Wir brauchen eine Zeitung

Es war beinahe wie vor reichlich 20 Jahren. Damals sagte er zu mir: „Wir brauchen eine Zeitung, kümmere dich darum.“  Kürzlich hieß es: „Wir feiern Jubiläum, du musst aufschreiben, wie alles begann.“
Die Rede ist vom damaligen Geschäftsführer und heutigen Vorsitzenden des Stadtverbandes Chemnitz, Andreas Lasseck und mir, dem Autor dieses Beitrages.

 

Ja, wie hat es denn nun  angefangen, damals 1999? Ich hatte wenige Tage vorher meine Tätigkeit als Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit im Stadtverband begonnen und stand nun vor einer Aufgabe, von der ich zunächst keine Ahnung hatte. Zeitung lesen und Zeitung auswerten, das konnte ich wohl, aber eine Zeitung machen, eine ganz neue mit eigenen Texten und Bildern und in eigener spezifischer Form, das war absolutes Neuland für mich.

Die Stadtverbände Dresden und Leipzig hatten bereits eine eigene Zeitung. Als ich sie mir angeschaut hatte, wusste ich sofort, so eine Art Zeitung wollte ich nicht. Keine Zeitung mit mehr oder weniger allgemeinen Tagesthemen und Programmen, sondern eine echte Mitgliederzeitung war mein Ziel. Die Mitgliedergruppen sollten aus ihrem Gruppenleben berichten können und der Vorstand Informationen und Hinweise zum Anliegen der Arbeit der Volkssolidarität und ihren Angeboten geben. Meine Vorstellung war, einen Dialog zwischen Vorstand und Mitgliedergruppen und den Gruppen untereinander ins Leben zu rufen.

Diesem Konzept stimmte der Vorstand zu und nun begann die eigentliche Arbeit. Jede Zeitung braucht ein Gerüst, Rubriken unter denen das Bestehende und sich Entwickelnde dargestellt und beschrieben werden konnte. Von der ersten Ausgabe an wurde unter den Rubriken gut gewohnt, gut gepflegt, gut behütet und gut verreist aufgezeigt, was der Stadtverband zu bieten hatte. Dass diese Bausteine noch heute in jeder Ausgabe ihren Platz haben, zeigt, wie treffend die damaligen Entscheidungen waren. Weitere Säulen waren die Beiträge: „Zur Stadtgeschichte“, „Vorgestellt im Ehrenamt“, „Tipps vom Apotheker“, die ebenfalls Bestand bis heute haben.

Die Zeitung brauchte einen Namen. Ich erinnere mich, wie mehr als 30 Vertreter von Wohngruppen zusammengekommen waren, um diesen zu finden. Es waren Vertreter vieler Berufsgruppen, ehemalige und aktive Arbeiter, Ingenieure Ärzte, Fotografen, Journalisten und Buchhalter. Es war für alle eine ungewöhnliche Aufgabe. Sehr schnell wurde klar: Alles, aber auch alles, was darauf hindeuten könnte, dass es sich hier um eine Zeitung für alte Menschen handeln könnte, wurde grundsätzlich abgelehnt. Das betraf solche Vorschläge wie „Lebensweisheit“oder „Lebenslinien“ oder „Im Alter aktiv“ u. a. In dieser Beratung kamen wir zu keinem Ergebnis. So wurde ich beauftragt, einen Zeitungsnamen zu finden, der Aktualität und Lebendigkeit vermittelt. Seit nunmehr 20 Jahren heißt die Zeitung „VS Aktuell“, äußerlich im gleichen Format, in der gleichen Farbgebung, ein Eigenprodukt des Stadtverbandes Chemnitz, das keiner mehr missen möchte.
Auf zwei Dinge möchte ich noch eingehen. Ziel war es, dass die Mitglieder und Einrichtungen des Stadtverbandes die Zeitung mit eigenen Beiträgen mitgestalten. Dies erwies sich als sehr schwierig. Die Scheu davor, etwas aufzuschreiben, was dann von vielen gelesen werden konnte, war groß. Es war viel Überzeugungsarbeit notwendig, um diese Barriere zu überwinden.

Ob man es heute glauben mag oder nicht, vor 20 Jahren war die Welt noch nicht so digital wie heute. Vieles begann gerade erst und es gab nur wenige, die das Können und die technischen Voraussetzungen hatten, eine Zeitung zu gestalten. Wir fanden eine Agentur in Dresden, die aus dem Stapel der von uns auf Papier geschriebenen Texten und Bildern eine Zeitung gestalteten. Anfangs bedurfte es vieler Gespräche und Diskussionen, bis aus Sicht der Agentur die Machbarkeit mit unseren Vorstellungen übereinstimmten. Dabei erfuhr ich auch, dass es nicht genügt, einen Zeitungsnamen festzulegen. Es musste geprüft werden, deutschlandweit und darüber hinaus, ob der gewünschte Name nicht bereits von jemanden verwendet wurde.
Mit Freude konnte ich verfolgen, wie sich die Zeitung nach meinem Abschied als verantwortlicher Redakteur weiterentwickelt hat. Zu den erwähnten Rubriken kamen neue hinzu. Das Feld, über das berichtet werden kann, ist viel größer geworden und auch die Anzahl der Mitglieder, die Artikel und Beiträge schreiben, ist deutlich gestiegen.

Unerwähnt bleiben darf auf keinen Fall, dass es von Anfang an gelungen war, treue Helfer von außerhalb der Volkssolidarität zu gewinnen, die mit ihren Zuarbeiten unsere Zeitung reicher gemacht haben. Zu ihnen gehören der leider kürzlich verstorbene Wolfgang Bausch mit seinen gern gelesenen Beiträgen zur Stadtgeschichte ebenso wie Klaus Müller, der viele Mitglieder in ihrem Ehrenamt vorstellte und heute noch Interessantes von unseren Nachbarn berichtet. Der Apotheker Elmar Werner und seine Gesundheitstipps gehört dazu und Harry Schwarz, der viele Jahre die Rätselseite betreute.

 

20 Jahre VS Aktuell sind wie im Fluge vergangen. Den heutigen Machern der Zeitung möchte ich für die unzähligen interessanten und informativen Beiträge danken. Sie halten mich und viele andere über das Leben und die Arbeit im Stadtverband Chemnitz der Volkssolidarität auf dem Laufenden. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg in ihrer Arbeit.Vielleicht kann später einer von ihnen über das 40-jährige Jubiläum unserer Zeitung berichten.

aus VS Aktuell 1/2020, erschienen im  Zeitsplitter   VS Aktuell 1/2020