„Es war schon anstrengend, den Rollstuhl an der Zeisigwaldschänke vorbei den ansteigenden Weg hochzuschieben“, erinnert sich Heike Uhlmann-Käppeli, „Dabei galt es auch, besonders unebenen Stellen und Löchern auszuweichen. Zum Glück hatte ich in meinem Patienten einen guten Navigator. Und das Wichtigste: Es hat ihm gefallen – und mir sehr gutgetan!“ Mit dem kleinen Ausflug in den Zeisigwald hat die Alltagsbegleiterin der Sozialstation in der Scheffelstraße ihrem Patienten einen kleinen Wunsch erfüllt. Dass sie so etwas ab und an kann, finde sie an ihrer Tätigkeit besonders schön.
Zur Volkssolidarität kam Heike Uhlmann-Käppeli vor anderthalb Jahren. Die gelernte Porzellanmacherin, die aufgrund ihrer Leidenschaft zuletzt als Pferdepflegerin arbeitete, bemerkte am Fenster eines der auffällig beschrifteten Fahrzeuge der Sozialstation eine Ausschreibung. Schnell machte sie sich im Internet genauer kundig und bewarb sich. Die notwendigen Voraussetzungen für den Job hatte sie ja: Lust auf die Arbeit mit Menschen und Freude am Autofahren. Was darüber hinaus noch wichtig ist, erfuhr sie in Weiterbildungen. So lernte sie die Handgriffe der Grundpflege kennen, machte sich mit den Grundlagen der Hygiene vertraut, ließ sich im Erste-Hilfe-Kurs zum Ersthelfer ausbilden und eignete sich Wissen im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen an. Da viele ihrer Patienten darunter leiden, hilft dieses auch beim Erfüllen von kleinen Wünschen. „Menschen mit Demenz äußern oft ihre Wünsche nicht“, weiß Heike Uhlmann-Käppeli, „Da ist es wichtig, dass wir von den Angehörigen erfahren, dass bspw. Mutti früher gerne bei der Pelzmühle gewesen ist. Eine kurze Tour dorthin bringt ihr nicht nur schöne Momente, sondern weckt in ihr auch viele Erinnerungen.“
„Viele Patienten freuen sich, wenn ich komme, und erzählen erst einmal, was sie am liebsten machen würden“, berichtet die Alltagsbegleiterin. Dabei sind Ausflüge nur ein kleiner Ausschnitt aus ihren vielfältigen Aufgaben. So geht sie mit den Senioren spazieren oder begleitet sie in den Einkaufsmarkt. Mitunter berät sie dort ihre Patienten zur gesunden Ernährung, denn es sollte ja nicht immer das Gleiche auf den Teller kommen. Ab und an bereitet sie auch etwas zu oder hilft dabei und schält bspw. Mandarinen, wenn es mit der Feinmotorik nicht mehr so einfach geht. Im Frühjahr war sie schon Pflanzen für den Balkon kaufen und ist für diese, für Blumen oder Zimmerpflanzen manchmal auch der Retter vorm Verdursten, wenn sie vergessen werden. Sie hilft den Betreuten bei der Körperpflege, bei der Hausarbeit und der Bettwäsche. Der Unterschied zur reinen Hauswirtschaftspflege und das Wichtige hieran ist: Die Aufgaben werden gemeinsam erledigt. Den Patienten wird die Arbeit nicht einfach abgenommen, sondern sie werden dabei unterstützt. Sie können bspw. das Kopfkissen beziehen, während Heike Uhlmann-Käppeli die größere Bettdecke übernimmt und dann zusammen das Bettlaken gerichtet wird. Einer Dame mit schlechten Augen liest sie vor und hilft ihr mitunter beim Ausfüllen von Formularen, da das Kleingedruckte in den Feldern oft schlecht lesbar ist.
Sechs Stunden am Tag ist die Alltagsbegleiterin unterwegs und besucht dabei etwa fünf vorwiegend ältere Menschen. Die Tour wird so zusammengestellt, wie die Leistungen zumeist von den Angehörigen gebucht werden. Verantwortlich dafür ist Teamleiterin Sabine Mauersberger. Ehe die Kollegen aufbrechen, besprechen sie sich mit ihr und erfahren vor allem für die Betreuung eines neuen Patienten wichtige Besonderheiten. Je nach gebuchter Leistung dauert ein Besuch zwischen ein und zwei Stunden. Die Teamleiterin legt viel Wert darauf, dass die Betreuten einen festen Alltagsbegleiter haben und nur bei Krankheit und Urlaub vertreten werden. Das sei für die Senioren und das Vertrauen zueinander sehr wichtig. Bei gemeinsamen Beratungen sprechen sich die neun Mitarbeiter des Teams gemeinsam ab. Hier können sie ihre Anliegen und Wünsche u. a. für den Urlaub einbringen. Aber auch Marina Müller, die Leiterin der Sozialstation, hat für sie stets ihre Türe offen. „Als Quereinsteigerin hat sie sich sehr gut in das System eingefuchst“, lobt die Chefin ihre Mitarbeiterin, „Und vor allem ist sie bei den von uns betreuten Menschen sehr beliebt.“ Das ist sie ebenso bei den Besuchern der Tagesbetreuung Scheffelstraße.
Die Tagesbetreuung hat sich ebenfalls auf die Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen spezialisiert. Im Gegensatz zur Alltagsbegleitung ist Heike Uhlmann-Käppeli hier in ein Team eingebunden, welches gemeinsam ein vielfältiges Programm gestaltet. Auf diesem stehen verschiedene Angebote, die der Erhaltung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Patienten dienen. Spiele und sportliche Betätigung gehören ebenso wie Ausflüge dazu. Einige der Patienten kennt Heike Uhlmann-Käppeli bereits von ihren Besuchen bei ihnen zu Hause. Dadurch kann sie zusammen mit ihren Kollegen besser auf individuelle Interessen eingehen. Die Gruppenbetreuung beginnt und endet mit dem Fahren der Patienten. Dafür hat Heike Uhlmann-Käppeli zusätzlich eine Weiterbildung besucht, um den dafür notwendigen Personenbeförderungsschein zu erhalten.
Sie schätze die Vielfältigkeit ihrer Tätigkeiten bei der Volkssolidarität Chemnitz und sie habe eine Arbeit gefunden, die ihr viel Spaß mache. Dass der Verein sich nicht nur um die Belange der von ihm betreuten Menschen kümmere, sondern ebenso seinen Mitarbeitern etwas Gutes tun möchte, findet sie gut. Dazu gehöre bspw. die Dienstkleidung mitsamt einer praktischen Jacke, die ihr zur Verfügung gestellt wird, oder auch die verschiedenen Aktionen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. „Es war die richtige Entscheidung, einfach einmal etwas anderes auszuprobieren und Alltagsbegleiterin zu werden“, so ihr Resümee.