Die Philosophie des Therapeutischen Gammelns

Heute möchte ich euch eine Philosophie vorstellen, die mir sehr am Herzen liegt: die Philosophie des Therapeutischen Gammelns. Wie ich bereits in einem früheren Beitrag erwähnte, sind unsere Bewohner 'Therapeutisches Freiwild'. Oft hört man: 'Aktivierung hier, Aktivierung dort', oder es wird von einem 'gerontopsychiatrischen Disneyland' gesprochen. Es gibt immer mehr 'nicht-medikamentöse' Therapien. Aber was ist wirklich nötig? Meiner Meinung nach ist der Mensch das wichtigste 'Therapiemittel'. Ich sage immer: 'Meine Bewohner brauchen mich als Menschen, nicht als Therapeutin.'

Beim Therapeutischen Gammeln steht nicht die Therapie oder Aktivierung im Vordergrund, sondern Spaß, Freundschaft, Lust und Selbstständigkeit. Die Rahmenbedingungen sind:

  1. Der Betroffene ist Experte seiner Demenz.
  2. Das Wohlempfinden der Betroffenen ist zentral.
  3. Rückzug ist nicht pathologisch, sondern normal.
  4. Mitarbeiter müssen geschult und begleitet werden.
  5. Segregation schützt den Betroffenen.
  6. Angehörige müssen eng begleitet werden.
  7. Einzug und Umzug müssen gut vorbereitet sein.
  8. Mehrbettzimmer sind kein Teufelszeug.
  9. Kein Aktivierungsterror.
  10. Auch Menschen mit Demenz trauern.

In einer Gammel-Oase gibt es keine Gruppenangebote. Das Miteinander wird durch alltägliche Aktivitäten und 'Kramkisten' gefördert, die zum Handeln motivieren. Die Trauer wird mit menschlicher Solidarität begleitet.

Viel Spaß beim Gammeln!

Eure Elisa Pfeifer

 Märchen und Demenz   Seniorenresidenz »Zum Tuchmacher«