„Drei Namen hat der Mensch:
einen, den er von Vater und Mutter bekommt;
einen, den er von seinen Mitmenschen bekommt;
und einen, den er sich selbst erwirbt“
Der beste von allen ist der, den er sich erwirbt.“Midrasch Tanchuma, ein Spruch aus dem Begleitheft zur Fotoausstellung jüdischer Friedhof Chemnitz 1997
Die Ehrung der Toten ist ein zentraler Punkt jüdischer Religionsausbildung. Das Haus der Ewigkeit oder auch Haus des Lebens, so lauten die hebräischen Namen für die Begräbnisstätte. Sie ist nicht die letzte Herberge verloschenen Lebens, sondern der Gute Ort, wo der Tod hinter der tiefen Gemeinsamkeit mit den Toten verblasst.
Im Jahr 1877 wurde von 36 Mitgliedern der Gemeinde das Gelände für den jüdischen Friedhof am Laubengang gekauft. Der Friedhof ist die letzte noch bestehende Institution der ehemaligen Israelitischen Religionsgemeinde zu Chemnitz und der einzige Ort, an dem seit 1878 fast ohne Unterbrechung jüdische Rituale praktiziert wurden. Er ist ein Spiegelbild einer großen und wohlhabenden Gemeinde bis 1933. Die folgenden zwölf Jahre waren sehr dunkle Jahre, die geprägt waren von Schmerz, Leid und Tod. Als das „Tausendjährige Reich“ zu Ende ging, war die jüdische Gemeinde noch 57 Mitglieder stark.
Im Oktober 1985 wurde der jüdische Friedhof in Chemnitz auf Grund seiner geschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Maßgeblichen Anteil daran hatte Adolf Diamant, der am 18. April 1924 als einziges Kind von Lore und Hersz Diamant in der Weststraße 36 geboren wurde. 1938 wurde die dreiköpfige Familie nach Polen abgeschoben. Die Eltern fanden in Auschwitz den Tod, er selbst überlebte fünf Konzentrationslager. Adolf Diamant publizierte viele Bücher über das jüdische Leben in Sachsen und setzte sich für den Schutz des Friedhofes am Laubengang ein.
Die Familiengräber sind kunstgeschichtliche Zeugnisse, die auch als steinerne Urkunden bezeichnet werden können. Heinrich Heine beschreibt in seinen „Reisebildern“: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte …“
Um die steinernen Zeugen zu erhalten, bat Dr. Ruth Röcher, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, den Freundeskreis der jüdischen Gemeinde um Hilfe. Im Jahr 2014 konnten erfolgreich beim Landesdenkmalschutz Mittel für die Sicherung des Kuppelgemäldes im Mausoleum Schwarzenberg beantragt und die Arbeiten fachmännisch ausgeführt werden. Gleichzeitig wurde vom Freundeskreis auf dem Friedhof in Chemnitz eine Bestandsaufnahme über den Zustand sämtlicher Grabsteine durchgeführt und ein Förderantrag an die Denkmalbehörde in Chemnitz gestellt. Die benötigte Investitionssumme wurde von der Landesdenkmalbehörde, vom Rat der Stadt und in Eigeninitiative bereitgestellt. Über 240 Grabsteine wurden bei allen Wetterlagen gesichert und restauriert. Im September 2016 wurde der nächste Antrag auf Fördermittel für Sicherungsmaßnahmen gestellt.
Wir, die keinen Krieg, Verfolgung und Vertreibung erleben mussten, stehen in der Pflicht, die alten Gräber als Denkmal zu erhalten.