Schul­anfang mit ­Kindern aus ­anderen Ländern

Dieses Jahr war der Schulbeginn für die 1. Klassen ein besonderes Ereignis, da viel mehr Kinder aus anderen Ländern in unsere Schulen integriert wurden.

Durch den in der Regel 14-tägigen Treff des Kreativzirkels unserer Wohngruppe im Bürgertreff „Bei Heckerts“ wurden wir angesprochen, ob wir uns am Füllen von drei Zuckertüten für ausländische Kinder beteiligen wollen.

Ich war sofort dafür entflammt, da ich mich an meinen Schulbeginn erinnerte, der in der Nachkriegszeit stattfand und wo die Zuckertüte entsprechend einfach ausfiel: bis oben mit Knüllpapier ausgefüllt, kamen einige im Tiegel selbst hergestellte Karamellbonbons dazu, was natürlich die einzige Süßigkeit war. Vermisst habe ich am ersten Schultag nichts, denn es war klar, es konnte nicht mehr geben. Zum Glück waren wir nicht ausgebombt und der Vater war aus dem Krieg zurückgekommen, allein dadurch war ich schon privilegiert.

Etwa 25 Jahre später, als die eigenen Kinder eingeschult wurden, hat man jedoch mit viel Liebe eine ganz individuelle Schultüte mit Überraschungen zum spielenden Lernen, praktischen Gegenständen und natürlich auch Süßigkeiten ausgewählt. Alle Eltern waren stolz darauf, ihren Kindern wieder etwas bieten zu können, denn die Zeit des Krieges, der Not und der Verluste hinter uns lag.

Umso schlimmer, wenn Jahrzehnte später andere Menschen in ähnlicher Situation sind und deshalb sogar ihre Heimat verlassen.

In unserem Fall sind es Kinder aus Syrien und Afghanistan, die mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen sind. Für die Kinder bedeutete das, bereits in so frühem Alter, genau wie wir, Schlimmes erleben zu müssen.

Zu ihrem Schulbeginn sollten sie deshalb unsere schöne Tradition der Zuckertüte als kleinen Trost kennenlernen. So wurde für alle drei eine Überraschung  zusammengestellt.

Freudig überrascht war ich, als ich nach dem Schulbeginn in meinem Briefkasten Bilder vorfand, auf denen einer der Schulanfänger mit seiner schönen Zuckertüte und seiner Familie abgebildet war.Jetzt wusste ich,  er hatte sich sehr gefreut. Die Zuckertüte war nicht voller Papier, sondern gefüllt mit allerlei Nützlichem und Süßem.

Wir wünschen den Kindern einen erfolgreichen Start in den neuen Lebensabschnitt und dass sich ihr Leben genau wie unseres zum Guten wendet.

aus VS Aktuell 4/2016, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 4/2016 Aus dem Mitgliederleben