Wie können sich Mitglieder und Freiwillige unter dem Dach der Volkssolidarität helfen, die Folgen von Armut und Obdachlosigkeit für die Betroffenen zu mildern? Mit dieser Frage beschäftigte sich am 18. März 2013 ein Workshop des Kompetenzzentrums „Armen- und Obdachlosenhilfe“ und der Arbeitsgruppe Mitgliederverband/Ehrenamt/Sozialkultur des Bundesverbandes.
Die Folgen der Sozialpolitik der letzten zehn Jahre in Deutschland seien vielschichtig und machten es notwendig, sich mit zielgerichteter Armenhilfe als Teil der Mitgliederarbeit zu beschäftigen. Das stellte Kerstin Liebich, Leiterin des Kompetenzzentrums und Geschäftsführerin des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern e. V., zu Beginn fest. Insbesondere die Ausweitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse hätte dazu geführt, dass immer mehr Menschen von Armut betroffen seien. Kerstin Liebich lobte die sozialpolitische Interessenvertretung der Volkssolidarität, die durch ihr Mitwirken in zahlreichen Gremien und durch ihre Aufklärungsarbeit im Verband am gesellschaftlichen Bewusstsein im Kampf gegen Armut gewirkt habe. Horst Riethausen, Bundesgeschäftsführer der Volkssolidarität, fügte hinzu, dass neben der aktiven Gestaltung des sozialpolitischen Diskurses auch aktives, niedrigschwelliges Handeln durch Mitglieder und Freiwillige unter dem Dach der Volkssolidarität notwendig sei. Aufgabe der Volkssolidarität sei es, die Ehrenamtlichen vor überzogenen Erwartungshaltungen zu schützen und gleichzeitig Rahmenbedingungen zu schaffen, die ihr Engagement begünstigen. Die guten Beispiele der Armenhilfe aus Mitgliedergruppen müssten Nachahmer finden, denn jede noch so kleine Hilfe könne für die Betroffen wirkungsvoll sein. Alfred Spieler, sozialpolitischer Referent des Bundesverbandes der Volkssolidarität, skizzierte einen Ausschnitt des komplexen Themas „Armut“ anhand einer kritischen Auseinandersetzung mit dem kürzlich erschienen 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Entscheidend sei, Armut nicht auf das Ergebnis individueller Defizite oder auf Fehlverhalten zu reduzieren, so Dr. Spieler. Anders als es der Grundtenor des Berichtes suggeriere, müsse Armut als gesellschaftliches Problem betrachtet werden.
Was aber können einzelne Mitglieder, Freiwillige oder Mitgliedergruppen vor Ort tun und wie kann der soziapolitische Ansatz zur Bekämpfung von Armut bis an die Basis getragen werden? Schon die Impulsvorträge von Vertretern aus drei Kreisverbänden verdeutlichten, dass helfen möglich ist. Allerdings waren sich die Teilnehmer einig, dass die Mitgliedergruppen der Volkssolidarität das allein nicht schaffen können. Egal ob Sozialfond, Wunschpäckchen für bedürftige Kinder oder Spendenaktionen, ganz ohne Vernetzung und Kooperationspartner geht es nicht. Dass die Symbiose von Wohlfahrtsverband und mittelständischen Unternehmen in einem gemeinsamen Projekt erfolgreich sein kann und Spaß macht, verdeutlichte Gerhard Horn vom Kreisvorstand der Volkssolidarität Oberhavel. Gemeinsam mit der regionalansässigen Bäckerei Plentz hatte man Brot verkauft, von dem ein Sechstel des Verkaufserlöses über die sozialpädagogische Familienhilfe der Volkssolidarität Kindern zugutekam.
Im zweiten Teil des Workshops diskutierten die über 40 Teilnehmer in der lockeren Atmosphäre der World-Café-Methode über die Verbesserung innerverbandlicher Rahmenbedingungen, über Chancen der Vernetzung innerhalb des Verbandes und in das Gemeinwesen, über Möglichkeiten generationsübergreifender Armenhilfeprojekte und weiterhin unabdingbare Sensibilisierung der Mitglieder für dieses Thema. In kontroversen und durch die Methode vielschichtigen Diskussionsrunden wurden zahlreiche Anregungen zu Papier gebracht. Vor allem die innerverbandliche Kooperation der Mitgliedergruppen mit den sozialen Diensten, die Verbreitung guter Beispiele sowie strukturiertes Projektmanagement wurden als zukünftige Aufgaben beschrieben. Das Fazit des Workshops war, dass die Mitglieder der Volkssolidarität im Kampf gegen die Armut mindestens zwei wichtige Punkte nicht vergessen sollten: Den vorurteilslosen Umgang mit Armen und die Werbung um Unterstützer von Projekten in der Öffentlichkeit.