Antibiotika waren im 19. Jahrhundert die medizinische Errungenschaft schlechthin, denn Infektionskrankheiten, die bis dahin nicht behandelt werden konnten und oftmals auch zum Tod der Erkrankten führten, konnten nun plötzlich schnell und scheinbar völlig unkompliziert behandelt werden. Dass dieses Medikament auch irgendwann einmal Probleme bringen würde, konnten sich die Menschen zu dieser Zeit der Entdeckung der Wunderwaffe im Medizinbereich nicht vorstellen.
Bei Antibiotika handelt es sich um Substanzen, die Bakterien, also einzellige Mikroorganismen bedingt durch ihre bakterizide Wirkung abtöten können und darüber hinaus das Wachstum dieser Bakterienstämme behindern. Hier handelt es sich um die sogenannte bakteriostatische Wirkung, die diese Medikamente erzielen.
Bedingt durch die Tatsache, dass sich die Bakterien sehr vom menschlichen Körper unterscheiden und in der Zellwand, dem Vererbungsapparat und auch der Eiweißsynthese völlig anders als die menschliche Körperzelle reagieren, setzen Antibiotika genau an diesen Stellen an, um die Verbreitung im Körper zu vermeiden.
Unterschieden wird in sogenannte Breitband-Antibiotika, die unterschiedliche Bakterienstämme behandeln und besiegen sollen, und sogenannte Schmalspektrumantibiotika, die für bestimmte Krankheitserreger und deren Beseitigung konzipiert sind.
Zudem haben in der Medizin die sogenannten Reserveantibiotika eine wichtige Aufgabe. Ihr Einsatz erfolgt immer dann, wenn eine Antibiotika-Resistenz verzeichnet wurde oder aber wenn die Infektion besonders stark ausgefallen ist. Die Nachteile dieser Reserveantibiotika liegen darin, dass sie deutliche teurer als die anderen beiden Sorten sind und für den Patienten häufig auch eine schlechtere Verträglichkeit mitbringen.
Trotz einer deutlichen Verbesserung der medizinischen Versorgung und eben trotz Vorhandensein verschiedener Arten von Antibiotika sterben inzwischen weltweit jährlich rund 20 Millionen Menschen an Infektionskrankheiten, trotz vorhandener Antibiotika. Der Hintergrund für diese Todesfälle ist aber nicht, dass Antibiotika nicht greifbar wären für die Behandlung, sondern eine sogenannte Antibiotika-Resistenz, die gerade in Industrieländern vermehrt um sich greift.
Die Krankheitserreger vieler Infektionskrankheiten sind nämlich so flexibel, dass sich die Medizin und die Wissenschaft einem harten Kampf stellen müssen, um hier am Ball bleiben zu können. Selbst Länder wie Deutschland müssen inzwischen feststellen, dass die Heilungschancen mit Antibiotika deutlich schlechter geworden sind.
War die Antibiotika-Resistenz in den Jahren 1975 bis 1984 praktisch noch nicht vorhanden, nahm diese nach dieser Zeit rapide zu und Bakterienstämme konnten sich gegen die Behandlung mit Antibiotika oftmals problemlos behaupten.
Ein Antibiotikum sollte also nicht leichtfertig verschrieben werden und Patienten sollten sich immer genau über die Notwendigkeit der Gabe informieren lassen, denn bei rund 50 bis 70 Prozent der Fälle, in denen ein Antibiotikum verschrieben wurde, waren entweder die Auswahl des Medikamentes falsch oder Dosierung sowie Behandlungsdauer falsch angeraten.
Ob Mediziner dies aus Unwissenheit oder auch einem Sicherheitsbedürfnis heraus tun, ist nicht sicher und kann nur vermutet werden. Tatsache ist, dass ein geringerer Einsatz von Antibiotika in der Medizin auch die Resistenzen eindämmen könnte.
Antibiotika sollten wirklich nur im absoluten Bedarfsfall eingesetzt werden. Dann müssen sie aber konsequent und regelmäßig bis zur völligen Auskurierung der Krankheit genommen werden, um eine Antibiotika-Resistenz der Bakterienstämme nicht zu begünstigen.