„Es war der 14. Juli 1991 und ich war gerade am Koffer packen, da wir am nächsten Tag in den Urlaub fahren wollten. Das Telefon klingelte und ein gut gelaunter Andreas Lasseck begrüßte mich mit ‚Glück Auf, morgen geht es los! Sie sind unsere neue Leiterin der Sozialstation.‘ Nach einigem Hin und Her sagte ich meinen Urlaub ab und war am nächsten Tag pünktlich in den Räumen der Geschäftsstelle, ohne zu wissen, was mich erwarten würde. Ich wusste damals weder was eine Sozialstation ist, geschweige denn, welche Aufgaben diese hat.
Ich saß in einem spärlich eingerichteten Zimmer, ohne Schwestern und vor allem ohne Patienten. Eine Arbeitsgrundlage musste geschaffen werden, fing man doch damals bei null an.
Gemeinsam mit einer Brigadierin für Hauswirtschaft, welche genau wie ich als ABM eingestellt war, suchte ich im Archiv Adressen von ehemaligen Essenteilnehmern und Personen heraus, welche schon früher Hauswirtschaft in Anspruch genommen haben. So konnten wir erste Kontakte aufnehmen. Wir stellten unser Konzept bei Ärzten und Krankenkassen vor und bekamen am 21.07.1991 zwei Schwestern vom Arbeitsamt.
Nachdem diese in der Sozialstation Lerchenstraße angelernt worden waren, konnte mit der Arbeit begonnen werden. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus fuhren die Schwestern zu den ersten Bürgern. Für die Essensverteilung bekamen wir einen Trabant und einen roten Wartburg vom Bezirksausschuss der Volkssolidarität. Oft war die Arbeit beschwerlich, doch die Mühen haben sich gelohnt.
Schon kurze Zeit später konnten im Erdgeschoss der Horst-Menzel-Straße schöne Räume eingerichtet werden. Neben einem Schwesternzimmer erhielt die Sozialstation auch ein Zimmer für die Zivildienstleistenden, die Hauswirtschaftsstrecke wurde weiter aus- und die häusliche Krankenpflege aufgebaut.
Mit dem Umzug in die neuen hellen Räumlichkeiten auf der Limbacher Straße 69-71 am Fuße des Kaßberges ist das Arbeiten sehr viel angenehmer geworden. Die Sozialstation wurde hier in ein Betreutes Wohnen des Stadtverbandes integriert.“