Die Berichte des Vorstandes und der Geschäftsführung, des Steuerberaters sowie des Revisors sowie deren Bestätigung und die des Geschäftsberichtes 2015 standen auf der Tagesordnung des 22. Verbandstages am 29. November 2016 im Stadtteiltreff Clausstraße, zu der die Delegierten eingeladen gewesen waren.
Bericht des Vorstandes und der Geschäftsführung
Nach der Begrüßung ergriff zunächst der Vorsitzende des Stadtverbandes Andreas Lasseck das Wort. Er verwies darauf, dass 2015 ein ganz besonderes Jahr für die Volkssolidarität gewesen sei. Es habe gezeigt, wie viel Engagement in den Menschen, die für die Volkssolidarität und andere Menschen da sind, stecke und wie vielfältig und vielschichtig das Leben im Verein geworden ist.
Andreas Lasseck erläuterte nachfolgend kurz die Arbeitsweise des Vorstandes, die sich auch 2015 bewährt habe. So werden zu seinen Sitzungen i. d. R. einmal im Jahr die Leiter der Fachgebiete und Abteilungen eingeladen, um aus ihren Bereichen zu berichten und um gemeinsam Perspektiven zu besprechen.
Ein Blick auf die strukturelle Entwicklung in anderen Verbänden der Volkssolidarität zeige, dass sich auch der Stadtverband Gedanken über die Struktur machen müsse. Für die nächsten Legislaturperioden sehe der Vorsitzende zwar noch keine Notwendigkeit, der Vorstand solle sich jedoch langfristig mit unterschiedlichen Modellen und den Erfahrungen anderer Verbände beschäftigen.
Auch Landes- und Bundesverband befänden sich in Strukturdiskussionen, wobei es bei beiden vordergründig um die Definition ihrer Aufgaben und ihrer Finanzierung gehe.
Nachfolgend ging der Vorsitzende auf die Entwicklung des Mitgliederverbandes im Jahr 2015 ein. 433 Volkshelfer waren unterwegs und 4.288 Mitglieder 56 Wohn- und fünf Mitgliedergruppen zugeordnet. Mit ihrer Präsenz in den Stadtteilen – ob bei Wohngebietsfesten, mithilfe von Gesprächen, bei kleinen Feiern oder Auftritten – würden sie einen bedeutenden Anteil an der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes beitragen. 12.500 Stunden Nachbarschaftshilfe wurden geleistet.
Eine Satzungsänderung im November 2015 ermögliche es, dass es neben den Wohngruppen nun Interessen- und Selbsthilfegruppen geben kann. Die entsprechenden Dokumente und Formulare müssen noch angepasst werden, wobei die Beschlüsse des 22. Verbandstages gleich einfließen sollen.
Abschließend übergab der Vorsitzende das Wort an die Geschäftsführerin Ulrike Ullrich, die über die Arbeit des Vereins im Jahr 2015 berichtete und dabei auch die Jahre 2016 und 2017 streifte.
Die Geschäftsführerin deutete zunächst die rasante Entwicklung der Betreuung von asylsuchenden Menschen an, die im Laufe des Jahres zu einer Herausforderung für den Verein wurde.
Dabei sollte das Jahr 2015 ganz im Zeichen des 70. Jahrestages der Volkssolidarität und des 25-jährigen Jubiläums des Stadtverbandes stehen. So wurden das Bunte Herbstlaub, ein Familienfest im Tierpark und zahlreiche Veranstaltungen der Wohngruppen und Einrichtungen unter dieses Motto gestellt. Der Verein bedankte sich zudem bei den ehrenamtlichen Helfern in den Wohngruppen mit einem interessanten Nachmittag im Silbersaal und anschließender Stadtrundfahrt.
Neben dem großen Part Ehrenamt hätte die Personalarbeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Für die heutige Personalgewinnung müssen moderne Medien, das Internet und die Sozialen Medien genutzt werden. Eine ansprechende Homepage, auf der regelmäßig über neue Ereignisse im Verein berichtet wird, gehöre mittlerweile zum Standard. Das stelle hohe Ansprüche an die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit/EDV, aber auch eine Personalabteilung sei heutzutage gefordert, flexibel im Denken und Handeln zu sein.
Um dem Pflegefachkraftmangel zu begegnen, habe die Personalabteilung ihre Fühler nach anderen Ländern ausgestreckt, war in Rumänien, Italien, Albanien, Tschechien und ist auf Messen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Prag präsent. Ende 2015 kamen etwa 10 % der Belegschaft des Stadtverbandes aus zahlreichen Ländern rund um den Erdball.
Die Integration der in Deutschland angekommenen neuen Mitarbeiter sei eine wichtige Aufgabe. Die Suche einer Wohnung, die Unterstützung bei Behördengängen und die Organisation von Deutschkursen wären bspw. Aufgaben, für die eine Kollegin als Integrationsbeauftragte gewonnen werden konnte. Auch die Sensibilisierung der deutschen Mitarbeiter für andere Kulturen durch Schulungen gehöre dazu.
Für das hervorragende Engagement zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund wurde die Volkssolidarität Chemnitz im November 2015 mit dem „vis-a-vis-Award“ ausgezeichnet.
Die Personalabteilung behalte jedoch auch die langjährigen Mitarbeiter im Blick. Besondere Angebote wie private Unfallversicherungen oder Gesundheitstage und gemeinschaftliche Aktivitäten wie die Teilnahme am Firmenlauf oder der Ausflugstag für Mitarbeiter wären dabei wichtig.
Nicht direkt beeinflussen und ändern könne der Verein den viel zu knapp bemessenen Personalschlüssel in der Pflege und für die Kindertagesstätten in Sachsen. Er wirke daher seit vielen Jahren in Arbeitsgruppen und Gremien mit und zudem auch in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Chemnitz, in der sich die Geschäftsführer der Wohlfahrtsverbände austauschen und an Aktionen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen auch auf Landesebene beteiligen. Am 11. September 2015 lud diese anlässlich des 25-jährigen Bestehens in das Chemnitzer Rathaus ein und unterstrich damit die Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege für die Stadt.
Das Seniorenpflegeheim „An der Mozartstraße“ konnte wiederum eine sehr gute Auslastung erreichen. Das ursprüngliche Gebäude des ehemals kommunalen Heims direkt gegenüber soll 2017 saniert und zu einer Wohnanlage ausgebaut werden.
Seit 2014 erfolgen im Gebäude der Zentralküche umfangreiche Umbauarbeiten. Dabei gilt es, die Logistik an die stetig steigenden Hygiene-Anforderungen anzupassen, die Produktion wirtschaftlich zu gestalten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Katastrophenfall könnten innerhalb kürzester Zeit bis zu 1.000 weitere Personen versorgt werden. Dass Notsituationen durchaus schnell eintreten können, habe die Evakuierung aufgrund des Bombenfundes am 25. Oktober 2016 und ebenso der rasant ansteigende Bedarf bei der Versorgung von Flüchtlingen im Jahr 2015 gezeigt.
Im Oktober 2015 übernahm der Verein auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Adelbert-Stifter-Weg die Versorgung und Betreuung von asylsuchenden Menschen in einer „Zeltstadt“. Diese musste er aufgrund ankommender Flüchtlinge ungeplant innerhalb weniger Stunden in Betrieb nehmen. Dabei habe die Volkssolidarität Chemnitz nicht nur erfahren können, wie viel Kraft und Potenzial sie durch ihre Mitarbeiter und Mitglieder hat. Sie habe auch Erfahrungen dazugewinnen und hilfreiche Netzwerke aufbauen können. Viele der eingestellten Mitarbeiter sind heute in anderen Bereichen im Verein tätig. Es seien Möglichkeiten für geförderte Projekte erwachsen, die 2016 zum Tragen kamen.
Eine finanzielle Herausforderung würden die Begegnungsstätten und Stadtteiltreffs bleiben, die es weiterhin zu erhalten gelte. Die Besucherzahl sei auch aufgrund des Alters vieler Gäste und Mitglieder leicht rückläufig, mit über 76.000 dennoch überaus hoch. Umso mehr sei die finanzielle Unterstützung durch die Kommune bedeutend. In einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und des Sozialamtes sowie Stadträten wurde die Thematik erörtert. Erfreulich ist, dass in den letzten Jahren die Förderhöhen erhöht wurden. Dennoch müsse der Verein einen großen Betrag für den Betrieb der Einrichtungen aufbringen und ist hier bspw. durch die Erhöhung der Kosten durch Lieferanten aufgrund des Mindestlohngesetzes auf moderate Anpassungen bei den Unkostenbeiträgen und bei den Preisen für Speisen angewiesen. Besonders erfreulich sei, dass sich die Verantwortlichen der Wohngruppen für eine Listensammlung zugunsten der Erneuerung der Ausstattung der Begegnungsstätten entschieden haben.
Die Einrichtungen könnten auch vor dem Hintergrund der Pflegestärkungsgesetze (PSG) II und III eine zunehmende Rolle spielen können, da dadurch die Betreuung im ambulanten Bereich gestärkt werde und Hauswirtschaft und Betreuung ab 2017 an Bedeutung gewännen.
Das PSG II sei auch eine Chance für die Sozialstationen, sofern es gelingt, die Strukturen anzupassen und kompetente Mitarbeiter für die Betreuung zu gewinnen. Bereits jetzt seien die Einrichtungen durch die gerontopsychiatrische Betreuung gut aufgestellt. Alle Sozialstationen wiesen mit einer 1,0 eine hervorragende Bewertung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung aus.
Hinsichtlich der Chancen für die Pflegeheime bleibe abzuwarten. Ein pflegebedürftiger Mensch würde erst ab dem Pflegegrad 2 einziehen dürfen, könne jedoch auf eine einheitliche Zuzahlung im Bereich Pflege blicken. Was bei einem höheren Pflegegrad von Vorteil sein könnte, dürfte ggf. bei einem niedrigen Pflegegrad von Nachteil sein. Bereits im Pflegeheim wohnende Menschen hätten Bestandsschutz.
Die Kindertagesstätten des Stadtverbandes waren 2015 auch aufgrund der wachsenden Kinderzahl in Chemnitz voll belegt gewesen. Da immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund betreut werden, gälte es, Sprachbarrieren bei Kindern und Eltern zu überwinden und Unterschiede bei Regeln und Normen in die tägliche Arbeit einfließen zu lassen. Dem Verein gelang es, diesbezüglich für zwei Projekte eine Förderung zu erhalten. Eines davon widmet sich der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund mit dem Ziel der erfolgreichen Einschulung. Zudem wurde das Projekt Sprach-Kita als Nachfolger des Projektes Bildungschancen etabliert, welches zur Aufgabe hat, die Sprachfähigkeit der Kinder auszuprägen und die Erzieher in diesem Bereich zu unterstützen.
Wie in den Jahren zuvor konnten Kinder aus den Kindertagesstätten mit dem Reisebüro zum Kindertag in den IFA Ferienpark Schöneck fahren. Das Fachgebiet Reisen des Vereins habe im Jahr 2015 7.900 Gäste mit über 110.000 Buskilometern an viele interessante Reiseziele gefahren. Mit den Angeboten bei Halb- und Tagesfahrten sowie Fahrten innerhalb Deutschlands sei auf die Wünsche der Reisegäste und der Mitglieder der Volkssolidarität reagiert worden.
In ihren abschließenden Worten bedankte sich Ulrike Ullrich im Namen des Vorstandes. Man könne auf das gute Miteinander und auf das Potenzial, was in den Mitarbeitern und Mitgliedern der Volkssolidarität Chemnitz stecke, stolz sein.
Diskussion
Nach den Berichten des Vorstandes und der Geschäftsführung, des Steuerberaters und des Revisors konnten die Delegierten das Wort ergreifen. Dabei wurden verschiedene Themen aufgeworfen. Nachfolgend ein kurzer Auszug aus der Diskussion:
Manfred Rohner (Wohngruppe 046) berichtete, dass seine Wohngruppe früher viel mehr Mitglieder hatte. Durch das Alter und auch durch den Wegfall der Begegnungsstätte „Am Harthwald“ sei sie jetzt wesentlich kleiner geworden. Man habe sich nun mit der Wohngruppe 041 zusammengetan, plane eine gemeinsame Weihnachtsfeier und überlege die Zusammenlegung der beiden Wohngruppen.
Claus Belaschki, Mitglied im Vorstand des Stadtverbandes und des Landesverbandes Sachsen, berichtete kurz von der Arbeit der Strukturkommission des Landesverbandes. Er verwies auf den hohen Stellenwert des Chemnitzer Stadtverbandes innerhalb des Landesverbandes Sachsen und des Landesverbandes innerhalb des Bundesverbandes der Volkssolidarität und nannte dazu einige Zahlen zum Vergleich. Darauf könne man stolz sein, so Claus Belaschki.
Beschlüsse
Die Delegierten bestätigten die Referate des Vorstandes und der Geschäftsführung, die Berichte des Steuerberaters und des Revisors sowie den Geschäftsbericht für das Jahr 2015 und entlasteten für dieses Geschäftsjahr den Vorstand und stimmten den vorgelegten Beschlüssen einstimmig zu.