Aus der Puppenspielerhistorie

„Pole Poppenspäler“ in Chemnitz

In unseren Kindheitserinnerungen hat auch das Puppentheater seinen festen Platz. Bereits im 18. Jahrhundert wurde von wandernden Puppenspielern auf Jahrmärkten berichtet. Bis in die 1920er Jahre traten sie zum Beispiel auf der Planitzwiese auf. Eine erste Nachricht über einen festen Standort besagt, dass in den 1850er Jahren schon in einem Schuppen „auf dem Burgkeller“ - ein Gasthaus in der Langestraße - „vor stets dankbaren Zuschauern aus der Chemnitzer Kinderwelt“ mit Puppen gespielt wurde. Am 24. Februar 1867 findet sich der erste Nachweis vom „Mechanischen Theater des Gottfried Hermann Reinbold.“ Neben Puppenspielen präsentierte er das „Theatrum mundi“, bei dem vor einer Kulissenbühne Figuren auf Laufschienen mechanisch bewegt wurden. Sie stellten Schlacht- oder Genreszenen, wie zum Beispiel eine Seeschlacht oder Straßenleben dar. Das Theater hatte seinen Standort auf der Unteren Hainstraße und später auf dem Brühl. Es existierte bis etwa zur Jahrhundertwende. Nach dem „Generalanzeiger für Chemnitz und Umgegend“ wies der Spielplan für 1892 zwölf Schauspiele für Erwachsene und vier für Kinder aus. Ab 22. April 1877 lud „Henschels Restaurant“ in Gablenz zum großen „Kunsttheater“ ein. Im Laufe der Zeit kamen noch andere hinzu und vergingen wieder. Das beständigste und langlebigste mit neun Jahrzehnten war jedoch der „Henschel- Pimper“. Seine Marionetten, an Fäden von oben mit geschickten Händen geführt, hatten im Durchschnitt eine Höhe von 1,20 bis 1,50 Metern. Sie entsprachen damit der Größe 11/12- jähriger Kinder. Sie sollten das Auftreten wirklicher Menschen vortäuschen. Der „Menschenfresser“, der sein Mundwerk bewegen und die Augen fürchterlich rollen konnte, war sogar mannshoch.

aus VS Aktuell 4/2006, erschienen im  VS Aktuell 4/2006 Aus der Stadtgeschichte