Ich habe mit Chemnitz–Karl-Marx-Stadt–Chemnitz Erinnerungen, die ich mit Menschen meines Alters teile. Wenige Tage vor Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges am 29. August 1939 wurde ich geboren. Der Krieg war vorbei, als ich 1945 in die Schule kam. 1953 wurde Chemnitz umbenannt. Ich erinnere mich noch an die Diskussionen in der Familie. Viel lieber hätte man den Namen Chemnitz beibehalten, obwohl unsere Stadt vor der Zerstörung auch „Rußchemnitz“ genannt wurde. Es gab viele Industriebetriebe mit qualmenden Schornsteinen. Viele vertraten die Meinung, dass Karl-Marx doch gar keinen Bezug zu unserer Stadt gehabt hätte. Wahrscheinlich ging man davon aus, dass die Arbeiterschaft in Chemnitz überwog. „Proletarier aller Länder vereinigt euch“, dies war der Leitspruch von Karl-Marx. Später errichtet man das Karl-Marx Monument. Ältere Chemnitzer wurden noch skeptischer. Ich meine mich erinnern zu können, dass das Monument sehr teuer war. Es wurden dafür auch Gelder gesammelt. Heute kann man sich das Denkmal nicht mehr wegdenken, es gehört zur Geschichte unserer Stadt. Der Rückbenennung unsere Stadt in „Chemnitz“ haben viele zugestimmt und sie taten es gern.
Meine persönlichen Dokumente weisen durchaus Besonderheiten aus: In Chemnitz geboren und gelebt – viele Jahre in Karl-Marx-Stadt gelebt und gewohnt – nun wieder in Chemnitz lebend und wohnend, ohne umgezogen zu sein.
Dazu kommt kurioserweise, dass ich 1960 heiratete und seitdem den Namen „Marx“ trage. Sehr oft wurden wir gefragt, ob wir etwas mit Karl Marx zu tun hätten, was wir ehrlichen Herzens verneinen konnten. Wir leben gerne in meiner Heimatstadt Chemnitz. Von den qualmenden Schornsteinen ist wenig zu sehen. „Rußchemnitz“ wäre unangebracht, denn blühende Landschaften sind auch in Chemnitz zu erkennen.