„Wir sind reif für die Insel“, lautet das Motto seit bereits 10 Jahren. Rückblickend sollte es nicht unerwähnt bleiben, dass es für Andreas Wolf-Kather, in Zusammenhang mit der Insel auch bekannt als „See-Wolf“, zuvor keine großen Ambitionen gab, „seine“ Insel mit anderen zu teilen. Er hatte es eher mit Gerhart Hauptmann gehalten: „… nur stille, stille, dass es nicht etwa ein Weltbad werde!“ Dies sei natürlich nur augenzwinkernd zitiert, denn Andreas weiß ja bereits von seiner Kindheit an, wie sehr es die Menschen auf die Insel zog. Es war damals für viele wesentlich mehr als ein Ferienaufenthalt an der Ostsee. Auf der Insel entzog man sich durchaus erfolgreich für eine Weile den starren Reglementen der DDR. Es roch nicht nur nach Meeresluft, sondern auch wortwörtlich nach Freiheit.
Unter den verwunderten Blicken der Einheimischen war die Insel schon in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts für namhafte Künstler „in Mode gekommen“. Und das sehr zum offen geäußerten Unmut des sich dort als „König“ fühlenden Dichterfürsten Gerhart Hauptmann, welcher ein eigenes Anwesen für seine Sommer-Aufenthalte erworben und stilvoll ausbauen lassen hatte. Auch zu DDR-Zeiten setzte sich der Trend fort und man konnte immer wieder Prominenten dort höchstpersönlich, zumeist im schlichten Insel-Outfit, begegnen. Ein gefühlsmäßiges „Aussteigen“ auf Zeit vereint die Insel-Liebhaber noch in den heutigen Tagen.
Um den Bogen zur „See-Wolf“-Gruppe wieder zu spannen, ergab sich zufälligerweise ein Einspringen von Andreas als Reiseleiter bei einer Abschlussfahrt der Volkssolidarität nach Rügen. Er sagte allerdings nur unter der Bedingung zu, wenn die Anzahl der Mitfahrenden überschaubar sei und er einen Tages-Ausflug auf seine geliebte Insel organisieren durfte. Damals hatte er ein Wasser-Taxi gechartert und ist im trüben November, bei reichlich Wellengang, mit uns herübergefahren. Bei der ihm gut bekannten Familie Syring konnten wir uns mit Sanddorn-Grog im „Haus Hiddensee“ aufwärmen. Und dort an jenem Ort fragten wir ihn, ob er uns denn nicht auch zu einer freundlicheren Jahreszeit wieder hierhin mitnehmen würde. Mit verstelltem Dialekt erwiderte er in karger nordischer Weise ein plumpes: „Nee“. Weshalb, wollten wir wissen. „Weil ich niemals größere touristische Gruppen über dieses liebliche Inselchen treiben würde“. „Heute, hast du uns doch auch mitgenommen“, intervenierten wir. „Jo, dat geht“, im kleinen Kreis, möglichst abseits der üblichen stark bevölkerten Routen und mit einer Dauer von mindestens einer Woche. Schließlich gibt es viel zu entdecken und zu erzählen. „Aber genau das wollen wir doch auch …“
Und so wurde die Sache letztlich festgezurrt. Das damalige Reisebüro der Chemnitzer Volkssolidarität realisierte über mehrere Jahre die Hin- und Rückfahrt mit einem Kleinbus bis nach Schaprode. Nun werden wir dankenswerterweise vom Nachfolger dahin gebracht. Die Ausgestaltung obliegt dann Andreas. Etliche interessante Begebenheiten haben wir dabei über die Jahre erlebt, bspw. (s)eine Hochzeit im „Asta-Nielsen-Haus“, welches er uns doch tatsächlich als Teilnahmemöglichkeit an einem besonderen „Kultur-Programm“ verkaufte … Langweilig wurde es für Stamm-Mitfahrende also nie.
Und auch zum 10-jährigen Jubiläum gab es Bekanntes und Neues. So waren wir dieses Mal bei der Schriftstellerin Ute Fritsch in ihrem blauen Künstlerhaus, hinter den Düben von Vitte zu Gast (siehe Foto).
Foto: Im Blauen Künstler-Haus bei Ute Fritsch zu Gast