Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Volkssolidarität,

im Januar 1946 eröffnete die Volkssolidarität in der alten Aktienspinnerei am Schillerplatz eine Kinder- und Altenspeisung, so ist es in der Sächsischen Volkszeitung vom 28. Februar 1946 nachzulesen. Wenn wir so wollen, dann sorgt sich unser Verband bereits seit über 75 Jahren um das leibliche Wohl von Menschen. Denn das ist auch heute noch so: Die Volkssolidarität kocht für Jung bis Alt, sei es für die Kinder in den Kindertagesstätten, sei es für die Senioren daheim, in den Einrichtungen der Tagesbetreuung und der Tagespflege oder in den Seniorenpflegeheimen. Das geschieht hygienisch einwandfrei und auf einem hohen Niveau. Mit Stolz können wir sagen, dass bei uns Köche arbeiten, die ihr Handwerk verstehen. Mit Leidenschaft und Ehrgeiz gehen sie immer wieder daran, traditionelle und neue Gerichte so zuzubereiten, dass sie beim „Essen auf Rädern“ auch nach der Lieferung in die Wohnung noch ansehnlich, nahrhaft und schmackhaft sind. Und das gelingt ihnen nicht nur gut, sondern immer besser, wie es uns zahlreiche Rückmeldungen in der letzten Zeit bestätigen. Es freut uns, wenn das Essen der Volkssolidarität nicht nur pünktlich und warm geliefert wird, sondern auch noch gut schmeckt.

Doch wie war das vor 75 Jahren? Wie das Essen geschmeckt hat, können wir uns kaum vorstellen. Die Zutaten in der Nachkriegszeit werden nicht vielfältig und üppig gewesen sein. Wir können ebenso nur vermuten, dass bereits 1945 Essen von der Volkssolidarität ausgereicht wurde. Und uns ist nicht bekannt, wie lange es die Essensausgabe in der Aktienspinnerei gegeben hat. Dieses Wissen schlummert vielleicht noch unentdeckt in alten Zeitungen, Zeitschriften und Dokumenten in Bibliotheken und Archiven. Oder es gibt vielleicht noch Zeitzeugen, die sich daran erinnern können?

Marina Müller, unsere Bereichsleiterin Ambulante Pflege und Betreuung, kam 1985 zur Volkssolidarität und kümmerte sich viele Jahre lang um die Hauswirtschaftsdienste und die Versorgung älterer Menschen mit Mahlzeiten. Im Interview über die Sozialstationen, welches Sie in diesem Heft finden, erinnert sie sich u. a. daran, wie das Essen noch zu Fuß in die Häuser getragen wurde. Dank ihr als Zeitzeugin setzt hier unser genaues Wissen über die Versorgung mit Mahlzeiten an.

Die Geschichte eines Verbandes mit vielen Mitgliedern und Mitarbeitern ist eine Sammlung zahlreicher Erinnerungen, die nicht verblassen, sondern erhalten werden sollten. Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie die Volkssolidarität kennengelernt haben? Kennen Sie noch Orte, an denen die Volkssolidarität aktiv gewesen ist, bspw. eine Einrichtung betrieben hat? Melden Sie sich bei uns, schildern Sie uns Ihre Erinnerungen oder schreiben Sie uns diese auf. Wir möchten Ihre Geschichten zur Geschichte unseres Verbandes zusammenfügen.

Ebenso würden wir uns über Hilfe beim Sammeln von Geschichten freuen. Schreiben Sie bspw. die Erinnerungen der Mitglieder Ihrer Wohn- oder Interessengruppe für uns auf. Oder senden Sie uns Beiträge aus Ihrem Wohngruppenleben für unsere VS Aktuell, damit auch diese Erinnerungen nicht verloren gehen und vielleicht sogar ein Anreiz für andere Mitgliedergruppen sind.

Wenn Sie selbst ein Faible für Geschichte haben und gerne in Archiven stöbern, können Sie uns bei der Recherche unterstützen. Das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek und unser eigenes Archiv halten sicherlich noch einige interessante Informationen über die Volkssolidarität in Chemnitz bereit. 

Gemeinsam können wir die Erinnerungen und die Geschichte der Volkssolidarität bewahren. Nur eines können wir leider nicht: Den Geschmack des Essens unserer Küche der Nachwelt erlebbar zu machen. Sicherlich, wir könnten das eine oder andere Gericht vielleicht in Dosen oder Gläsern konservieren. So gut, wie frisch zubereitet, wird es sicherlich schon in kurzer Zeit nicht mehr schmecken. Daher: Wenn Sie unser Mahlzeitenangebot noch nicht kennen und in unserem Liefergebiet wohnen, dann probieren Sie es doch einfach jetzt aus und bestellen Sie bei unserer Zentralküche ein „Essen auf Rädern“!

Andreas Lasseck    
Vorsitzender     

Ulrike Ullrich
Geschäftsführerin

aus VS Aktuell 2/2021, erschienen im  VS Aktuell 2/2021 Grußwort