Seetang – geheimnisvolle Wesen vom Meeresgrund

Wer noch niemals an der Ost-oder Nordsee war, kann als „Landratte“ vermutlich wenig mit dem Seetang anfangen. Wenn man aber schon einmal einen Spaziergang am Strand unternommen hat, dürfte sich rasch die Erinnerung an die erste Begegnung mit dem eigenartigen Gebilde einstellen. 

Besonders der Blasentang(Fucus Vesiculosus), mit seinen daumenbreiten und verzweigten Büscheln, erscheint auf den Wellen schaukelnd wie ein glitschiges Wesen aus einer anderen Welt. Werden die zu den Braunalgen gehörenden Tangstränge durch Stürme von ihrer Bodenverankerung gerissen, bringen sie die Wellen an den Meeressaum. Man kann das interessante „Grünzeug“ ruhig aufsammeln und näher betrachten. Blasentang hat seinen Namen von den gasgefüllten Blasen, welche den senkrechten Auftrieb der Stränge gewährleisten und ihn „schwimmen“ lassen. Der Blasentang selbst kann eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. Er kommt eher im Flachwasserbereich vor, wo ihm die Lichtverhältnisse die Voraussetzungen für das Wachstum noch ermöglichen. Seetang kann mit seinen Mineralstoffen und Spurenelementen recht vielfältig genutzt werden, bspw. als Zusatz für Kosmetika, Tiernahrung oder auch als Düngemittel. Tang wird auch in Präparaten der Naturheilkunde eingesetzt (Schlankheitsmittel, Behandlung von Schuppenflechte etc.).

Liegen die Algenstücke schon eine Weile trocken auf dem Geröll des Strandes, finden wir sie in braun-schwärzlicher Farbe und lederner Konsistenz vor. Durch die Einwirkung von Sonne reagieren sie dann auf Druck wie zerbrechliche Nudeln. Mit den beliebten Eierteigwaren hat der Tang noch weiteres gemeinsam. Salzwasser ist das Stichwort! Der Riementang (Himanthalia elongata) wird in einigen Regionen als Meeres-Spaghetti bezeichnet. Die langen Schnüre erinnern nicht nur mit ihrer Form daran, sondern sie können auch in Salzwasser gekocht als solche gegessen werden. Allerdings sollte man den Tang nicht in allzu großen Mengen verzehren, denn es befindet sich in der Alge reichlich Jodsalz. Mindestens seit dem 17. Jahrhundert wurde Blasentang zur Vorbeugung und Behandlung von Jodmangel (Schilddrüsenunterfunktion) verwendet. Heutzutage gibt es bessere Möglichkeiten, da der Gehalt der Inhaltsstoffe sehr schwankt und dadurch keine zuverlässige Dosierung gewährleistet. Zu viel Jod ist gesundheitsschädlich und macht krank! Zurecht ist die Jodierung des Speisesalzes umstritten. Im Handel erhältliche Nahrungsmittelprodukte werden oft mit viel Salz gefertigt, dadurch nehmen arglose Konsumenten ohnehin schon große Mengen an industriellem Salz, inklusive künstlicher Jodzugaben, auf. 

Leider können in den Algen auch Schadstoffe, welche durch Unvernunft und Dummheit des Menschen in das Meer gelangen, gebunden sein. Ähnlich steht es um die „Meeresfrüchte“ und Fische. Das ist schon eine dramatische Entwicklung. Daher wird auch davor gewarnt, selbst gefundenen Seetang zu verzehren. Man soll lieber die Produkte von Firmen erwerben. 

An dieser Stelle möchte ich ganz persönlich anmerken, dass man sich diese Empfehlung nicht besonders zu Herzen nehmen braucht, sondern ggf. mal recherchieren sollte, von wo der kommerziell angepriesene Seetang eigentlich herstammt. Nämlich ebenfalls aus der Ost- oder Nordsee. Oder von sonst woher, wo das Umfeld mindestens wie an unseren Fundstellen belastet ist. Man kann Paracelsus (1493-1541) nie genug zitieren: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift – allein die Dosis macht‘s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Daran möge sich der geneigte Leser orientieren. Also, bitte nicht die Neugierde nehmen lassen und einfach mal was vom Leben kosten, etwas ausprobieren – selbst, wenn hochstudierte Gelehrte mahnend ihre Zeigefinger erheben … Bleiben Sie gesund!

aus VS Aktuell 3/2018, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 3/2018 Blumen- und Gartentipps