Die „Wasserkresse“ ist seit vielen Jahrhunderten als heilkräftige Pflanze bekannt. Das heute vielerorts in Vergessenheit geratene „Blatt-Gemüse“ (u. a. auch „Bachsalat“ oder „Bachsenf“ genannt) kann dem Kundigen mit besonders wertvollen Heilkräften aufwarten. So ist überliefert, dass Hippokrates ein Sanatorium extra in der Nähe eines Baches bauen ließ, um stets den direkten Zugang zur hochgeschätzten Heilpflanze zu haben. Dort wurde die wild wachsende Bachkresse an ihrem natürlichen Standort gesammelt.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden im Erfurter „Dreienbrunnengebiet“ erste Versuche zum gezielten Anbau der begehrten Wildpflanze (Nasturtium officinale) unternommen. Rund hundert Jahre später entwickelten Gartenbau-Gelehrte ein System kleiner künstlich angelegter Wasserläufe mit dazwischen befindlichen Dämmen. Damit schufen sie das ideale Umfeld, also flache Uferstellen mit frischem, fließenden und gleichmäßig temperiertem Quell-Wasser, welches die natürliche Umgebung der Wasserpflanze optimal nachahmt. Seit 1740 ist der Anbau in den sogenannten „Bach-Klingen“ in Erfurt belegt. 1809 begeisterte sich Napoleon bei einem Besuch in Erfurt für die „Brunnenkresse“. Er nahm einen Gärtner mit nach Frankreich, da er mit seinem Wissen nach dem Thüringer Vorbild einen „Kresse-Graben“ nahe Versailles erschaffen wollte. Das Vorhaben ging auf und die Franzosen waren für die neue geschmackliche Komponente offen. Der Bedarf an dem vorzüglichen Gemüse war geweckt. Auch in Deutschland wurde die Erfurter Produktion immer weiter vorangetrieben und die Brunnenkresse entwickelte sich zu einem regelrechten „Verkaufsschlager“. Durch neue Kühlmöglichkeiten konnte das Thüringer Produkt seinen Weg in die gehobenen Restaurants großer Städte meistern. Durch den Trubel der darauffolgenden Zeiten lässt sich schließlich um 1960 die Überführung von damals noch fünf erwerbsgärtnerisch betriebenen „Kresse-Klingen“ durch die DDR-Regierung in eine Genossenschaft festhalten. Leider wurden in dieser Zeit einige der Anlagen verfüllt oder einer anderen Nutzung zugeführt.
Mitte der Neunzigerjahre erfolgte durch die Reprivatisierung die Rekonstruktion einer „Anbau-Klinge“ durch die Familie Fischer. Seither wird im Familienbetrieb die gesunde Delikatesse wieder nach historischem Vorbild angebaut. Nach Voranmeldung kann diese übrigens besichtigt und vor Ort erntefrische Bachkresse und daraus hergestellte Produkte erworben werden.
Die ausdauernde Wasserpflanze mit ihren leicht dickfleischigen, dunkelgrünen und glänzenden Blättern kann man schon beim Zerreiben der Blätter am scharfen Geruch bestimmen. Zwischen Mai und September erscheinen weiße Blütendolden, welche später kleine Samenschoten ansetzen. Sie gehört zu den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae, wie auch diverse Arten von Rettich und Kohl). Für das Sammeln in der Natur sollte man an klaren Quellen, sauberen, sanft fließenden Gewässern (Süßwasser), beständigen Wassergräben oder auch an Teichrändern suchen. Die Umgebung von landwirtschaftlichen Flächen wie Feldern und insbesondere Weiden sollten dabei jedoch gemieden werden. Hier können Düngemittel ins Wasser geraten sein oder tierische Parasiten an den Pflanzen anhaften. Die blütenlosen Triebe können ganzjährig geerntet werden. Die Haupterntezeiten sind im Frühling sowie im Herbst (nach der Blüte).
Wer sich der ausgezeichneten Eigenschaften dieser Pflanze für die Gesundheit bewusst ist, sollte die kleinen Mühen ihrer Beschaffung nicht scheuen. Es gibt dazu etliche wissenschaftliche Studien, die ihre pharmazeutischen Nutzungsmöglichkeiten unterstreichen. Die Brunnenkresse enthält Senfölglykoside, welche ihren erfrischend scharfen und auch etwas bitterlichen Geschmack ausmachen. Man könnte dies mit Gartenkresse oder Kapuzinerkresse vergleichen. Bitterstoffe und Gerbstoffe, ätherische Öle, Vitamine (vor allem C) und Mineralien (Eisen, Jod, Zink) runden das Geschenk der Natur zu unserem Besten ab.
Einige bewährte naturheilkundliche Anwendungsfelder sind u. a.:
- Verdauungsprobleme (Appetitanregend)
- Linderung von Erkältungs- sowie grippalen Symptomen (antibiotisch, keimhemmend, desinfizierend, schleimlösend bei Husten, fiebersenkend, bei allgemeiner körperlicher Schwäche)
- blutreinigend, auch zur Verbesserung der Blutfettwerte
- Entgiftung belasteter Organe (z. B. Niere, Leber) und Förderung der Ausscheidung krebserregender Stoffe und damit Unterbindung der Ablagerungen von medikamentösen Problemstoffen in den Organen
- harntreibend, entwässernd (u. a. vorbeugend gegen Blasen-Steine)
- Hautprobleme (bspw. Pflanzensaft zum Auftragen auf Unreinheiten und Entzündungen)
- Austreibung versteckter Darm-Parasiten
Bitte beachten Sie folgende wichtigen Hinweise!
Menschen mit einem empfindlichen Magen sollten zunächst nur kleine Mengen verzehren, da die scharfen Senföle mitunter leicht reizend auf die Magenschleimhaut wirken können.
Schwangere sollten auf den Genuss in größeren Mengen verzichten, da dies treibend auf die Wehen wirken kann.
Bei Nierenerkrankungen ist es ratsam, zuvor vorsichtshalber den Arzt zu konsultieren.
Für den einfachen Gaumengenuss schmecken die Blätter am besten und unverfälscht in Salaten, im Kräuterquark oder ganz klassisch aufs Butterbrot. Verwenden Sie die Kresse stets frisch, denn getrocknet verliert sie an Wirksamkeit!
Woher bekommt man das wertvolle Wild-Gemüse, wenn man keine Sammelstelle in freier Natur ausmachen kann?
Interessierte Naturfreunde lassen sich für den Eigenanbau begeistern, denn dazu muss man kein Großgrundbesitzer mit eigener Quelle sein. Ein kleiner Gartenteich mit bewegtem und dadurch gut „belüfteten“ Wasser (z. B. über eine Solarpumpe) kann dafür als „Gesund-Brunnen“ nutzbar gemacht werden. Für die Anpflanzung wird die flache Uferzone gewählt. Wer keinen Garten besitzt, kann auch auf einem sonnigen Balkon sein Glück versuchen. Der Pflanztopf wird dazu in eine größere Schale gestellt, welche immer mit etwas Wasser befüllt ist. Allerdings muss man hier wortwörtlich hinterher sein und alle zwei Tage das stehende Wasser erneuern. Die Brunnenkresse verlangt nach frischem, sauerstoffreichem Wasser. Ihre Vermehrung funktioniert am besten über Stecklinge in einem mageren Erd-Sand-Gemisch mit frisch geschnittenen Ausläufern, welche oftmals schon kleine Wurzeln gebildet haben. Von gut angewachsenen Trieben lassen sich bereits nach kurzer Zeit wieder Seitentriebe ernten. Auch eine Aussaat ist möglich. Das ist allerdings wesentlich langwieriger.
Wem der Eigenanbau zu umständlich erscheint, kann sich die begehrte Kresse vom regionalem „Wasser-Bauern“ aus Erfurt besorgen. Oder er schaut im Internet nach Bezugsmöglichkeiten, denn mittlerweile gibt es auch etliche Produkte, in denen die Wirkstoffe gut konserviert sind.
Liebe Naturfreunde, meinen kurzen Vortrag über diese besondere Heilpflanze möchte ich mit den Worten von Hippokrates beschließen: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein!“
Gern gebe ich nun noch etwas eigenen poetischen „(Wasser)-Senf“ dazu: „Bleibt gesund und frohen Mutes,/ denn ‚Mutter Natur‘ gibt uns so viel Gutes./Jäh, ich meine, das Beste gar,/esst Brunnenkresse, das ganze Jahr!“
Die meisten Menschen befinden sich im Ungleichgewicht zur Natur. Daher empfehle ich, die kommenden Wochen für einen Einstieg zu sich selbst mit einer „Frühjahrskur“ zu nutzen. Das regt den Stoffwechsel zur Entgiftung an. Auch wäre es angebracht, unseren Geist gut zu durchlüften, damit sich die Menschen wieder auf lohnenswerte Gemeinsamkeiten besinnen, anstatt überheblich auf andere Lebenseinstellungen herabzuschauen. Macht es wie die Wasserkresse und schafft euch ein gesundes Lebensumfeld, mit frischem Quell-Wasser und Sonnenlicht. Wem dies aufgrund körperlicher Einschränkungen leider nicht möglich ist, kann sich zumindest über seine Nahrungsmittel und Lebenseinstellung etwas Gutes tun.