Am 13. Januar waren die ehrenamtlichen „Morgenohr“-Telefon-Paten des gemeinsamen Telefonie-Projektes der Volkssolidarität Chemnitz mit der TU Chemnitz (Professur für Angewandte Gerontopsychologie und Kognition) wieder in den Stadtteiltreff Clausstraße eingeladen.
„Wir wollten es diesmal nicht bei einem Erfahrungsaustausch belassen“, berichtet Projekt-Koordinator Andreas Wolf-Kather, Leiter Mitgliederbetreuung bei der Volkssolidarität Chemnitz. „Der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die gestiegenen Preise sind Dinge, die viele von uns gegenwärtig sehr beschäftigen. So auch die Menschen, zumeist Alleinstehende, die von unseren Paten telefonisch besucht werden. Einige haben solch schwierige gesellschaftlichen Situationen bereits erlebt und steigern sich hinein. Mit einer Schulung wollten wir unsere Ehrenamtlichen für den Umgang mit diesen besonderen Umständen bei ihren Telefonbesuchen sensibilisieren und stärken.“
Dazu stellte Psychologin Dr. Laura Ackermann (Professur für Pädagogische und Entwicklungspsychologie, TU Chemnitz) den Anwesenden das 4-Ohren-Kommunikationsmodell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun vor. Jeder Mensch übermittle bei der Kommunikation vier Botschaften, eine auf der Sachebene, eine Selbstkundgabe, eine auf der Beziehungsebene und einen Appell. Die Aussagen würden nun vom Hörer mit „vier Ohren“ gehört und eben mitunter anders als vom Sprecher gemeint interpretiert werden. Im Dialog wechseln die Rollen ständig, also aus dem Hörer wird der Sprecher und der Sprecher wird zum Hörer. Dabei werden ständig die Aussagen auf den vier Ebenen bewertet und es kann dadurch schnell zu Missverständnissen und Konflikten kommen.
„In der nachfolgenden Diskussion mit Dr. Laura Ackermann, Prof. Dr. Georg Jahn und unseren Telefonpaten haben wir besprochen, wie wir das Gehörte für unsere Telefonbesuche nutzen können und haben dabei viele Ansatzpunkte gefunden“, so Andreas Wolf-Kather. „Solche Weiterbildungen und der regelmäßige Erfahrungsaustausch sind für unsere Ehrenamtlichen wichtig, damit sie weiterhin mit viel Freude und Engagement ihre Aufgabe am Telefon meistern können, auch wenn sie etwas schwierigere Gesprächssituationen bewältigen müssen.“
Bei den regelmäßigen Treffen wird stets auch über aktuelle Entwicklungen des Projektes informiert. „Wir haben uns gefreut, dass Iris Ciesielski von der Telefonseelsorge vorbeischaute. Die wichtige Hotline der Stadtmission ist für Menschen in schwierigen Situationen gedacht, um bei Bedarf gemeinsam einen Weg aus einer Krise zu finden. Wenn die ebenfalls ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonseelsorge feststellen, dass der Anrufende besser von einem Morgenohr-Paten begleitet werden könnte, dann vermitteln sie diesen an uns. Dadurch wird nicht unnötig die mitunter auch lebensrettende Leitung blockiert“, freut sich Andreas Wolf-Kather über diese neue Entwicklung.