Wer hätte das gedacht, dass der im gesamten Verein bekannte Fachgebietsleiter für Mitgliederbetreuung und Begegnungsstätten sowie Stadtrat Andreas Wolf seine berufliche Laufbahn in einem ganz anderen Gebiet begonnen hat?
Nach seiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolvierte er seinen Zivildienst beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt der Stadt Chemnitz. Und arbeitete dort als Friedhofsgärtner. Durch die Natur zum Nachdenken angeregt, entschloss er sich, in einen anderen Bereich zu wechseln.
Trotz geteilter Meinungen seiner Bekannten ließ er sich nicht von seiner Idee abbringen und machte eine zweite Ausbildung zum Floristen. Nach erfolgreichem Abschluss der Floristiklehre eröffnete er ein eigenes Geschäft, mit welchem er sich auf exotische Blüten spezialisiert hatte. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm und so lief sein Laden, aufgrund von Bauarbeiten, dreimal mit Dreck und Gülle voll.
Schon während dieser Arbeit war in verschiedenen Vereinen engagiert und organisierte beispielsweise im Kneipp Verein Chemnitz e.V. Veranstaltungen. Und wie es der Zufall wollte, kam er eines Tages in die Begegnungsstätte auf der Scheffelstraße. Die Arbeit mit Senioren gefiel ihm so gut, dass er sich ehrenamtlich einsetzte. Nach der Schließung seines Geschäftes weitete er sein Ehrenamt weiter aus und nach kurzer Zeit bewarb er sich trotz einiger Zweifel, hatte er doch keine Ausbildung in diesem Bereich, bei der Volkssolidarität. Doch diesmal meinte es das Schicksal gut mit ihm und er bekam die Möglichkeit, ein neues Projekt aufzubauen.
„Wohnen mit Service“
Das „Wohnen mit Service“ auf der Bruno-Granz-Straße in Chemnitz. Für die dort ansässigen Bewohner sollte er als Sozialbetreuer da sein und Unterstützung in allen Situationen leisten. Sein Motto für dieses Projekt könnte nicht treffender formuliert sein: Dort, wo Hilfe gebraucht wird, soll sie ermöglicht werden. Zusätzlich wurde im Veranstaltungsraum des Wohnhauses ein Programm aufgebaut, welches den teilweise hochbetagten Hausbewohnern kulturelle Abwechslung bot.
Hier entstand auch die Idee, „Willi Schwabes Rumpelkammer“ Leben einzuhauchen. Schon im Alter von sieben Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für die Ufa-Filme und die Operetten und ist bis heute davon fasziniert. Gemeinsam mit dem Tenor Harald Meyer und eine ihm bekannte Sopranistin, Ellen-Haddenhorst Lusensky, feierten sie die Premiere der „Rumpelkammer“ im Veranstaltungsraum der Bruno-Granz-Straße 70a. Der Auftritt war ein voller Erfolg und ein Kindheitstraum ging für Andreas Wolf in Erfüllung. Es folgten noch weitere Auftritte und schließlich fand im Jahr 2008 die „Rumpelkammer“ ihren Höhepunkt zur Veranstaltung BUNTES HERBSTLAUB vor 2 x 1.800 Besuchern in der Stadthalle Chemnitz.
Nach einem halben Jahr in der Bruno-Granz-Straße koordinierte er zusätzlich die Begegnungsstätten des Stadtverbandes.
Mitgliederbetreuung
Nach zwei sehr schönen und vor allem abwechslungsreichen Jahren bekam er die Möglichkeit, die Fachgebietsleitung für die Mitgliederbetreuung des Stadtverbandes zu übernehmen. Obwohl es ihm sehr schwer fiel, das „Wohnen mit Service aufzugeben, nahm er die neue Herausforderung an. Unter seiner Führung sind die Mitarbeiterinnen des Fachgebietes das Bindeglied zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Leitungen der Wohngruppen sowie den über 600 ehrenamtlichen Volkshelfern. Auf Grundlage eines langjährig bewährten Beratungssystems werden die Wohngruppen über wichtige Entwicklungen im Stadtverband und den übergeordneten Gremien informiert und haben gleichzeitig die Möglichkeit, Erfahrungen bei der Betreuung der Mitglieder in den Wohngebieten von Chemnitz auszutauschen.
Eine seiner wichtigsten Tätigkeiten dabei ist es, neue engagierte Volkshelfer gemeinsam mit den Leitungen der Wohngruppen auszuwählen bzw. zu gewinnen und sie für die Übernahme einer ehrenamtlichen sehr anspruchsvollen Tätigkeit in einer der Wohngruppen einzuarbeiten. Die Bedingungen dafür sind gut. Wenn es auch gegenwärtig aufgrund der gesellschaftlichen Situation in den neuen Ländern der Bundesrepublik und auch in Chemnitz sehr schwierig ist, Bürger im Ruhestand für ein Ehrenamt zu gewinnen, so hat die Volkssolidarität doch insgesamt gute Voraussetzungen. Ehrenamt, wie es in der Volkssolidarität gelebt wird, ist ein über 65 Jahre gewachsenes Alleinstellungsmerkmal unseres Vereins. Als ehrenamtliche Initiative 1945 gegründet, spricht es auch heute noch viele Menschen an, sich ehrenamtlich um ältere und hochbetagte Menschen zu kümmern. Ausdruck dafür sind die jährlichen Aufnahmen in unseren Verein. Im Jahre 2009 waren es 377. In den ersten 7 Wochen des Jahres 2010 stellten bereits über 40 Bürger einen Antrag, in die Volkssolidarität aufgenommen zu werden.
Es hat sich gezeigt, dass sich Bürger besonders dann für eine ehrenamtliche Arbeit in einer Wohngruppe interessieren, wenn sie spüren, dass die Arbeit in der Wohngruppe funktioniert und von den Mitgliedern anerkannt wird. Ausdruck dafür ist zum Beispiel der Jahresarbeitsplan, wodurch sich jedes Mitglied langfristig orientieren kann.
Hervorzuheben ist, dass Herr Wolf bei Problemen in einer Wohngruppe auch gleich mal als Leiter der Wohngruppe fungiert. So z. B. im Bereich Scheffelstraße, wo er mit der Leiterin der Sozialstation Frau Müller und der Leiterin der Begegnungsstätte Frau Rüffert die Leitung einer Wohngruppe übernommen hat.
Peperoni-Club
Als Alternative zu den Wohngruppenveranstaltungen gründete Andreas Wolf im Jahre 2007 den Peperoni-Club. Mit diesem Projekt will er insbesondere jüngeren Menschen interessante Veranstaltungen anbieten. Es sind Aktivitäten für Menschen, die aktiv sein wollen, Energie tanken und aus dem Alltagsstress heraus wollen. Bei Wanderungen, Fahrradtouren, Nordic Walking oder gemeinsamen kulturellen und sportlichen Unternehmungen wie Bowling, Theater u.a. ist jeder herzlich willkommen. Gemeinsam mit Christina Prügner will er dieses Angebot weiter ausbauen. Auch hier können ehrenamtlich Interessierte eine dankbare Aufgabe finden.
Unterstützung von Bedürftigen
Doch auch in anderen Bereichen liegt ihm das Ehrenamt stark am Herzen. Neben den hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern leisten die Volkshelfer ehrenamtlich jährlich zwischen knapp 16.000 und fast 20.000 Stunden Nachbarschaftshilfe für Bürger, die sich professionelle Hilfe nicht leisten können. Leider nimmt diese Zahl jährlich zu. Hauptproblem dabei ist, dass besonders Hochbetagte ohne Pflegestufe aufgrund der fehlenden Rentenangleichung an das Westniveau nicht über das notwendige Einkommen verfügen.
Besonders willkommen sind unsere Volkshelfer bei Geburtstagen, bettlägerigen Menschen und bei Krankenhausaufenthalten. Oft sind sie die einzigen Gratulanten oder Besucher.
Diese Mitgliederarbeit ist einmalig in Deutschland. Durch dieses System werden auch viele Menschen erreicht, die sonst einsam und allein wären.
Führung des Fachgebietes Begegnungsstätten
Die Mitgliederbetreuung und Koordinierung der Begegnungsstätten gehen ineinander über. Andreas Wolf sieht seine Aufgabe darin, die Leiter der Einrichtungen mit dem Ziel anzuleiten, dass sie ihr eigenständiges Profil als Senioreneinrichtung gestalten und für die insbesondere älteren Bürger unserer Stadt interessant sind. Eine große Aufmerksamkeit widmen sie insbesondere zusammen mit den Leitungen der Wohngruppen jenen älteren Menschen, die sich zu Hause einkapseln. Sie aus ihrer Einsamkeit herauszuholen, sie in die Gemeinschaft zu integrieren - das ist der Anspruch, den sich die Leiter unserer Einrichtungen mit Erfahrung und viel Geschick stellen.
Aber auch bei der Teilnahme des Vereins am Stadtparkfest oder der Organisation des Mitarbeiterwandertages ist er zur Stelle. All das macht ihm großen Spaß, lockert die ohnehin sehr interessante Arbeit auf und gestaltet sie noch vielseitiger.
Arbeit im Stadtrat
Seit gut einem halben Jahr hat sich Andreas Wolf noch einer weiteren Herausforderung in seiner Freizeit gestellt. Die Wählervereinigung der Volkssolidarität und der damit einhergehende Stadtratsposten ist neues Terrain für ihn, doch er ist glücklich über die Chance, die er damit erhalten hat. Sich für die Bürger der Stadt einzusetzen, ihre Interessen zu vertreten, ist sein Ziel im Stadtrat.
Eigentlich wollte Andreas Wolf nie mehr als Angestellter arbeiten, doch bei der „Vosi“ habe er eine erfüllte und sinnvolle Arbeit gefunden. Er liebt die Arbeit mit den Menschen und fühlt sich in der Gesellschaft seiner Mitglieder sehr wohl. Und wenn er in seiner freien Zeit zu Hause ist, findet man ihn oft im Garten. Dann kommt er wieder dorthin zurück, wo er einst angefangen hat.