Petroselinum hortense oder Petroselinum crispum ist kein magischer Spruch, sondern der botanische Name eines allseits bekannten Doldenblütlers, unserer Petersilie. In vielen deutschen Gegenden wird sie auch als „Bittersilche“ oder „Peterle“ in den Volksmund genommen. Für internationales Publikum heißt sie in englischer Sprache Parsley. Petersilie ist hierzulande das wohl meist genutzte Küchenkraut, welches auch in heutiger Zeit von fast jedem entsprechend zugeordnet werden kann. Neben Schnittlauch, Dill und Basilikum gibt es das Gewürz auch in getopfter Variante, im Dauersortiment eines jeden Supermarktes.
Viele dürften sich daher verwundert die Augen gerieben haben, als sie unlängst in den Medien die Schlagzeile lesen konnten, dass das vertraute Küchenkraut die Giftpflanze des Jahres 2023 geworden ist. Kräuterkundige winken dagegen wohl wissend ab, wenn es künftig heißt: „Vorsicht, giftig!“ Doch was steckt nun tatsächlich hinter dieser Einstufung als Giftpflanze?
Der alte Ausspruch: „Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, der Frau jedoch unter die Erd“ vermag es am besten zu verdeutlichen. Zunächst die gute Botschaft: Einige Doldenblütler, wie neben der Petersilie z. B. auch Liebstöckel, können sich positiv auf, ich möchte es hier mal ganz sachlich als Funktionsvermögen des männlichen Geschlechtsorgans bezeichnen, auswirken. Die entsprechenden Sprüche kennt mancher sicherlich. Wenn jenes Gewürz beispielsweise als Garnitur zu festlichen Anlässen auf Tellerrändern oder Wurst- und Käseplatten ungegessen zu verbleiben droht, verzehrt man(n) dieses milde naturheilkundliche „Aphrodisiakum“ nun vielleicht aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus.
Frauen dagegen sollten das Wissen haben, dass man bereits im Mittelalter das Kraut benutzte, um ungewollte Schwangerschaften zu beenden. Vor allem die Samen haben es in sich, denn diese wurden in vergangenen Jahrhunderten wegen ihrer abortiv wirkenden Inhaltsstoffe (Apinol) zur Abtreibung verwendet. Die stark schleimhautreizenden weiteren Nebenwirkungen haben so manche Frau gar elendig innerlich verbluten lassen. Größere Mengen, in der Schwangerschaft genossen, können also tatsächlich eine Fehlgeburt auslösen. Wohl bemerkt, größere Mengen! Es geht nicht um ein paar zerpflückte Blätter, welche zur Würze mit auf den Teller gelangen. Aber richtig dosiert kann Petersilie den Frauen auch großen Nutzen erbringen: Sie wirkt krampflösend, wehenfördernd, kann also zum richtigen Zeitpunkt die Geburtseinleitung verbessern.
Einige weitere Eigenschaften, welche naturheilkundlich von Interesse sind:
- ihre entwässernde Wirkung (u. a. gegen Harnwegsinfekte, steintreibend)
- appetitanregend, verdauungsfördernd
- blutreinigend und blutbildend
- herzkräftigend (z. B. als „Herzwein“ nach dem Rezept von Hildegard von Bingen)
Petersilie ist ein vitaminreiches Küchengewürz, insbesondere mit einem hohen Anteil an Vitamin C, und enthält zudem wichtige Mineralstoffe wie Kalium und Eisen. Der Genuss der Pflanze hält uns gesund und stärkt unser Immunsystem. Ihr ätherisches Öl wirkt auch antibakteriell, wobei es bei Menschen mit einer Nierenerkrankung dasselbige Organ oder auch die Leber reizen kann. Um Ihnen die Gefahr, die von der Petersilie ausgeht, bildlich vor Augen zu führen: Ein ausgewachsener Mensch mit einem entsprechenden Körpergewicht müsste an mehreren Tagen hintereinander weit mehr als mindestens ein Kilogramm dieser Pflanze essen, um seine Organe tatsächlich nachhaltig zu schädigen. Doch auf kiloweise Petersilie dürfte kaum ein Mensch Appetit verspüren …
Ursprünglich stammt die Petersilie aus dem Mittelmeerraum. Sie mag Sonne, jedoch keine große Hitze. Petersilie gedeiht gut im Halbschatten, in lockeren, nährstoffreichen Böden. Im Garten angebaut sollte darauf geachtet werden, dass Doldenblütler nach einem Jahr immer um einige Reihen zwecks Weiterkultivierung „wandern“ sollten, denn der verbrauchte Boden benötigt Ruhephasen (ca. 3 Jahre). Dies gilt also z. B. auch für Möhren, die nachfolgend nicht in diese Petersilien-Erde kommen sollten. Lange Trockenheit, aber auch Staunässe verträgt Petersilie nicht. Das sollte vor allem bei Pflanzen in Töpfen beachtet werden. Mit Schnittlauch vergesellschaftet sie sich beispielsweise in einem Kräuter-Arrangement gut.
Besondere Achtsamkeit gilt für Sammler von Wildpflanzen: Eine Verwechslung mit der wild wachsenden „Hundspetersilie“ (Aethusa cynapium) kann tatsächlich lebensbedrohlich sein. Diese hat ebenfalls wie die ursprüngliche Petersilie glatte Blätter. Deshalb wurden neue Petersiliensorten mit krausen Blättern gezüchtet, denn dadurch lässt sich eine Verwechslung fast nahezu ausschließen. Allerdings besitzt die ursprüngliche Art ein deutlich kräftigeres Aroma.
Wir wollen bitte festhalten: Es droht keine Gefahr durch Petersilie aus Einkaufs-Märkten.
Petersilie wird bei uns meist als einjähriges Gewürzkraut im Freien (Garten, Balkon oder Fensterbrett) kultiviert. Nach einem milden Winter kommt diese in ihrem zweiten Lebensjahr zur Blüte. Das ist auch der Zeitpunkt, wo sie sich geschmacklich verändert. Die im Anschluss gebildeten Samen sollten von Unkundigen nicht zu kulinarischen Zwecken verwendet werden.
Tipp: Als Gewürz sollte man die Blätter nicht mit dem Gericht mitkochen (Suppen, Eintöpfe, Fisch …), sondern am besten erst vor dem Servieren darüber streuen. Frisch, gefroren (auch getrocknet) verwendet ist die gute Petersilie ganz zurecht unser Küchenkraut Nummer 1.
Probieren Sie auch mal Petersilienwurzel als markant schmeckendes Gemüse. Verwenden Sie ganz bewusst dieses gesunde Geschenk der Natur. Und vor allem: Lassen Sie sich bitte weiterhin Ihre „Petersilienkartoffeln“ schmecken. Alles Gute!