Gespensterspuk im Kindergarten

„Vor vielen Jahren lebte auf Burg Malstein eine Gespensterfamilie. Der Vater, Herr von Malstein, ...“ Diese fantasieanregende Geschichte, in der sich ein Gespenst offen zu seinen Ängsten bekennt, löste bei den Kindern der „Delfingruppe“ großes Interesse und Neugier aus. Gibt es überhaupt Gespenster? Wenn ja, wo leben sie? Wie sehen sie aus? Was essen sie?

Nach einer ausführlichen Gesprächsrunde waren alle Kinder begeistert und gestalteten sich sogleich Masken nach ihren Vorstellungen von „guten“ und „bösen“ Gespenstern. „Morgen bringe ich meine Taschenlampe mit, wir lassen die Jalousien herunter und dann spielen wir Gespenster“ sagte Sarah. Nun waren alle Feuer und Flamme. Auch wir Erwachsenen ließen uns von der Begeisterung der Kinder anstecken. Gemeinsam heckten wir Pläne aus, wie man ein Fest mit Gespenstern gestalten könnte.

Die wichtigste Frage der Kinder war: „Wo werden wir wohnen?“ – denn Gespenster hausen ja auf einer Burg oder einem Schloss. Dieses Problem war einfach zu lösen. Wir sicherten uns alle Decken des Kindergartens und verwandelten unser Hochbett in eine Burg, die zum Schluss auf den Namen „Burg Malstein“ getauft wurde.

Zu jedem Fest werden auch Speisen und Getränke serviert. Aber was essen und trinken denn Gespenster nun? Von Würmern, Spinnen, Fledermäusen, sogar von gelbem und grünem Schleim war die Rede. Und Blutwasser wollten die Kinder trinken. Das hatten wir nicht erwartet, aber die Kinder waren sich einig: „Gespenster essen nichts Normales!“.

Nach einer gemeinsamen Einkaufstour bereiteten wir schließlich aus Waldmeister-Götterspeise und Kirschsaft unsere schaurige Speise und unser Getränk zu. Charleen brachte Weingummi-Fledermäuse mit und wir besorgten noch große Weingummiaugen und -würmer. So war unser Gespenstermahl perfekt.

Jetzt konnte die Gespensterparty beginnen!

Alle Kinder erschienen mit weißen, flatternden Gewändern und Gespenstermasken. Sie bestaunten sich gegenseitig und manch einer war sich nicht sicher, wer sich hinter der Maske verbirgt. Mit viel Kreativität hatten die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern aus Bettlaken oder Papas ausrangiertem T-Shirt furchterregende Kostüme gezaubert.

Los ging es mit unserem Gespenstertanz. Anschließend löschten wir unseren Durst mit „Blutwasser“. In der dunklen, geheimnisvollen „Burg Malstein“ erkundeten wir danach, bewaffnet mit unseren Taschenlampen und Leuchtstäben, welche gruseligen Tiere sich hier versteckten. Allmählich stieg die Spannung bei den Kindern, denn sie wussten ganz genau, dass noch ein großes Highlight bevorstand. Die Vorfreude auf das nächtliche Spuken durch den Kindergarten stieg ins Unermessliche.

Und dann war es endlich so weit: „Schlägt die Turmuhr Mitternacht, sind die Gespenster aufgewacht“ – Geisterstunde! – und der Spuk konnte losgehen. Mit lautem „Hu-hu“ und wehenden Gewändern liefen wir durch das Haus. Wir durchstreiften alle Räume und hatten viel Spaß dabei, unsere Küchenfrauen und die Leiterin unserer Einrichtung Regina Herrmann zu erschrecken.

Doch horch: „Wenn eins die Turmuhr schlägt, im Haus kein Gespenst sich mehr bewegt“. Und schon war der Spuk vorbei.

Wir kehrten in unsere Burg zurück und stärkten uns mit dem gewünschten Menü „Grüner Schneckenschleim mit Würmern, Augen und Fledermäusen“. Anschließend beobachteten wir, was sich bei unserem Experiment mit den geheimnisvollen Erbsen getan hat.

Der Abschluss unseres erlebnisreichen Tages bildete schließlich ein Leuchtfeuer aus Wunderkerzen.

aus VS Aktuell 1/2012, erschienen im  VS Aktuell 1/2012 Betreuung von Kindern   Kindertagesstätten   Montessori-Kinderhaus Pfiffikus