Wenn durch bittere Kälte und Fröste die letzten Blüten und Knospen unserer Garten- und Parkrosen erfroren sind, erblüht dennoch eine „Rose“, die uns Hoffnung auf den nächsten Frühling gibt. Die Schneerose (Helleborus niger) ist hierzulande vor allem auch unter dem Namen Christrose bekannt. Denn sie steht uns in der Weihnachtszeit als Symbol des ewigen Lebens.
Die immergrüne Pflanze entfaltet inmitten der kalten Jahreszeit ihre weißen Blüten oftmals gar über einer glitzernden Schneedecke. Ihre ledrigen, markant geteilten und robusten Blätter sind allerdings recht frostempfindlich und werden am natürlichen Standort (alpine Gebiete) vom Schnee geschützt. Bleibt dieser in unserer Gegend aus, so nehmen sie Schaden, treiben aber meistens im nächsten Frühjahr wieder neu nach. Dann sollte das abgestorbene Laub entfernt werden, um Pilzkrankheiten zu vermeiden. Sagt der Christrose ihr Standort zu, dann bildet diese um sich herum kleine dichte Bestände. Am liebsten steht sie halbschattig, in durchlässiger und kalkreicher Erde. Helleborus eignet sich besonders zur Unterpflanzung von lichten Gehölzen, bspw. in Kombination mit Heide und Frühlingsblühern. Staunässe verträgt sie nicht. Das sollte man unbedingt beachten, gerade auch bei der Kultivierung in Töpfen. Die Blütezeit von Helleborus kann sich von November bis in die Frühlingsmonate hinein ziehen. Neben den typischen reinweißen Blüten gibt es auch andere Farbvarianten. Dabei handelt es sich allerdings um Zuchtformen (Hybriden). Diese laufen im Handel meist unter der Bezeichnung „Lenzrose“.
Unsere heimischen Pflanzen können unter guten Bedingungen ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen. Sie sind Kaltkeimer, säen sich an Ort und Stelle aus oder lassen sich auch willig teilen.
Für viele Menschen ist die Christrose eine magische Pflanze. Übrigens, die lange Tradition, dass aus dem schwarzen getrockneten Wurzelrhizom Niespulver hergestellt wurde, lässt auf die geläufige Bezeichnung Nieswurz schließen. Historisch betrachtet wurde bereits seit der Antike mit der Heilpflanze experimentiert. Krankheitserreger sollten aus dem Körper ausgeleitet werden. Nicht nur mithilfe der harmloseren Variante als befreiendes Schnupfpülverchen, sondern auch durch innere Anwendung. Bspw. wurden Wurzelstücke in Wein eingelegt. Die harntreibende und abführende Wirkung hat viele Einsatzmöglichkeiten. Oftmals lag man damit in der Volksheilkunde nicht unbedingt falsch, denn auch die moderne Schulmedizin wendete sich später dieser Pflanze und ihrer Wirkstoffe zu. Doch von der Eigenbehandlung mit der Christrose sollte man absehen, denn sie ist in all ihren Bestandteilen stark giftig. „Drei Tropfen machen rot, zehn Tropfen machen tot“, hieß es von damaligen Gelehrten. Die stärkste Konzentration vom herzwirksamen Gift Helleborin befindet sich im Wurzelrhizom. Um es bildlich zu machen, möchte ich den Vergleich zum Fingerhut (Digitalis purpurea) ziehen. Die Wirkstoffe beider Pflanzen kommen auch medizinisch, u. a. für Herzmedikamente, zur Anwendung. Neuere Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Eigenschaft, Krebszellen zerstören zu können. Helleborus ist eine Pflanze der Hoffnung!