Mit Unverständnis habe ich von der Sachlage erfahren, dass der „Chemnitzer Tafel“ bereits zugesagte und dringend benötigte Fördermittel von der Kommune nicht zur Verfügung gestellt werden sollen. Zunächst dachte ich, dass es sich um einen Fehler oder Irrtum der Verwaltung handeln müsse. Einer so wichtigen Institution die notwendige finanzielle Arbeitsgrundlage zu entziehen, kann unmöglich gewollt sein! Oder etwa doch?
Letzteres bestätigt sich leider durch die Argumentation der Verwaltung. Weil die Tafel geringe Überschüsse angespart habe, werde der städtische Zuschuss um fast 6.000 Euro gekürzt. Dass mit den Ersparnissen Vorkehrungen für Reparaturen an der Kühltechnik oder für notwendige Neuanschaffungen getroffen werden sollten, wurde bei der Entscheidung der Verwaltung offenbar nicht berücksichtigt.
Insgesamt erhält die Chemnitzer Tafel ohnehin nur rund 13.000 Euro finanzielle Unterstützung von der Stadt. Alles Weitere muss über ehrenamtliches Engagement und Sponsoren gestemmt werden.
Meine ganz persönliche Meinung: Es ist für Deutschland beschämend, dass sozial unausgewogene Zustände dazu führen, dass eine Hilfeleistung wie das Verteilen von Lebensmitteln an Bedürftige überhaupt notwendig wird. Denen, welche diesen Notstand erkannt haben und sich in der Chemnitzer Tafel engagieren, gebührt große öffentliche Anerkennung und breite Unterstützung.
Millionen werden für Prestigeobjekte wie einem Stadionneubau scheinbar aus dem Nichts „freigeschaufelt“, obwohl die Stadt seit Jahren vor allem im soziokulturellen Bereich den Rotstift ansetzt. Im Gegenzug werden dem Stadthaushalt relativ gering belastende Summen für überlebensnotwendige Projekte entzogen. Rund 1.600 bedürftige Menschen, darunter auch viele Kinder, sind jede Woche auf die Leistungen der Chemnitzer Tafel angewiesen, um dem Elementarbedürfnis Ernährung eine Grundlage schaffen zu können. Ein Drama, dessen Milderung in den Geldscheinen der Stadt und den Händen aller Kommunalpolitiker liegt.
Als fraktionsloser Stadtrat fordere ich die Ratskollegen und die Oberbürgermeisterin unserer Stadt dazu auf, parteienübergreifend ihrer Funktion als Volksvertreter nachzukommen und mit einem entsprechend deutlichen Signal geschlossen der Verwaltung die rote Karte zu zeigen! Dem Bangen zum Erhalt der Chemnitzer Tafel muss ein Ende bereitet und die Fördersumme sofort umfänglich ausgezahlt werden.