bahn. Sieben. Der zweite Versuch bringt die restlichen drei Kegel zu Fall. Monatlich einmal treffen sich einige Frauen der Wohngruppe 010 für eineinhalb Stunden zum Bowling unterm Stadtbad. Während des Chemnitzer Jubiläumsprogramms der Volkssolidarität im vorigen Jahr haben sie diesen Sport für sich entdeckt. Seitdem organisiert Hauptkassiererin Scholz die Nachmittagstermine. „Vor allem, weil es uns Spaß macht, kommen wir hierher, und ein bisschen denken wir auch daran, uns fit zu halten“, sagt sie. Das „Fithalten“ ist eigentlich Lebensprinzip der gebürtigen Chemnitzerin. Rund 40 Jahre hat sie als Erzieherin und Lehrerin mit Kindern gearbeitet und außerdem drei Töchter großgezogen. Da gehört es schon dazu, körperlich und geistig in guter Verfassung zu sein. Die letzten Wirkungsstätten von Karin Scholz in der Stadt waren die Gottfried-Keller-Schule, wo sie bis zur Wende als Hortleiterin wirkte, danach die Hans-Sager-Schule, die Kappler Schule für Kinder mit Lese- und Rechtschreibeschwäche und der Kindergarten in der Rudolf-Krahl-Straße. Stolz ist sie darauf, mit ihrem Mann Klaus-Dieter ihre eigenen drei Mädchen zu Ordnung und Selbstdisziplin erzogen zu haben. Das wirkt sich auch schon auf die sechs Enkel aus, die gern zu den Großeltern kommen.

 

Einen entscheidenden Einfluss auf die Haltung der mittelgroßen, lebensbejahenden Frau hatte ihr anspruchsvolles Hobby. Bereits mit 15, im Jahre 1959, schloss sie sich den DRK-Rettungsschwimmern an, „weil es einfach gefetzt hat“. Gut ausgebildet war sie dann oft während der Sommerferien an der Ostsee oder an Binnengewässer für drei Wochen im Einsatz. Seit Jahren nimmt sie inzwischen an den Seniorenmeisterschaften der Rettungsschwimmer teil. Dabei hat sie schon etliche Siegerurkunden erschwommen. Besonders freut sie, dass sich zwei ihrer Töchter und bereits zwei Enkel ebenfalls für diese wichtige Aufgabe entschieden haben. Gern gibt Karin Scholz ihre Erfahrungen an andere weiter. Ehrenamtlich bildet sie seit 1981 Rettungsschwimmer für das Deutsche Rote Kreuz aus. Dazu ist sie in den letzten Jahren jeden Montag von 19:00 bis 21:00 Uhr – die Sommerpause ausgenommen – mit rund 15 jungen Leuten im Stadtbad anzutreffen. Sie bringt ihnen nicht nur verschiedene Rettungsarten im Wasser bei, sonder vor allem das Prinzip, für andere da zu sein, zu helfen, wenn man gebraucht wird. Der Wahlspruch der Volkssolidarität „Miteinander – Füreinander“ ist von Karin verinnerlicht. Das bekräftigt die Vorsitzende der Wohngruppe zwischen Haubold-, Eck- und Further Straße, Hannelore Goretzky. Vor etwa zwei Jahren hat sie die von der „Stadtmauer“ (Fritz-Heckert- Gebiet) in die August-Bebel-Straße Zugezogene als Hauptkassiererin gewonnen. Ihr Urteil lautet: „Karin ist aufgeschlossen und hat sich schnell in unsere Wohngruppe eingelebt. Sie erfüllt ihre Aufgabe einwandfrei und mehr als das. Sie nutzt auch ihr Steckenpferd Handarbeiten, um Mitgliedern von uns kleine Geschenke zu machen. Und mit ihrer Vorgängerin Elli Weise, die die Funktion aus Altersgründen aufgegeben hat, versteht sie sich prima.“

aus VS Aktuell 3/2006, erschienen im  VS Aktuell 3/2006 Im Ehrenamt vorgestellt