Mit dem Duft von reifen Birnen vermag man selbst menschliche „Obst-Muffel“ zu einem verheißungsvollen Genusserlebnis locken. Der Verzehr dieser Früchte ist vor allem gesund. Der Biss in eine gut ausgereifte Birne offenbart sofort, dass diese sehr saftig und somit enorm wasserhaltig sind. „Fruchtwasser“ hilft mit, unseren hohen täglichen Flüssigkeitsbedarf zu stillen.
Zudem sind wertvolle Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine enthalten. Vor allem der Anteil an Vitamin C ist bemerkenswert. Bekannterweise unterstützt uns dieses ganz besonders bei der Kräftigung unseres Immunsystems, bspw. zur Vorbeugung von Erkältungskrankheiten. B-Vitamine stärken unsere Nerven, was auch unserem Gehirn auf die Sprünge hilft. Übrigens gelten Birnenfrüchte von jeher als geistige Fit-Macher. So gibt es immer wieder die Empfehlung, diese den Effekt verstärkend mit Walnüssen zu sich zu nehmen.
Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Zink sind weitere „prominente“ Gesundheitsunterstützer. Auch Phosphor ist enthalten, dennoch macht dies unser Obst nicht zur „Glühbirne“. Durch ihre Gerbsäuren wirken sie bei Problemen im Magen oder Darm entzündungslindernd. Birnen sind bei der „Entgiftung“ des Darmes behilflich. Reichlich verzehrt, an mehreren Tagen im Jahr, wirkt das Obst leicht blutdrucksenkend. Ihr Fruchtzucker ist auch für Diabetiker gut verträglich.
In gekochter Form werden Enzyme tätig, welche Harnsäure aus dem Körper ausleiten. So kann köstliches Kompott die Schmerzen von Gicht aber auch von Rheuma lindern. Ihre harntreibende Wirkung kommt ebenso Niere und Blase zugute. Regelmäßiger Verzehr begünstigt die natürliche Ausscheidung von Nierengrieß oder gar kleinen Steinen, Blasenentzündungen werden vorgebeugt. Ihre Fruchtsäuren sind milder als bei Äpfeln und werden somit gut vertragen. Für den Fall, dass der eigene Magen dennoch überempfindlich auf die oftmals etwas feste Frucht-Haut reagiert, können Birnen „geschält“ oder gegart werden. In ihr sind zwar viele der gesundheitsfördernden Stoffe (bspw. Pektin) enthalten, letztlich bleiben immer noch etliche Anreicherungen übrig, die den Verzehr nicht nur geschmacklich lohnenswert machen.
Übrigens können auch Birnenbaumrinde, Blüten und Blätter zur Gesunderhaltung genutzt werden, bspw. als leicht desinfizierender Teeaufguss bei Harnwegsinfekten.
Da es auch rein grün fruchtende Sorten gibt, lässt sich der Reifegrad nicht immer an der Farbgebung der Schale ausmachen. Unreife Birnen erkennt man jedoch rasch an ihrer Festigkeit. Auch fehlt der typisch süße Duft. Bei Zimmertemperatur kann man sie aber noch etwas nachreifen lassen.
Die heimisch angebauten Früchte haben bei uns vor allem im Spätsommer und Herbst ihre Saison. Die Einlagerungsmöglichkeiten der geernteten Birnen sind durch ihren hohen Wasseranteil relativ kurz. Daher wird die im Frühjahr und Frühsommer erhältliche Ware bspw. aus Frankreich, Spanien oder Italien importiert. Ja, und wenn der Handelspreis im Einkauf für die Discounter-Ketten attraktiv ist, lassen diese für den verwöhnten Kunden gar mit Ernten aus Übersee-Ländern die Ladenregale füllen.
Birnen werden in drei Gruppen eingeteilt:
Tafelbirnen sind als „Naschobst“ bekannt. Geteilt und gewürfelt werden sie für Desserts und Salate verwendet. Sie passen auch prima zu Käse und sind ebenso püriert als Mus (ohne Käse) lecker. Besonders die Genießer schätzen die berühmte Variante mit Schokoladensoße: „Birne Helene“. Die Franzosen mögen ihre Birnen übrigens in Rotwein und die Engländer in Whisky, die Österreicher destilliert als Obstbrand und die Deutschen etwa mit Bier? Nein, in Deutschland steht der Birnenkuchen auf der obersten Hitliste. Aber: „Bitte mit Sahne“! Wem das alles zu feucht ist, kann es ja mit Birnen als süßes Trockenobst probieren.
Kochbirnen sind harte Sorten, welche erst durch das Garen bekömmlich werden. Sie kommen als Beilage zu Wildgerichten oft mit auf den Teller.
Mostbirnen sind besonders saftige Sorten, welche für die Vermostung, also die Saftherstellung geeignet sind.
Birnen waren offenbar schon vor der christlichen Zeitrechnung als Nahrungsmittel bekannt. So ist überliefert, dass bereits im alten Griechenland verschiedene Sorten kultiviert wurden. Diese Kulturformen sind aus Kreuzungen westasiatischer und europäischer Wildbirnen entstanden. Auch als Klostermedizin verbreitete sich der Anbau des süßen Obstes. Um 1750 begann mit vielen neuen Züchtungen ihre Hochzeit. In Sachsen und Thüringen war damals die heute selten gewordene „Petersbirne“ (auch als Weizenbirne bekannt) ein großer Favorit. Heute sind schätzungsweise über 4.000 Birnensorten registriert, darunter folgende beliebte Sorten: „Williams Christ“, „Clapps Liebling“, „Gute Luise“ und „Conference“.
Birnenbäume (Pyrus) gehören übrigens wie viele andere Kernobstgewächse zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Manche alte Sorte ist bedornt. Unter den Obstgehölzen können sie im Vergleich mit Apfelbäumen ein stattlicheres Alter erreichen. Weit über 150 Jahre sollen manche Exemplare sein. Da Birnenbäume zum guten Gedeihen viel Wasser benötigen, sollte in der heutigen Zeit mit ihren unbestimmten Wetterverhältnissen auf Sorten gesetzt werden, welche die Eigenschaften ihrer ursprünglichen Baum-Ahnen haben, nämlich tief zu wurzeln. Allerdings sind moderne Züchtungen oftmals auf flachwurzelnde Unterlagen veredelt, u. a. auf Quitte. Staunässe schadet jedoch den Birnenbäumen. Daher ist bei einer Neuanpflanzung gute fachliche Beratung angebracht, welche den gegebenen Standort mitberücksichtigt. Ein vollsonniger und möglichst windgeschützter Platz wäre optimal. Auf einen hohen Humusanteil im Boden oder auf regelmäßige Kompostgaben ist zu achten. Wer wenig Fläche zur Verfügung hat, kann die hochwachsenden Gehölze auch als Spalier ziehen oder pflanzt auf schwachwüchsig veredelte Unterlagen gezogene „Zwergobstbäume“. Mancher wundert sich über ausbleibenden Fruchtansatz. Hierzu sollte man wissen, dass Birnen einen „Partner“ in der Nähe benötigen, da sie sich nicht selbst befruchten können. Eine insektenfreundliche Umgebung zieht freiwillige Helferlein an.
Gefürchtet sind Krankheiten wie der Birnengitterrost (Pilz) oder schlimmstenfalls der Feuerbrand (Bakterien = meldepflichtig). Letzteres ist faktisch unheilbar, wenn man nicht sofort mit den ersten Anzeichen (schlaff welkende schwarze Zweigspitzen) die betroffenen Triebe bis ins gesunde Holz zurückschneidet und diese möglichst durch Verbrennen vernichtet. Die Ausbreitungsgefahr des Feuerbrand-Bakteriums (bspw. auch über Blattläuse) auf sämtliche Rosengewächse ist sehr hoch und oftmals müssen die betroffenen Gehölze leider gerodet werden. Der Birnengitterrost lässt sich durchaus in Schach halten. Man sollte möglichst darauf achten, dass sich in der näheren Umgebung keine Wachholdergewächse (Juniperus) befinden. Dort nistet sich Rostpilz den Winter über in den immergrünen Zweigen als Zwischenwirt ein. Im Frühjahr kann das geschulte Auge die schleimigen „Fruchtkörper“ entdecken. Wenn diese Zweige konsequent vernichtet werden, sinkt die Gefahr einer Übertragung auf die Birnenbaumblätter. Schachtelhalmbrühe stärkt vorbeugend die zu schützenden Pflanzen. Wenn Birnenbäume bereits sichtbar befallen sind (gelb-orange gesprenkelte Blätter), kann man sie mit einem Kupferpräparat aus dem Fachhandel behandeln.
Die ursprüngliche Wildbirne (Pyrus Communis) ist leider mittlerweile sehr selten geworden. Oftmals wird diese auch als Holzbirne bezeichnet, denn ihre kleinen Früchte sind sehr hart, dennoch bei vielen heimischen Tieren als Nahrung beliebt. Sie eignen sich ausgezeichnet für die Bepflanzung von Feldrainen. Das stabile Holz dieser Bäume kann auch als tragende Balken im Hausbau zur Anwendung kommen. Die meist rötliche Färbung der verholzten Baumteile macht eine Alternative zum edlen Nussbaum, bspw. für Tischler- oder Drechselarbeiten, möglich.
Mein ganz persönliches Sch(l)usswort: Viele alte Baum-Sorten sind mittlerweile fast gänzlich aus dem stark begrenzten Sortiment der Märkte verschwunden. Private Baumschulen leisten dagegen oftmals einen Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt. Letztlich liegt es an jeder Kommune, Gemeinde, Initiative und jedem Gärtner selbst, bei Neuanpflanzungen Einfluss darauf zu nehmen, indem alte Sorten gepflanzt werden.
Jeder sollte das Recht haben, selbstbestimmt entscheiden zu dürfen, ob man sich im größtmöglichen Einklang mit der Natur befinden möchte, um seine Balance in dieser aus den Fugen geratenen Welt zu finden. Das Zusammenwirken von Naturheilkunde und Schulmedizin bedingt sich von jeher einander. Wer sich jedoch auf der naturheilkundlichen Ebene versucht, gesund zu erhalten, wird oftmals in eine „komische“ Gedanken-Schublade einsortiert. Einseitige und kurzsichtige Diskussionsführungen ersetzen die notwendigen Essenzen aus vielfältigen Blickweisen und Erfahrungswerten nicht. Ich werde weiterhin die Geschenke der Natur erkunden und habe darin größtes Vertrauen, diese auch zu nutzen. Dazu gibt es auch innerhalb unserer Volkssolidarität einen kleinen Interessentenkreis „Freunde der Naturheilkunde“, welcher sich zu vielfältigen Themen austauscht.
Bleiben Sie neugierig und gesund!
Ihr Andreas Wolf-Kather