Zecken fallen nicht von den Bäumen

Pfiffig sind sie ja, die kleinen Biester. Im Gebüsch oder üppigen Gras legen sich Zecken auf die Lauer, meist zielgenau in Knie- oder Hüfthöhe ihrer Opfer.

Zecken, wie der gemeine Holzbock, bevorzugen eine feucht-warme Umgebung. Der Holzbock ist vor allem in Misch- und Auenwäldern vorzufinden sowie in Feuchtgebieten mit gut entwickelter Vegetation. Dort kann eine ausgewachsene Zecke Strecken bis zu einer Höhe von 1,50 m auf Gräsern, Kräutern und Büschen bewältigen (Larven bis zu 25 cm, Nymphen bis zu 50 cm). Immer noch weit verbreitet ist fälschlicherweise die Meinung, dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Wirte fallen lassen. Richtig ist, dass sie sich an einem vorbeistreifenden Tier oder Menschen anheften und sich dann auf die Suche nach einer geeigneten Körperstelle begeben, bevor die Zeckenstiche erfolgen.

Zecken überwintern im Boden und werden ab einer Temperatur von 7 bis 9 °C aktiv. Zecken sind somit hauptsächlich zwischen März und Oktober auf der Suche nach einem Wirt. Durch die zunehmende Klimaerwärmung fallen auch die Winter milder aus. Dies begünstigt die Zeckenpopulation und auch eine mögliche Aktivität in den Wintermonaten. So konnten beispielsweise im Januar 2007 (in Berlin) aktive Zecken nachgewiesen werden. Dies bedeutet, dass Zeckenstiche auch in den kälteren Jahreszeiten vorkommen können.

Der Lebenszyklus einer Zecke kann sich verlängern, wenn kein passender Wirt gefunden wird. Dann muss die Zecke in der Lage sein, auch ohne Blut auszukommen. Larven können bis zu 16 Monate, Nymphen bis zu 13 Monate und ausgewachsene Zecken sogar bis zu 21 Monate ohne Nahrung und somit ohne Zeckenbiss überleben.

Zecken besitzen keine Augen und keinen Gehörsinn, daher müssen sie andere Möglichkeiten nutzen, um für die Zeckenstiche einen Wirt aufzuspüren und sich zu orientieren. Zecken nehmen daher Gerüche und Erschütterungen besonders gut wahr. Am ersten der insgesamt vier Beinpaare sitzt das Hallersche Organ, mit dem Zecken riechen können. Angelockt werden sie vor allem durch die Buttersäure, die im Schweiß enthalten ist. Haben Zecken einen passenden Wirt gefunden, suchen sie sich Körperstellen mit dünner Haut (Achseln, Kniekehlen, Leistengegend), um ihren Saugrüssel in die Haut zu stechen. Deswegen spricht man richtigerweise von Zeckenstichen. Umgangssprachlich bezeichnet man Zeckenstiche auch als Zeckenbiss.

Zecken sind mittlerweile gefürchtete Parasiten, da durch einen Zeckenstich Krankheiten sowohl auf Tiere als auch den Menschen übertragen werden können. In unseren Breiten handelt es sich hauptsächlich um die Borreliose (Lyme Disease) und FSME (Frühsommermeningo-Enzephalitis). Die Borreliose wird durch Bakterien, den Borrelien, ausgelöst. Die FSME wird durch Viren, den Flaviviren, verursacht. Beide Krankheiten können unbehandelt einen schweren Verlauf nehmen oder in seltenen Fällen tödlich enden. Diese Krankheiten werden vor allem durch Zeckenstiche des gemeinen Holzbocks übertragen.

Wenn Zecken Blut saugen, dann nehmen sie auch Krankheitserreger, die sich im Blut des Wirtes befinden, auf. Diese Krankheitserreger bleiben in der Zecke am Leben und können beim nächsten Zeckenstich auf ein neues Opfer übertragen werden. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass FSME-Viren an die Nachkommen von befallenen Zecken weitervererbt werden können. In Deutschland werden Zecken hauptsächlich wegen der Übertragung von Borreliose und FSME gefürchtet. Je nach Bundesland sind zwischen 6 % und 30 % der Zecken mit dem Krankheitserreger der Borreliose und 0,1 bis 3,5 % mit FSME-Viren befallen.

Zeckenschutz

1. Kleidung

Die Zecke soll den Weg auf die Haut nicht finden. Festanliegende und helle Kleidung (lange Hose), die den Körper bedeckt, ist empfehlenswert. Festes zugeschnürtes Schuhwerk mit langen Socken, sodass möglichst keine hautfreien Stellen zwischen Hose und Schuh bestehen, ist angebracht.

Damit schafft man eine hohe Sicherheit, ein Zeckenbiss an Fuß und Bein zu vermeiden. Auf Grund der geringen Körpergröße von Kindern sollten diese eine Kopfbedeckung zum Schutz vor Zecken tragen. 

2. Zeckenschutzmittel

Zeckenschutzmittel, in Drogerien und Apotheken erhältlich, bieten freiliegenden Hautpartien (Hals, Arme) etwas Schutz vor einem Zeckenbiss. Um Zecken gänzlich vom Körper fern zu halten, kann die Kleidung ebenfalls mit dem Zeckenschutzmittel eingesprüht werden. Die Wirkungsdauer beträgt etwa 2-3 Stunden. 

3. Kontrolle

Insbesondere Hosenbeine, Kniebeuge, Schultern und Achseln sollten direkt nach Verlassen des Risikogebietes intensiv nach Zecken abgesucht werden. Zecken fühlen sich dort wohl, wo es feucht und warm ist. Wer mit Tieren unterwegs war, sollte die Zecken-Kontrolle nicht vernachlässigen. 

Oft heften sich Zecken nur im Fell des Tieres fest und gehen später auf den Menschen über. Eine Zecke kann sich auch in der Schnauze des Tieres (z. B. Hund) festbeißen. 

4. Schutzimpfung

Gegen FSME kann man sich impfen. Die Zeckenimpfung (Grundimpfung) besteht aus drei Teilimpfungen. Bei über 97 Prozent der Geimpften besteht bereits nach der dritten Teilimpfung wirksamer Schutz. Nach drei Jahren muss die Impfung wieder aufgefrischt werden.

aus VS Aktuell 2/2015, erschienen im  VS Aktuell 2/2015 Tipps vom Apotheker