Die Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege der Stadt Chemnitz und die GEW veranstalteten am 17. Oktober 2013 einen Aktionstag unter dem Motto „Weil Kinder Zeit brauchen“. Erneut sollte die Aufmerksamkeit auf die Rahmenbedingungen für Kindertagesstätten in Sachsen gelenkt und die Politik für die Kritikpunkte sensibilisiert werden. So führte die Einführung des Sächsischen Bildungsplanes zu neuen und gestiegenen Anforderungen an das pädagogische Personal, die vor allem eine Verbesserung des Personalschlüssels, die Erhöhung des Leitungsanteils und ein dichteres Netz an Fachberatung erfordern. Im Rahmen von Workshops („Personalschlüssel“, „Fachkräftemangel“, „Aus- und Weiterbildung“) wurden in der Annen-Mittelschule Forderungen an die Politik formuliert.
Bei einem gemeinsamen Plenum tauschten sich die etwa 80 Teilnehmer über Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen aus. Dabei wurde auch festgehalten, dass die Aktion sachsenweit weitergeführt werden soll und dass Vertreter kommunaler Einrichtungen die Möglichkeit haben sollten, daran teilzunehmen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion brachte Kristin Scherf von der Volkssolidarität Chemnitz ihre Sicht als Leiterin der Kindertagesstätte Sonnenbergstrolche ein. Erneut kam der Widerspruch zwischen den durch den sächsischen Bildungsplan gesetzlich geforderten Aufgaben der Kindertagesstätten und dem knappen Personalschlüssel zur Sprache. Anforderungen wie bspw. die Dokumentation wären oft nur durch unbezahlte Mehrarbeit leistbar. Dies drücke sich in einem erhöhten Krankenstand und in einer steigenden Zahl psychischer und physischer Erkrankungen in den letzten Jahren aus. Bestätigt wird dies durch eine kürzlich erschiener Studie, die einen Zusammenhang zwischen den Rahmenbedingungen und der Gesundheit der ErzieherInnen untersucht. Ralf Leimkühler (stellvertretender Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages) plädierte dafür, dass die Betroffenheit der ErzieherInnen an den Landtag herangetragen werden müsse. Es müsse den Politikern klar werden, was das für jeden Einzelnen bedeute. Silke Brewig-Lange vom Stadtelternrat Chemnitz berichtete, dass Hilferufe vor allem von Eltern aus kommunalen Einrichtungen bei ihr ankämen und verwies darauf, dass der Elternanteil durch die sogenannte Drittellösung steigen würde, viele Eltern aber bereit seien, dies zu tragen. Ralf Schuler von der Röhrsdorfer Kinderwelt stellte die gestiegenen Anforderungen an die Einrichtung dar, die er zunächst als Vater, später als Vorsitzender des Trägervereins erfahren hat. Die Rahmenbedingungen würden kaum auf auffällige Kinder Rücksicht nehmen. Norbert Hocke von der GEW führte aus, dass gerade 0,6 % des Inlandsproduktes in die frühkindliche Bildung fließt. Der Bund müsse mehr Geld für die Kindertagesstätten an die Länder geben und dieses müsse auch in den Kommunen ankommen. In Hinsicht auf die anstehende Landtagswahl rief er dazu auf, gemeinsam Druck zu erzeugen. Lutz Stephan (GEW) fand es beschämend, wie die Landesregierung mit einer Branche umgeht, in der vor allem Frauen arbeiten. Jürgen Tautz, Geschäftsführer der AWO Chemnitz, kritisierte das ständige „Schwarze-Peter-Spiel“ zwischen Land und den Kommunen. Der Bildungsplan sei vom Land vorgegeben, also müsse das Land auch die Rahmenbedingungen schaffen. Dem schloss sich Maria Groß vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Sachsen an und verwies darauf, dass nun auch in Sachsen gesetzlich geregelt sei, dass derjenige, der etwas vorgibt, das auch bezahlen muss.
Als Abschluss des Aktionstages fand auf dem Chemnitzer Neumarkt vor dem Rathaus eine Kundgebung statt, in der die erarbeiteten Forderungen aus den Workshops vorgestellt wurden und an der etwa 200 Erzieherinnen, Eltern und Kinder teilnahmen.