Fachtagung zur Palliativversorgung

Leben bis zum letzten Moment in Würde ermöglichen

„Leben bis zuletzt“ – darum geht es in der Begleitung Sterbender durch die professionelle Palliativversorgung. Wie das möglich ist und welche Bedingungen dafür notwendig sind, damit beschäftigte sich eine Fachtagung des Kompetenzzentrums Pflege des Bundesvorstandes der Volkssolidarität am 7. Mai 2014 in Berlin. Sie stand unter dem Motto „Leben bis zuletzt. Anforderungen an Palliative-Care- vom Auszubildenden bis zur Geschäftsführung“. Rund 140 Teilnehmende aus der Volkssolidarität und anderen Verbänden folgten der Einladung.

Bedingt durch den demographischen Wandel hat die Palliativversorgung in der Pflege in den letzten Jahren zunehmend mehr an Bedeutung gewonnen. „Laut einer Umfrage wünschen sich fast 90 Prozent aller Deutschen einen würdevollen Übergang vom Leben zum Tod, wie im Film.“ Darauf wies Torsten Schmuhl, Leiter des Kompetenzzentrums Pflege, zu Beginn hin. Ziel sei es, Pflegekräfte und Auszubildende der Volkssolidarität und anderer Verbände sowie die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen zu unterstützen. „Wir freuen uns, dass wir mit unserem Thema einen Nerv getroffen haben“, betonte die Vizepräsidentin der Volkssolidarität Carola Ahlert. Von den fast 18.000 Beschäftigten bei der Volkssolidarität arbeite etwa die Hälfte in der Pflege.

Auszubildende der Volkssolidarität aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt stellten ihre theoretischen und praktischen Erfahrungen vor. Sie äußerten aber ebenso ihre Erwartungen an die Verbände als Träger. „In der Praxis gehen Theorie und Praxis weit auseinander. Ich habe nicht genügend Zeit, am Sterbebett zu sitzen“, so Yvonne Lehmann aus Berlin. „Es fehlen Informationen und Kooperationen mit Hospizen“, bedauerte Nadine Seidel  aus Brandenburg. „Auszubildende erfahren eine Schulung zum Thema. In der Praxis ist ein Wissenstransfer unter Kollegen oft schwierig und es fehlt ein Sterbebegleitungskonzept.“, berichtete Nadine Ringel aus Sachsen-Anhalt.

„Das von der Robert Bosch Stiftung geförderte Projekt ‚Praxistage für Auszubildenden‘ setzt mit einem Konzept der Netzwerkbildung an der Praxis an“, berichteten Andreas Göbel und Christine Wagner von der Volkssolidarität Dresden gGmbH. Christine Wagner ist die Heimleiterin Wohnen mit Pflege in Leupnitz. Sie zeigten, wie im stationären Bereich sowohl durch einen Austausch zwischen Auszubildenden und Mitarbeitern als auch durch Netzwerkbildung zwischen verschiedenen Professionen die letzte Lebensphase für Heimbewohner verbessert werden konnte. Dabei hilft die länderübergreifende Kooperation mit dem Seniorenheim im tschechischen Bystrany mit dem Schwerpunkt der Begleitung von Menschen mit Demenz in der Sterbephase.

Susanne Rehberg berichtete von der Arbeit des ambulanten Hospizes der Sozialdienste der Volkssolidarität gGmbH Berlin, den sie leitet. „Wir betreuen in der Häuslichkeit und das ist dort, wo die Menschen leben, ob in einer privaten Wohnung oder in einem Heim. Ambulante Hospizdienste sind nicht so bekannt wie die stationären.“ Sie beschrieb Hospizarbeit als „eine Haltung, eine Offenheit gegenüber diesem Thema“.

Auszubildende aus der Sozialakademie Sangerhausen präsentierten Facetten des Umgangs mit Trauer und Tod und wie unterschiedlich verschiedene Kulturen damit umgehen. Sie stellten verschiedene Rituale des Abschiednehmens und Phasen der Trauerarbeit vor.

Der Blick auf die Rechtslage durch Dr. Sylvia Hacke,  Rechtsanwältin (Hamburg) rundete die Veranstaltung ab. Sie appellierte an Auszubildende und Träger: „Ohne eine Pflegefachkraft dürfen Auszubildende und Hilfskräfte keine palliative Versorgung leisten. Durch die Empfehlungen des GKV-Spitzenverbandes wurden die Anforderungen an die Weiterbildung zur palliativen Pflegefachkraft erhöht.“ Es sei problematisch, dass der Spezialisierung einer Fachkraft für die Palliativversorgung immer mehr Steine in den Weg gelegt werden, stellten mehrere der Teilnehmenden fest. Und das, obwohl in Folge des demographischen Wandels diese Fachkräfte heute und morgen verstärkt in der Pflege gebraucht werden, wie es in der Diskussion hieß.  

Die drei jungen Musiker der Band „John Apart“ aus Potsdam begleiteten die Veranstaltung mit Songs über die großen und kleinen Themen des Lebens. 

aus VS Aktuell 2/2014, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 2/2014