Seniorenkonferenz Chemnitz 2010 – Zur Situation der Senioren in Ostdeutschland

Unter dem Motto „Von Senioren für Senioren“ fand am 1. Oktober im großen Saal des „Kraftwerk e.V.“ eine Seniorenkonferenz statt. Eingeladen hatte dazu das  Seniorenpolitische Netzwerk Chemnitz (SPN), in dem 20 Vereine, Seniorengruppen und Sozialverbände der Stadt vertreten sind. Ziel der Konferenz ist gewesen, einen Umdenkprozess bzw. eine Neuorientierung einzuleiten, die eine wirksame Mitgestaltung und Mitbestimmung der Senioren ermöglicht und welche die Respektierung der Lebensleistungen und Erfahrungen der älteren Menschen sowie höhere gesellschaftliche Anerkennung beinhaltet.
 Prof. Dr. Hanna Haupt vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Branden­burg e.V. hielt einen Vortrag über Ergebnisse ihrer Studien bezüglich den Erwartungen der Menschen in Ostdeutschland, über ihre Zufriedenheit mit den Lebensbedingungen, über Lebensqualität und Altersarmut. So sei beispielsweise die größte Unzufriedenheit aufgrund der Arbeitslosigkeit, der Aussicht auf „Rente mit 67“ und damit einer Niedrigrente in der Gruppe der Männer zwischen 50 und 60 Jahren festzustellen. Sie wies weiter darauf hin, dass das jetzige „Sparpaket“ der Bundesregierung Altersarmut geradezu produziere.
 Ein weiteres Beispiel: 40 % der Ostdeutschen glauben nicht an eine Angleichung der Lebensverhältnisse Ost-West. 18 % glauben an eine Angleichung in etwa 10 Jahren.
 Nicht der ständig beschworene demografische Wandel sei für die künftigen Niedrigrenten verantwortlich, sondern die Ursachen dafür seien der große Niedriglohnsektor, die hohe Arbeitslosigkeit und das soziale Milieu. Diese Punkte wurden ausführlich in der Studie „Sozialreport 50+“ begründet.
 Hanna Haupt wies eindringlich darauf hin, dass es gerade jetzt darauf ankomme, die Angleichung des Rentenwertes Ost an den allgemeinen Rentenwert immer wieder einzufordern und nicht zuzulassen, dass die jetzigen Ostrenten festgeschrieben werden.
 Dr. Harald Uerlings vom Gesundheitsamt der Stadt Chemnitz sprach zum Thema Gesundheitsfragen. Er stellte für ein gesundes und langes Leben folgende Kriterien in den Mittelpunkt: positives Denken (nicht jammern oder resignieren), Körperertüchtigung, Gesunde Ernährung, das Vermeiden von Einsamkeit sowie die Pflege von sozialen Kontakten.
 Bürgermeisterin Heidemarie Lüth sprach zur seniorenpolitischen Situation in Chemnitz. Nach ihren Aussagen plane die Stadt, Stadtteilentwicklungskonzepte zu erarbeiten, an denen die Senioren mitwirken sollen.
 Sabine  Zimmermann, Vorsitzende der DGB-Region Südwestsachsen, sprach zum Kampf der Gewerkschaften gegen das Sinken der Renten durch Arbeitslosigkeit und der „Rente ab 67“ sowie der neuen Gesundheitsreform. Die Änderungen bei der Krankenversicherung würden dazu führen, dass die Gesundheit zur Ware werde, die buchstäblich erkauft werden muss.
 Nach der Diskussion wies Prof. Dr. Werner Fürbaß vom SPN in seinem Schlusswort neben vielen anderen Gedanken nochmals eindringlich darauf hin, dass mit den unterschiedlichen Rentenwerten Schluss gemacht werden müsse. Die in den Medien verbreiteten falschen Argumente dürfen nicht dazu führen, dass der Kampf um gerechte Renten aufgegeben wird.
 Die Seniorenkonferenz wurde durch den Seniorenchor der Volksolidarität Chemnitz und einer Tanzgruppe des „Kraftwerkes e.V.“ kulturell umrahmt.

aus VS Aktuell 4/2010, erschienen im  VS Aktuell 4/2010 Seniorenpolitisches Netzwerk