Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit für Kinder

Der Duft von Kaffee, Kakao, Glühwein, Stollen und Lebkuchen hatte sich an diesem 2. Dezember im festlich geschmückten Speisesaal des Seniorenpflegeheims „An der Mozartstraße“ verbreitet. Die ersten Gäste aus der Wohngruppe 007 versammelten sich. An sechs Plätzen der langen Tafel hatten freundliche Wichtel je ein Päckchen Buntstifte gelegt. Es wurden ja, wie jedes Jahr, kleine Gäste erwartet.

Gemeinsam mit Petra Linke, Sozialbetreuerin der Wohnanlage Mozartstraße, und mit der Unterstützung vieler Helfer und Sponsoren hatte Gabriele Reichel, Qualitätsmanagementbeauftragte der Volkssolidarität Chemnitz, ihre zweite und mittlerweile insgesamt die neunte Weihnachtsfeier für sozial benachteiligte Kinder liebevoll und engagiert vorbereitet.  

Gegen 14:45 Uhr fuhr das Vosi-Mobil mit Sandro Pelltoth am Steuer vor und brachte die Kinder, begleitet von Erzieherin Manuela Nitsch und ihrem jungen Kollegen Johannes Klubsch aus der Kindertagesstätte Sonnenbergstrolche. Mit Handschlag begrüßten sie die Anwesenden, nahmen Platz, tranken warmen Kakao und naschten von den Süßigkeiten. 

Gabriele Reichel begrüßte alle auf das Herzlichste und verkündete, dass sie schon den Weihnachtsmann gesehen hätte. Ob er denn schon in der Nähe wäre? – Worauf ein lautes Klopfen zu hören war. Es wurde mucksmäuschenstill. Dann aber, aus voller Kehle: „Weihnachtsmann!“ Die Tür öffnete sich und der Weihnachtsmann kam mit einem lauten „Ho, Ho, Ho“ und „Draus vom Walde“ herein. Er hatte deutlich zugenommen, da halfen nicht mal drei Diäten gleichzeitig (von nur einer Diät wird ein Weihnachtsmann doch nicht satt!). Diesmal sei er aufgrund des Schneemangels nicht mit dem Schlitten, sondern mit der Straßenbahn gekommen und habe wegen der vielen Leute keinen Sitzplatz bekommen. Sogleich wurde ihm ein Stuhl angeboten. Er bat zwei Kinder zu sich, die ihm beim Geschenkeverteilen assistierten. Jedes Kind rief er zu sich. Sie sagten kleine Gedichte auf oder sangen ein Lied, worauf jeder sein Geschenk erhielt.

Der Weihnachtsmann war vergesslich geworden. Mehrere große Tüten mit Geschenken standen noch vor der Tür! Er wird eben nicht jünger. Endlich hatte jedes Kind seine Geschenke, die gleich ausgepackt wurden. Die Freude war groß: Hosen oder T-Shirts, vor allem dringend benötigte warme Jacken hatte der Weihnachtsmann gebracht und dazu noch tolle Bücher.

Die Kinder bedankten sich  bei Petra Linke und Sandro Pelloth mit einem kleinen Geschenk. Sogar der Weihnachtsmann, vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte, erhielt eine Gabe. Der hat sich mächtig gefreut, berichtete Matthias Ernst, sein ständiger Begleiter. 

Der Weihnachtsmann verabschiedete sich, um noch zu anderen Feierlichkeiten zu erscheinen. Aber die Vergesslichkeit! Keine drei Minuten später war er zurück: Er hatte den Geschenkesack liegen lassen. 

Nun revanchierten sich die Kinder mit einem kleinen Weihnachts­programm, begleitet auf der Gitarre von Manuela Nitsch und Johannes Klubsch. Bei Liedern wie „Unser Tannenbaum“, „In der Weihnachtsbäckerei“ oder „Lasst uns froh und munter sein“ stimmte das Publikum mit ein und klatschte den Takt. Besondere Freude bereiteten die Gedichte vom Igel und der Rabenfamilie. Die kleinen (und großen) Künstler erhielten Beifall und viel Lob.

Danach setzten sich alle an den gedeckten Tisch und ließen es sich schmecken. Johannes Klubsch dankte in herzlichen Worten allen, die diesen Nachmittag organisiert und unterstützt haben. 

In Windeseile war dieser zu Ende. Draußen wurde es dunkel, die Kinder winkten noch ein letztes Mal. Sandro Pelloth mit dem Vosi-Mobil brachte sie wieder sicher nach Hause.

Im 70. Jahr des Bestehens der Volkssolidarität zeigte sich an diesem Tag erneut eine der großen Traditionen des Verbandes:  Denen zu helfen, die wenig oder nichts haben und in Kinderaugen ein Strahlen zu zaubern.

VS Aktuell im Gespräch mit Organisatorin Gabriele Reichel

Wann beginnen in der Regel die ersten Vorbereitungen?

Bereits im März mit der Terminabstimmung mit unserem Fahrer Sandro Pelloth, Heimleiter Michael Furch und Kristin Scherf, der Leiterin der Kindertagesstätte Sonnenbergstrolche. Ab August erfolgt die Abstimmung mit der Wohngruppe und Petra Linke, die sich u. a. um die Einladung der Wohngruppenmitglieder kümmert.

Woran muss bei der Vorbereitung gedacht werden?

Die Planung der Mittel, die Suche von Sponsoren, das Einholen der Unterstützung durch den Fachgebietsleiter Mahlzeitenversorgung Martin Spur und durch die Mitarbeiter der Küche. Außerdem muss der Weihnachtsmann eingeladen werden. Petra Linke sorgt für die Einplanung der Feier in das Programm der Wohngruppe. Welche Kinder dabei sein sollen, wird gemeinsam mit den Eltern und der Kita besprochen. Wichtig sind die passenden Geschenke – und nicht zu vergessen: eine ansprechende Dekoration des Raumes und die Gewinnung fleißiger Wichtel, die die Geschenke besorgen und liebevoll einpacken. Für den Notfall, wenn z. B. ein Wichtel oder ein Kind kurzfristig ausfällt, muss es noch einen Plan geben.

Was bewegt und motiviert Sie persönlich, diese Feier vorzubereiten?

Es ist die Freude und die Dankbarkeit dieser Kinder.

Was war diesmal anders als in den vergangenen Jahren?

Unkompliziert hatten sich mehr Sponsoren mit Geld- und Sachspenden, aber auch mit persönlicher Zeit an der Vorbereitung und durch die Mithilfe bei der Weihnachtsfeier beteiligt. Von unserer Zentralküche kamen die Getränke, die Ahornapotheke spendete Bücher und erstmals bekamen wir von der Bäckerei Schreyer Stollen und Plätzchen. Um im Zeitplan zu bleiben und der Aufregung der Kinder geschuldet, hatten wir den Weihnachtsmann gebeten, gleich am Anfang zu erscheinen. Wirklich neu war das Zutrauen der Kinder zum Weihnachtsmann. Die schönen Lieder und Gedichte, die sie ihm vorgetragen haben! Richtige kleine Künstler waren dabei.

Was stand in diesem Jahr auf dem Wunschzettel der Kinder?

Das weiß nur der Weihnachtsmann – aber den Kindern nach zu urteilen, hat er wohl ihre Wünsche  erfüllt. Ich finde es wichtig, dass jedes Kind ein Buch erhält. Besonders schön war, dass die Kinder darin blätterten und die Senioren ihnen daraus vorlasen. Toll fand ich, dass die neuen Buntstifte gleich beim Bildermalen ausprobiert wurden, was unserer Reporterin der VS Aktuell einige Schreibblockblätter kostete.

Ist die Weihnachtsfeier für nächstes Jahr erneut geplant?

Ja. Am Konzept werden wir noch basteln.

aus VS Aktuell 1/2016, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 1/2016 Aus dem Stadtverband