Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der Volkssolidarität,
in diesem Heft können Sie von einem ganz besonderen Ereignis lesen: Nachdem wir im vergangenen Jahr ihr 45-jähriges Dienstjubiläum feiern konnten, haben wir nun Sylvia Oschätzchen in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Ganze 46 Jahre hat sie als Mitarbeiterin überaus engagiert die Volkssolidarität begleitet, hat die Entwicklung unseres Verbandes in unterschiedlichen Zeiten miterlebt und ihn mit ihren Ideen mitgestaltet. So trägt der Stadtteiltreff Regensburger Straße mit seinem vielfältigen Zirkel- und Kursangebot unverkennbar ihre Handschrift. Fast ein halbes Jahrhundert für die Volkssolidarität – das sucht seinesgleichen und wird dieses kaum finden.
Unsere Arbeitswelt ist schnelllebiger geworden, nicht wenige Mitarbeiter verlassen uns bereits nach einigen Jahren, man bindet sich nicht mehr so oft viele Jahre an ein und demselben Arbeitgeber. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einige probieren erst einmal aus, welches Aufgabengebiet, welche Verantwortung und welcher Arbeitsumfang zu ihnen passt. Andere ziehen wegen der Liebe in eine andere Stadt. Manche möchten für sich eine Auszeit.
Fast jeder Weggang reißt eine Lücke, die es zu füllen gilt. Die Aufgaben werden bis zur Neubesetzung einer Stelle erst einmal von anderen Kollegen übernommen. So erscheint diese Ausgabe der VS Aktuell einen Monat später als geplant, da die daran beteiligten Mitarbeiter besonders Ende des Jahres viel zu bewältigen haben.
Hinzu kommt, dass neue Kollegen gegenwärtig gar nicht so einfach zu finden sind. Konnte sich ein Arbeitgeber in den 90er-Jahren noch einen Bewerber aus vielen für eine offene Stelle auswählen, ist die Situation heute mitunter umgekehrt: Der Arbeitgeber muss sich bei seinen potenziellen Mitarbeitern bewerben, damit sein Stellenangebot aus einer Vielzahl anderer Ausschreibungen heraussticht.
Ein Pluspunkt für die Volkssolidarität ist dabei ihre Gemeinnützigkeit, denn diesen Status erhält ein Verein oder ein Unternehmen nur, wenn kein Gewinn erwirtschaftet wird, der wie bei einer Aktiengesellschaft den Aktionären zugutekommt.
Hinsichtlich der Gehälter hat sich in den vergangenen Jahren – vor allem in der Pflege – viel getan. Doch auch hier gibt es in der Wohlfahrtsbranche bedauerlicherweise einen Haken: Mehr Gehalt muss erst einmal refinanziert werden. Und wenn bspw. die Pflegekasse dafür nicht mehr zahlt, muss leider der Bewohner im Pflegeheim dafür herhalten. Die Eigenanteile der Bewohner werden zwar von den Pflegekassen bezuschusst, der Zuschuss richtet sich jedoch danach, wie lange ein Bewohner bereits in einer Pflegeeinrichtung lebt. Im ersten Jahre sind das gerade einmal 5 % und erst nach drei Jahren liegt er bei 70 %. Noch ist der Anteil sozialhilfepflichtiger Senioren in unseren Pflegeheimen gering, zunehmende Kostensteigerungen und rückläufige Renten können jedoch perspektivisch zu einem Anstieg führen.
Sicherlich, trotz aller Bemühungen werden in der Wohlfahrtsbranche kaum Gehälter wie beispielsweise in der Automobilindustrie gezahlt werden können. Dennoch entscheiden sich viele beherzt für eine Tätigkeit und sogar für einen Beruf genau in diesem Bereich. Mit Menschen zu arbeiten und diesen zu helfen, ist den meisten Mitarbeitern sozialer Vereine und Unternehmen nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern eine Berufung. Dabei gibt es nicht nur jene, die mit Menschen direkt arbeiten, sondern auch diejenigen, die den Rahmen dafür geben. Da werden Konzepte geschrieben und Anträge gestellt, Verträge entworfen und geschlossen, Löhne gerechnet und überwiesen, Rechnungen gebucht und bezahlt, Stellen ausgeschrieben und Mitarbeiter eingestellt, Anrufe entgegengenommen und Anfragen beantwortet, Rechner installiert und repariert, Werbematerialien erstellt und verteilt, Zutaten gekauft und Essen gekocht, Schäden begutachtet und reguliert usw. Die Liste lässt sich problemlos fortsetzen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen unseren Mitarbeitern herzlich für ihr stetiges Engagement zum Wohle anderer Menschen bedanken und wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein besinnliches Weihnachtsfest und ein neues Jahr mit viel Gesundheit und Glück.
Andreas Lasseck
Vorsitzender
Ulrike Ullrich
Geschäftsführerin