„Als die Wende kam, veränderte sich vieles in der Volkssolidarität. Viele traten aus, wussten sie doch nicht, was auf sie zukommen würde und wie es weitergeht. Doch es ging weiter und die Mitglieder der Volkssolidarität in Karl-Marx-Stadt blieben nicht untätig. Der Wille, gute und bewährte Traditionen zu erhalten, bestärkte die Position, nicht aufzugeben, sondern weiterzumachen. Da ich den Vorsitz unserer Wohngruppe zu dieser Zeit vertrat, erlebte ich den Gründungstag des Stadtverbandes mit.
Unsere Vorsitzende fand eine neue Arbeit, die sie sehr forderte. Sie hatte nur noch sehr wenig Zeit für die Volkssolidarität und musste schließlich ihre Position aufgeben. Da ich bereits einige Zeit lang ihre Aufgaben übernommen hatte, wurde ich kurzerhand zur neuen Vorsitzenden der Wohngruppe 056 gewählt.
Unsere erste Aufgabe bestand darin, dass wir uns um die Alten kümmern und sie zum Bleiben bewegen sollten. In Folge verließen uns nur wenige Mitglieder und viele konnten auch wieder neu dazu gewonnen werden.
Unser Vorstand funktionierte sehr gut. Es gab nur ein Problem: Wir hatten keine räumlichen Möglichkeiten, wo wir unsere Sitzungen hätten abhalten können. So trafen wir uns reihum in den einzelnen Wohnungen und hielten dort unsere Leitungssitzungen ab. Es war immer gemütlich und stets gab es Kaffee und belegte Brötchen. Es war eine sehr schöne Zeit, alle haben sehr gut zusammengehalten und jeder war für den anderen da. Natürlich hatten wir auch ein reges kulturelles Leben. Es lag mir am Herzen, etwas für die ältere Generation zu tun.
Für Veranstaltungen nutzten wir den Klub auf der Semmelweisstraße. Es kamen immer viele Mitglieder. Oft reichten die Plätze nicht aus und wir mussten enger zusammenrutschen. Dann war es besonders schön.“