Beim Gemüseschneiden den Finger erwischt, beim Schreibtischaufräumen am Papier geschnitten oder auf der Treppe gestolpert und das Knie aufgeschürft: Kleine Schnitt- oder Schürfwunden sind im Alltag häufig. Zum Glück kommt unser Körper mit ihnen meist gut zurecht und sie sind in der Regel kein Fall für den Arzt, sondern lassen sich mit den üblichen Utensilien aus der Hausapotheke oft selbst behandeln. In manchen Fällen jedoch sollte man lieber die Finger von der Wunde lassen, diese lediglich mit einer Kompresse steril bedecken und ärztlich Rat einholen, bspw. bei
tiefen und ausgedehnten Wunden,
- andauernder, nicht stillbarer Blutung,
- klaffenden Wundrändern,
- Fremdkörpern in der Wunde
- gestörter Sensibilität und/oder Bewegung (Verdacht auf Verletzung von Sehnen, Muskeln, Nerven) sowie bei
- Bisswunden.
Bei kleinen Wunden sollten Sie auch an Ihren Tetanusimpfschutz denken – kontrollieren Sie den Impfausweis bzw. suchen Sie Ihren Arzt auf und lassen Sie sich zur Sicherheit erneut impfen.
Wird gesunde Haut verletzt, muss der Körper die Wunde wieder verschließen. Je nachdem, wie tief der Schaden ist, heilt die Wunde mit oder ohne Narbe ab. Ist nur die obere Hautschicht betroffen, produzieren die unteren Hautschichten neue Hautzellen, die den Defekt von unten nach oben auffüllen. Bei dieser Art der Wundheilung entstehen keine Narben.
Reicht der Defekt tiefer bis in die darunter liegende Lederhaut hinein, bildet sich statt richtigen Hautzellen eine bindegewebige Ersatzschicht und es entsteht eine mehr oder weniger große Narbe.
Bei glatten, dicht aneinander liegenden Wundrändern ist die Narbe oft kaum zu erkennen. Sind die Wunden größer oder liegen Wundheilungsstörungen vor, entsteht oft ausgedehntes Narbengewebe. Gestört wird das Heilen einer Wunde durch:
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz oder Durchblutungsstörung wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
- Infektionen der Wunde, eingedrungene Fremdkörper
- Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z. B. bei Krebserkrankungen oder Infektionskrankheiten)
- Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, etwa Kortison oder Zytostatika (Krebsmedikamente).
Je sauberer eine Wunde ist, desto schneller und ungestörter kann sie verheilen und desto besser ist das kosmetische Endergebnis. Deshalb müssen sowohl Schnitt- als auch Schürfwunden gereinigt werden. Bei Schnittwunden unterstützt schon das Ausbluten die Wundreinigung, bei Schürfwunden haften dagegen meist kleine Partikel in der Wunde. Die beste Form der Reinigung ist das Ausspülen der Wunde mit steriler Kochsalzlösung. Auch fertige Wundspüllösungen sind in der Apotheke erhältlich.
Bei akuten Verletzungen ist die ideale Wundspüllösung jedoch nicht immer zur Hand. In solchen Fällen darf auch fließendes, klares, handwarmes Leitungswasser in Trinkwasserqualität zum Säubern einer Wunde verwendet werden. Um keine Keime aus der Rohrleitung in die Wunde zu spülen, sollte das Wasser erst 20 bis 30 Sekunden aus der Leitung fließen, bevor man die Wunde darunter hält. Kleine Steinchen oder Glassplitter, die sich durch das Spülen nicht lösen, lassen sich vorsichtig mit einer sauberen Pinzette entfernen. Bei größeren oder tief sitzenden Fremdkörpern ist jedoch der Arzt zuständig.
Um optimal heilen zu können, benötigt eine Wunde Schutz vor weiterer mechanischer Beeinträchtigung und Krankheitserregern. Für diese „Wundruhe“ sorgen Wundauflagen oder -verbände, die die Wunde abdecken und in trockener oder feuchter Form in zahlreichen Varianten zur Verfügung stehen.
Pflaster sind sogenannte Wundschnellverbände, die sich vor allem für Schnittwunden und kleine Schürfwunden eignen. Es gibt sie in vielen Varianten und Formen: steril und unsteril, wasserdicht, besonders hautfreundlich oder besonders klebeintensiv.
Weitere trockene Wundauflagen sind Kompressen, die mit einer Mullbinde fixiert werden. Sie sollten steril sein, um die Wunde nicht unnötig mit Keimen zu belasten. Kompressen bestehen aus Verbandmull oder Vlies mit Zellstoffkern und müssen mit einer Binde oder Klebevlies befestigt werden. Zur Erstversorgung eignen sich Verbandpäckchen, bei denen die Wundauflage schon an der Mullbinde angebracht ist.
Vor allem bei größeren oder nässenden Schürfwunden ist eine feuchte, wasserregulierende Wundauflage hilfreich. Die in diesen Wundauflagen verwendeten Substanzen bilden ein Gel, das je nach Zusammensetzung Wundsekrete aufsaugt und für ein feuchtes Wundklima sorgt. Letzteres verbessert die Heilung und bewirkt, dass auch die Immunzellen in der Wunde gut arbeiten können. Vorteil der feuchten Wundauflage ist zudem, dass sie nicht mit der Wunde verklebt.
Für kleine, oberflächliche Schnitt- und Schürfwunden, die nicht bluten oder nässen, ist ein Sprühpflaster gut geeignet. Sie sorgen für einen wasserfesten, flexiblen und atmungsaktiven Schutzfilm, der sich nach Tagen von selbst auflöst und nicht entfernt werden muss. Nachteil des Sprühpflasters ist, das es keinen mechanischen Schutz durch Polsterung vermittelt - Vorteil, dass man auch schwer zugängliche Stellen gut erreicht.
Ist die Wunde versorgt, heißt es geduldig sein. Je nach Wunde dauert es bis zu vier Wochen bis der Körper den Schaden behoben hat. Wichtig ist: sollte die Wunde nicht aufhören zu bluten, entsteht um die Wunde ein roter Strich oder eitert sie sehr stark, ist immer ein Arzt aufzusuchen.