7 Jahre Sprach-Kita enden
Seit jeher werden in der Kindertagesstätte „Sonnenbergstrolche“ viele Kinder mit Migrationshintergrund, aber auch mit Entwicklungsverzögerungen u. a. im sprachlichen Bereich betreut. Für die pädagogische Arbeit ist dies immer eine enorme Herausforderung, möchten die Erzieherinnen und Erzieher doch allen Kindern gleichermaßen gerecht werden. Darum war das Team der Einrichtung auch sehr erfreut, dass es ab 2016 ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für genau jene Kindertagesstätten geben soll. Rund 6.500 Einrichtungen in Deutschland wurden seit dem Start in die Runde der „Sprach-Kita“ aufgenommen. Und auch die Kindertagesstätte „Sonnenbergstrolche“ durfte am Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ teilnehmen. Beginn sollte der 1. Januar 2016 mit einer Projektdauer von zwei Jahren sein.
Aber auch schon vor fast acht Jahren war es nicht so einfach, geeignete Fachkräfte zu gewinnen. Also hieß es, sich in Geduld zu üben. Am 1. Juni 2016 war es dann so weit: Der Logopäde Peter Blechschmidt wurde als erste Sprachfachkraft ins Team aufgenommen. Zu Beginn mussten alle Pädagogen erst einmal das Programm kennenlernen und erfahren, was eigentlich die Aufgaben einer Sprachfachkraft ist. Es ging darum, die pädagogischen Fachkräfte in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, eine sprachanregende Umgebung zu schaffen, allen Kindern Teilhabe und Beteiligung im Alltag zu ermöglichen und die Zusammenarbeit mit Eltern zu verbessern. Im Programmverlauf kam schließlich auch noch der Punkt Digitalisierung dazu. Im Sommer 2017 folgte Erzieherin Mandy Drosedo ins Projekt.
Gemeinsam wurde viel erreicht: Das Haus wurde umgestaltet, sodass den Kindern immer wieder sprachliche Anreize begegneten. So wurden die Treppenhäuser mit Zahlen und Buchstaben sowie passenden Begriffen gestaltet. Mal freuten sich die Kinder an verschiedenen Tieren, ein anderes Mal an ihren eigenen Namen, die sie im Treppenhaus lesen konnten. Zudem wurde eine Kinderbibliothek errichtet, in der die Kinder zu den verschiedensten Themen Bücher für ihre Gruppe ausleihen und so für die meisten ihrer Projekte nützliche Literatur finden können. Außerdem wurde 2018 die Digitalisierung gestartet, indem die Kita-Info-App (jetzt: Stayinformed-App) zur verbesserten Kommunikation mit den Eltern angeschafft wurde. Das sollte sich gerade in den Corona-Jahren ab 2020 noch als sehr nützlich erweisen. Zudem war das Thema „alltagsintegrierte Sprache“ immer wieder Bestandteil der regelmäßigen Teamberatungen, sodass stets neben der Sprachfachkraft das gesamte Team involviert war.
Weil das Bundesprogramm sehr erfolgreich verlief und die Kitas im allgemeinen positive Rückmeldungen gaben, wurde es mehrfach verlängert. Und so konnte seit Beginn 2021 die Erzieherin Anja Streblau das Projekt begleiten. Aufbauend auf das schon Erreichte wurde der Schatz an Sprachmaterialien weiter ausgebaut und allen pädagogischen Fachkräften zugänglich gemacht. Der Fundus reicht von Kamishibais (Erzähltheater) zu verschiedensten Themen über Bildkarten bis zu Bilderbuchkinos, die es ermöglichen, ausgewählte Bilderbücher in Leinwandgröße mit allen Kindern betrachten zu können. Bestandteil des Bundesprogramms wurden während der Corona-Pandemie auch die sogenannten Digitalisierungszuschüsse und der Corona-Aufholbonus. Diese ermöglichten es der Einrichtung, weitere Materialien anzuschaffen und die Digitalisierung voranzutreiben.
Am 30. Juni 2023 war dann doch tatsächlich Schluss mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“. Der Wunsch der Bundesregierung, dass das Programm in den einzelnen Bundesländern fortgesetzt wird, wurde zumindest in Sachsen nicht erfüllt. So bleibt uns nur, auf sieben erfolgreiche, spannende und für die Kinder gewinnbringende Jahre zurückzublicken.
Kinder stärken – auch mit Hund Mo
Doch wo sich eine Tür schließt, öffnet sich bekanntermaßen eine neue Tür. Und so ist es auch bei den „Sonnenbergstrolchen“. Am 1. Januar konnte die Einrichtung mit dem ESF Plus-Programm „KINDER STÄRKEN 2.0 – Vorhaben für Kinder mit besonderen Lern- und Lebenserschwernissen“ gefördert durch den Freistaat Sachsen und dem Europäischen Sozialfond starten. Christin Schulz, vorher Erzieherin in der Kindertagesstätte, begleitet seitdem als Kita-Sozialarbeiterin das Projekt, welches vorerst bis Ende 2025 genehmigt ist.
Seit August wird sie von ihrem Gefährten, unserem Kita-Hund Mo, unterstützt. Gemeinsam werden sie in den nächsten Monaten eine Ausbildung zum „Therapie-Begleithund-Team“ absolvieren. In den Seminaren werden verschiedene Situationen geprobt und geübt, welche anschließend als „Hausaufgabe“ in der Trainingsstätte (für Mo die Kita „Sonnenbergstrolche“) und zu Hause trainiert werden müssen. Um ihn als Therapiehund in Ausbildung zu erkennen, wird Mo ein spezielles Halstuch tragen. Er wird lernen, dass sein Arbeitsbeginn mit dem Anlegen des Tuches beginnt und mit dem Abnehmen endet. Dies werden auch die Kinder vermittelt bekommen. Wenn Mo das Halstuch trägt, darf er gestreichelt und angesprochen werden, wenn es fehlt, hat Mo Pause und darf nur beobachtet werden. Es gelten im Umgang mit ihm feste Regeln, die immer wieder besprochen werden.
Erste überaus positive Resonanzen zeichnen sich bei einigen Kindern sofort ab, sobald sie in Kontakt mit Mo treten. Dies zeigt sich durch ein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis, einem „Aussichherauskommen“ und einer aktiven Teilnahme an Angeboten.
Natürlich ist die gemeinsame Arbeit mit Mo nicht alles im Programm „KINDER STÄRKEN 2.0“. Weitere Schwerpunkte sind, Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, sodass eine Chancenungleichheit kompensiert werden kann. Das fängt bei Gesundheitsthemen, z. B. gesunder Ernährung oder dem regelmäßigen Zähneputzen, an und geht weiter über das Unterstützen von Projekten und Präventionsangeboten. Auch die Beratung von Familien nimmt einen weiteren Rahmen ein.
Eine Fachberatung sowie regelmäßige Reflexionstreffen helfen dabei, die Programmziele gut in den Einrichtungen umzusetzen.