Als eines Nachmittags ein Vati auf uns zukam und fragte, ob wir einen großen Karton gebrauchen könnten, waren wir nicht sofort Feuer und Flamme, stimmten aber zu und dachten: „Mal sehen, was die Kinder daraus machen!?“
Die ersten Ideen ließen natürlich nicht lange auf sich warten. „Wir könnten daraus einen Fernseher bauen oder ein Schiff oder wir bauen uns ein Haus“, tönte es seitens der Kinder. Die Mehrheit entschied sich schließlich, den riesigen Karton in ein Haus zu verwandeln. Schnell waren die Tür und die Fenster herausgeschnitten. Fertig? Nein, natürlich nicht! „Das sieht ja langweilig aus!“, stellte Finja fest. Also wurde in den nächsten Tagen nach Material gesucht, mit dem wir unsere Villa verschönern könnten. In der Bastelkiste fand sich ein Poster, welches mit Tapetenleim auf das „Dach“ tapeziert wurde. Allerhand bunte Papierschnipsel sollten einen Rahmen bilden.
Nachdem der Kleister getrocknet war, konnte es weitergehen. „Wann können wir denn endlich in unser Haus?“, fragten einige Kinder ungeduldig. „Man muss das Haus erst fertig bauen“, kam uns Damien zu Hilfe, „wie die Häuser, an denen wir beim Spazierengehen immer vorbei laufen.“ Damit waren die anderen zufrieden. Am nächsten Tag schnappten sich ein paar Kinder Pinsel und Farbe, zogen „Maler-Kittel“ an und malten drauf los. So konnten wir am Ende des Vormittages unter anderem Blumen, Schmetterlinge, Luftballons und die Sonne entdecken. Auch die Tür bekam einen Anstrich und wurde noch mit den Handabdrücken unserer jüngsten Kinder verschönert. Wir fanden: So ein schönes Haus braucht auch einen Namen. Nach verschiedenen Vorschlägen einigten sich alle auf den Namen „Villa Kunterbunt“.
Nun sollte in unserem Kinderhaus, anlässlich des 70. Jahrestages der Volkssolidarität, eine Vernissage mit Kinderbildern stattfinden. Im Voraus konnten wir mit den Kindern schon einen Blick auf die Exponate werfen und schlugen vor, unser Haus auch auszustellen. Die Kinder waren einverstanden und wollten dann gleich am Montag mit Mama und Papa die Ausstellung besuchen und unsere Villa präsentieren.
Nach dem Ende der Vernissage konnten es die Kinder kaum erwarten, endlich in ihrem Haus zu spielen. Wir veranstalteten eine kleine Einzugsfeier. Jeder durfte dazu eine Taschenlampe von zu Hause mitbringen, denn über einen Stromanschluss verfügte unsere Villa Kunterbunt leider nicht. Die Fenster ließen auch nicht allzu viel Licht hinein und außerdem ist es ja besonders toll, wenn man ein bisschen mit der Taschenlampe leuchten kann.
Voller Aufregung durften die ersten beiden „Bewohner“ mit ihren Lampen einziehen. Diese Regel war allen besonders wichtig: „Es dürfen immer nur 2 Kinder ins Haus, sonst haben wir ja gar keinen richtigen Platz zum Spielen!“ Auch die ersten Spielideen waren schnell gefunden. Am meisten angesteckt hat alle die Idee von „Hänsel und Gretel“ und dem Haus der Hexe. Und das, so fanden wir, kann in der bevorstehenden gemütlichen Jahreszeit gut zu einem neuen Projekt über Märchen ausgebaut werden.