Die Restaurierungsbedürftigkeit der Schillingschen Figuren „Vier Tageszeiten“ hat zu einer regen Diskussion geführt. Einige Fraktionen machen sich für eine Aufstellung am Markt stark, andere favorisieren den Theaterplatz, um das angedachte und bereits „Kulturquartier“ genannte Opern-Theater-Areal aufzuwerten.
Dabei wäre der Umzug eine neue Etappe einer langen Reise. Die von Johannes Schilling entworfenen Statuen standen zunächst seit 1868 in Dresden. Da Sandstein jedoch nicht sonderlich witterungsbeständig ist, wurden sie 1898 von König Albert an Chemnitz verschenkt. Zehn Jahre später kamen sie dort an und wurden am Theaterplatz aufgestellt. In Dresden stehen seitdem Bronzekopien, die dem Wetter besser trotzen. Bereits 20 Jahre später mussten die Originale dem Neubau des „Chemnitzer Hofes“ weichen und wurden von Stadtbaurat Fred Otto geschickt in die neu gestaltete Schloßteichanlage integriert. Zusammen mit dem Leuchtspringbrunnen avancierten sie zum bekannten Postkartenmotiv und beliebten Ausflugsziel. Damit Schnee und Kälte dem Sandstein nicht gar so sehr zusetzen, werden sie im Winter mit einer Glashülle abgedeckt. Die letzte Restaurierung erfolgte von September 2010 bis Oktober 2011. Dabei wurden der Sandstein entsalzen und durch Vandalismus zerstörte Teile erneuert.
Auch am Theaterplatz müssten die Originale im Winter durch Abdeckungen geschützt werden. Was jetzt schon befremdlich wirkt, wäre am weit öffentlicheren Theaterplatz ein größerer „Aufreger“. Für die erforderliche Freitreppe – eine Art Kopie des Aufgangs der Dresdner Brühlschen Terrassen, wo die Bronzekopien zu bewundern sind – müsste das erst 20 Jahre junge Theatron für einen Millionenbetrag abgerissen und neu aufgebaut werden. Und dann würden nur die Besucher von Oper, Kunstsammlung und Petrikirche die Figuren von vorne sehen, von der Straße der Nationen aus böte sich eine andere Ansicht.
Die VOSI/Piraten haben einen anderen Ansatz: Bürgerinitiativen kämpfen seit Jahren um den Erhalt des in der Nähe der Statuen stehenden Musik-Pavillons und wollen das Kleinod wieder für vielfältige kulturelle Veranstaltungen nutzbar machen. Statt Gelder für den Umzug der Figuren aufzuwenden, sollte die Sanierung des Pavillons und der umliegenden Anlagen vorangetrieben werden, um dem gesamten Areal wieder pures Leben einzuhauchen. Nur mit intaktem Leuchtspringbrunnen und regelmäßig verschnittenem Grün sieht es dort ordentlich aus. Ebenfalls sollte die gesamte Anlage mit angenehmem Licht beleuchtet sein. Dadurch würde der Schloßteich wieder attraktiver werden, und zwar für alle Bürger und nicht nur für die Besucher von Oper, Kunstsammlung oder Petrikirche. Die Figuren sollten geschützt durch eine spezielle Schutzlasur als Gesamtensemble dort verbleiben. Sie könnten jedoch auch wie in Dresden durch Bronzeabgüsse ersetzt werden. Die Formen dafür sollen noch vorhanden sein. Die Originale könnten dann in den Schutz des Lapidariums am Schloßbergmuseum umziehen. Zur Finanzierung der Abgüsse könnten, wie bspw. beim Saxonia-Brunnen oder Vorhaben in anderen Kommunen, Spenden der Bürger beitragen. Zwei stadtprägende Plätze stehen in Gefahr, ihre einmalige „Aura“ zu verlieren: Schloßteich und Theaterplatz. Es ist richtig, den Marktplatz so aufzuwerten, dass Bürger dort gerne verweilen. Doch muss man nicht auf „Biegen und Brechen“ traditionsreiche, identitätsstiftende und öffentlich prägsame Plätze umgestalten.