Die 04 ist eine Interessengruppe. Welcher gemeinsamen Leidenschaft gehen die Mitglieder dieser Gruppe nach?
Matthias Ernst: Die Freude, gemeinsam zu guter Musik tanzen zu können – eben „Line Dance“. Das ist eine Tanzform, die ursprünglich aus den USA kommt und bei der in Reihen und Linien vor- und nebeneinander getanzt wird.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Line-Dance-Gruppe bei der Volkssolidarität Chemnitz anzusiedeln?
Matthias Ernst: Unsere Gruppe gibt es schon etwas länger, nur nicht bei der Volkssolidarität. Manch einer kennt uns vielleicht noch als die Anfängergruppe der „Ikarus Line Dancers“, benannt nach dem Trainingsort „Ikarus-Treff“ gleich in der Nähe des ehemaligen Flughafengebäudes. Viele Jahre haben wir dort trainiert. Die Pandemie hat nun alles durcheinandergewürfelt. Monatelang durften wir aufgrund der geltenden Corona-Regeln im Ikarus-Treff nicht trainieren.
Gleichfalls von Corona-Regeln betroffen waren die Bewohner des Seniorenpflegeheims »An der Mozartstraße«, in dem ich als Haustechniker arbeite. Unsere Senioren vermissten die vielfältigen Veranstaltungen, die ihnen gewöhnlich angeboten werden und nun nicht stattfinden konnten. Ich habe mich dazu bereit erklärt, Musik aufzulegen, um so zumindest für ein wenig Stimmung in dieser schweren Zeit zu sorgen. Den Bewohnern hat das gut gefallen. Und da die Temperaturen noch sommerlich warm waren, sind wir auf die Idee gekommen, natürlich unter Einhaltung geltender Regelungen, auf der Terrasse mehr oder weniger öffentlich zu trainieren. Den Bewohnern hat das gut gefallen, zwei haben gleich mitgetanzt. Warum also nicht gleich in der Mozartstraße trainieren? Zum einen können wir je nach Wetter- und Corona-Lage draußen oder drinnen trainieren, zum anderen fühlen wir uns der Volkssolidarität und ihren Werten eng verbunden. Mit der Idee, eine Interessengruppe für Line Dance ins Leben zu rufen, haben wir uns an die Mitgliederbetreuung gewandt. Nun sind wir hier und freuen uns auf einige öffentliche Proben zur Freude der Senioren unseres Sozialen Zentrums Mozartstraße und auf den ein oder anderen öffentlichen Auftritt, den es sicherlich bald schon wieder geben wird.
Die offizielle Bezeichnung für die Interessengruppe ist schlicht die Ziffernfolge 04. Das ist kein sonderlich klangvoller Name für Auftritte ...
Matthias Ernst: Selbstverständlich wollten wir einen schöneren Namen finden. Wir nennen uns die „Team Spirit Line Dancer Chemnitz“. Ganz klar haben wir uns dabei vom bekannten „Teamgeist“-Maskottchen der Volkssolidarität Chemnitz inspirieren lassen. So drückt unser Name und unser Logo auch die Verbundenheit aus. Unser Geist ist jedoch passend zur Herkunft des Line Dance mit Cowboy-Hut und Cowboy-Stiefel bekleidet.
Wer kann bei euch mitmachen?
Matthias Ernst: Eigentlich jeder, der Spaß am gemeinsamen Tanzen hat. Line Dance ist ein Gruppentanz. Das hat einen großen Vorteil: Es gibt keine klare Rollenverteilung wie im klassischen Tanz, also keinen, der führt, und keinen, der geführt werden soll. Unser Tanz folgt einer Choreografie und es gibt keine festen Tanzpartner. Da ist es auch kein Problem, dass Männer bei uns gerade Mangelware sind. Wir haben 24 Frauen in der Gruppe – und mich.
Line Dance ist auch ein generationsübergreifender Tanz. Wir sind froh, dass wir Tänzerinnen dabei haben, die über 75 sind. Line Dance hält fit, ist Hobby und Sport zugleich. Und ungezwungen soll es bei uns zugehen, keiner muss Sporen an den Stiefeln haben. Wir würden uns auch über junge Mittänzer freuen. Erst kürzlich sind fünf Mitarbeiterinnen des Seniorenpflegeheims zu uns gestoßen. Das ist einfach toll.
Was geschieht, wenn ein Mitglied der Volkssolidarität mitmachen möchte, jedoch schon fest in einer Wohngruppe verankert ist?
Andreas Wolf-Kather: Darüber haben wir schon nachgedacht. Natürlich muss niemand seine angestammte Wohngruppe verlassen, nur weil er beim Line Dance mitmachen möchte. Wir können uns hier vorstellen, dass eine Teilnahme gegen einen kleinen Unkostenbeitrag möglich ist. Immerhin entstehen der Interessengruppe auch Kosten, die sie ansonsten aus den Rücklaufgeldern begleicht.
Unternimmt die Interessengruppe wie eine Wohngruppe auch gemeinsame Aktivitäten?
Matthias Ernst: Ja, aber mit den Jahresplänen der Wohngruppen lässt sich das nicht vergleichen. Sicherlich werden wir vielleicht ein- oder zweimal im Jahr gemeinsam etwas feiern. Wir finden uns jedoch hauptsächlich zusammen, um unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem Line Dance, nachzugehen. Wir werden sicherlich einige kleine Ausflüge unternehmen – zu unseren Auftrittsorten in Chemnitz und Umgebung. Sicherlich werden da auch Einrichtungen der Volkssolidarität dabei sein.
Wenn ich einer anderen Leidenschaft gemeinsam mit anderen Menschen nachgehen möchte, kann ich doch eine neue Interessengruppe initiieren. Wie sollte ich da vorgehen?
Andreas Wolf-Kather: Erster Ansprechpartner ist die Mitgliederbetreuung unseres Stadtverbandes. Wir beraten und begleiten die entstehende Interessengruppe und kennen vielleicht noch weitere Interessenten, die gleiche Interessen teilen und möglicherweise mitwirken möchten. Dann stellen wir dem Vorstand die Vorhaben der Interessengruppe vor. Dieser prüft, ob die Ziele der Gruppe zum Leitbild der Volkssolidarität und zur Satzung unseres Stadtverbandes passen und beschließt letztendlich, ob es diese Interessengruppe unter dem Dach der Volkssolidarität Chemnitz gibt.
Wie viele Mitglieder muss eine Interessengruppe haben?
Andreas Wolf-Kather: Eine genaue Vorgabe gibt es dafür nicht, aber eine Gruppe sollte schon aus mehreren Mitgliedern bestehen. Immerhin gilt es auch einige Leitungsaufgaben zu übernehmen, bspw. die Gruppenkasse mit den Rücklaufgeldern im Blick zu haben. Wir unterstützen die Interessengruppen gerne dabei, neue Mitglieder zu finden, indem wir diese bspw. in der VS Aktuell vorstellen.
Um unseren Leserinnen und Lesern einen kleinen Anstoß zu geben: Was könnten Inhalte einer Interessengruppe sein?
Andreas Wolf-Kather: Da bestehen sehr viele Möglichkeiten. Den gemeinsamen Besuch von Veranstaltungen wie Theateraufführungen oder Konzerte kann ich mir gut vorstellen. Oder das gemeinsame Interesse an der Natur, gerne auch in Zusammenarbeit bspw. mit dem Botanischen Garten. Eine Sammelleidenschaft kann ebenso im Mittelpunkt stehen, seien es Briefmarken, Münzen oder schöne Mineralien. Gemeinsam singen, spielen oder einen Sport betreiben sind ebenso Möglichkeiten, wie einer Tanzform zu huldigen. Das machen uns ja gerade unsere Line Dancer vor.
Herr Ernst, eine letzte Frage: Wie sind Sie eigentlich zum Line Dance gekommen?
Matthias Ernst: Als Country-Fan bin ich zu vielen Konzerten gegangen und habe dort vor und auf der Bühne diesen Tanz gesehen. Für mich war klar, dass ich das einmal selbst probieren möchte. Bei einer Kur fand sich Line Dance als Abendangebot wieder. Da habe ich das einfach einmal ausprobiert und war fasziniert. Ich habe meiner Frau davon erzählt. Gemeinsam sind wir dann in Chemnitz auf die Suche nach einer Gruppe gegangen und haben die „Ikarus Line Dancers“ gefunden. Wir freuen uns, dass wir nun bei der Volkssolidarität unserer Leidenschaft nicht nur weiterleben, sondern auch weitergeben können.
Wer mittanzen möchte, melde sich bitte bei der Mitgliederbetreuung.