Zu Unrecht, wie ich meine, wird die Nelke oftmals in ein altmodisches Abseits gestellt. Möglicherweise hat sich dies in den neuen Bundesländern Deutschlands besonders etabliert, da vor allem hier die rote Nelke als „Blume des Sozialismus“ noch immer fest im Gedächtnis verankert ist. Kein Mai-Demonstrationstag ohne blutrote „Solidaritäts-Nelke“! Und auch kein „Internationaler Frauentag“ ohne blumige Würdigung mit Nelken! Was sich eigentlich als eine wundervolle Geste ausdrückt, wurde offensichtlich über die Jahre von vielen DDR-Bürgern als spießige sozialistische Routine interpretiert und behält sich auch heute noch für manchen herabwürdigend im Gedächtnis. Dass die Nelke zur „Protest-Blume“ avancierte, ist übrigens keine sozialistische Erfindung. Abgeschaut haben sich das die Deutschen bei den bourgeoisen Franzosen, denn während der Französischen Revolution hatten sich verurteilte Adelige Nelken (als Zeichen des Protests) ins Knopfloch gesteckt, bevor auch sie ihren Kopf durch die Guillotine verloren. Die Arbeiterbewegung in aller Welt übernahm diese symbolträchtige Verwendung und somit wurde sie zur „Arbeiter-Blume“ und zu einem Zeichen für sozialistischen Widerstand gemacht. Im Jahr 1974 ging das bekannte Bild mit roten Nelken in den Gewehrläufen von Soldaten um die Welt, welches beim Putsch gegen die portugiesische Diktatur entstanden ist.
Lassen wir nun die politische Rekrutierung dieser wunderbaren Pflanze links liegen und kommen zur angekündigten Fürsprache, derer sie eigentlich nicht bedarf, denn die Nelke war bereits vor all den revolutionär genutzten Zeiten in den „Blumen-Olymp“ aufgestiegen:
Die antike Geschichte lehrt uns, dass Nelken schon im Altertum eine geschätzte Bedeutung erfuhren, da deren botanischer Name „Dianthus“ – aus dem Griechischen übersetzt – auf den Göttervater Zeus hinweist. Die duftenden und haltbaren Blütenköpfe wurden in Kränzen für herrschaftliche und ruhmreiche Köpfe eingearbeitet. Auch die alten Römer waren davon angetan und nutzten sie als modisches Accessoires.
In Deutschland wurde sie wegen des starken Duftes mit der Gewürznelke verglichen und erhielt möglicherweise auch daher ihren hiesigen Blumen-Namen. Andere Überlieferungen beziehen sich auf das mittelhochdeutsche Wort „negellin“, welches in Bedeutung mit der Bezeichnung „Nagerl“ steht, denn die einzelnen flachen Blütenblätter haben ausgezupft einen spitzeren Stiel (fast wie ein Nagel).
Einige Länder haben die Nelke zu ihrer Nationalblume erkoren. So bekennen sich bspw. Spanien, Monaco und Slowenien ganz besonders zu der wärmeliebenden Pflanze. Dort steht sie vordergründig für Liebe und Leidenschaft.
Kulinarische Verwendung finden die frisch gezupften Blütenblätter (ohne die bitterlich schmeckenden Grünanteile) zur Dekoration auf Desserts und Torten oder auch in kandierter Variante.
In fernöstlichen Ländern ist es Brauch, getrocknete Nelkenblüten mit heißem Wasser zu einem wohlschmeckenden Tee aufzugießen.
Nelken stammen ihrer natürlichen Herkunft nach aus dem Süden und es gibt unter ihnen etliche interessante Arten. Die Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) wurde über um Heilwissen bewanderte Glaubens-Orden in die Kräutergärten der Klöster gebracht und dort angebaut. Der Pflanzensaft dieser Nelkenart kam bspw. bei Muskelschmerzen oder Rheuma zum Einsatz. Generell können die Blüten aller (ungespritzten) Nelken auch bspw. bei Magenproblemen als Frischkost oder Tee zum Einsatz kommen. Heute findet man auch hierzulande die Karthäuser-Nelke mit ihren kleinen dunkelroten Blüten besonders auf naturbelassenen Halbtrockenrasen.
Blumenliebhaber können Nelken gut ein Domizil im Garten oder im Blumenkasten geben. Ihre Arten- und Sortenvielfalt ist sehr groß. Alle haben sie aber eines gemeinsam, gleich ob es sich um großköpfige, langstielige Züchtungen oder um ursprüngliche kleinwüchsige und polsterartige Gewächse handelt: Sie benötigen einen vollsonnigen Standort und vor allem einen durchlässigen Boden.
Als Abkömmling von den wilden Sorten ist in Deutschland die Landnelke oder Edel-Nelke (Dianthus caryophyllus) gut bekannt. Die Landnelke eignet sich ideal für den Anbau in unseren Gärten. Sie wird daher oft auch als Gartennelke bezeichnet. Wer sie selbst aus Samen zieht, sollte wissen, dass diese erst im zweiten Jahr blühen, uns dafür aber bei guten Bedingungen und mit etwas Winterschutz als ausdauernde Pflanzen länger erhalten bleiben können.
Großer Beliebtheit erfreuen sich die Gebirgshängenelken, welche in Balkonkästen und Hängeampeln am besten zur Geltung kommen. Aber Achtung: Staunässe ist der Tod für diese schönen Pflanzen! Daher in Töpfen und Kästen immer eine Drainage-Schicht und eine Abflussmöglichkeit für überschüssiges Wasser einarbeiten.
Eine duftende Nelke lässt sich durchaus mit einer edlen Rose gleichsetzen. Vor allem ist die großblumige Edel-Nelke die wohl dankbarste Schnittblume im Portfolio der Floristen.
Tipp: Als Vasen-Schmuck beim Anschneiden des Stängels immer vor oder hinter einem Nodium (Verdickung am Nelken-Stiel) schräg anschneiden. Über die Verdickung kann das Wasser sonst nicht so gut aufgenommen werden.