„Bellis“ – ein ganzjährig blühender Kraftspender

Man muss nicht erst auf den Frühling warten, um sich an blühenden Pflanzen erfreuen zu können. Denn das allgegenwärtige Gänseblümchen (Bellis perennis Asteraceae – Korbblütengewächs) hat eine Besonderheit, die leicht übersehen wird. Zu jeder Jahreszeit sind seine Blüten auf fast jeder natürlichen Grasscholle zu sehen, selbst im Winter unterm Schnee. 

Dem Volksglauben nach wuchsen die Gänseblümchen zuerst dort, wo die „Tränen Mutter Gottes“ einst den Boden berührten. Daher wird sie mancherorts auch Marienblume genannt. Sie steht symbolisch für das Einfache, Natürliche und Ursprüngliche und wurde als Sinnbild dessen in etlichen christlichen Malereien verwendet. Maßliebchen ist eine weitere bekannte Bezeichnung.

Besonders von Kindern wurden die Blüten schon zu allen Zeiten gern zu Kränzen gewunden und im Haar getragen. Das Gänseblümchen ist von jeher als „Abzähl“-Blume für Orakel aller Art bekannt, wie z. B. „Er (sie) liebt mich, er (sie) liebt mich nicht….“, wobei dafür die kleinen weißen Blütenblätter nacheinander ausgezupft werden. Ein eigenartiger Brauch, der mir schon immer weh tat. Mehr Freude bringen die Blüten, wenn sie bspw. als Gruß der Angebeteten überbracht werden. In eine kleine Vase gestellt, dürften sie eine bessere und nachhaltigere Wirkung entfalten. 

Man kann sich die Blüten und die Blätter auch – wortwörtlich – einverleiben. Die Volksmedizin weiß um die wertvollen Inhaltstoffe. Vor allem die in der Pflanze enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe sind gut für unsere Verdauung. Als Zutat für einen organreinigenden Frühlingssalat leisten frische Blätter und Blüten vorzügliche Dienste, bspw. für eine Frühjahrskur zur Blutreinigung. In Essig eingelegte Blütenknospen können ein vitaminreicher Ersatz für Kapern sein. Getrocknete Blätter und Blüten haben als Bestandteil von Teemischungen u. a. wohltuende Wirkung für Magen, Galle sowie Leber und regen Appetit und Stoffwechsel an (2 gehäufte Teelöffel mit 0,25l kochendem Wasser ca. 10 Minuten ziehen lassen). Alle Bestandteile der kleinen Pflanze können auch als Saft gepresst werden, der wiederum Bestandteil von Gemüsesäften sein kann. Ein Kaltauszug (ca. 8 Stunden bei Zimmertemperatur ziehen lassen) kann äußerlich für Umschläge und Waschungen, um Hautunreinheiten zu verringern, verwendet werden. Von der Schulmedizin wird das Pflänzlein oft noch ignoriert. 

Es soll tatsächlich Menschen geben, welche mit einem Unkrautstecher versuchen, das Maßliebchen vom streng gepflegten Rasen aus dem Garten zu vertreiben. Paradox! 

Es eignet sich besonders für Frühjahrspflanzungen. Pflegehinweise bedarf es keiner. In fast jedem Garten wächst es ausdauernd und in großer Anzahl auf den Wiesenflächen. Am liebsten mag es einen satten, lehmigen Boden. Hat man die gefüllte Zuchtform, das Tausendschönchen, erworben, so darf der Topf nicht austrocknen. Steht es zu warm, gesellen sich schnell Blattläuse dazu. Daher ist es eher für den Balkonkasten im Frühling geeignet. Nach der Blüte kann man es einfach draußen auspflanzen. Das gezüchtete Tausendschönchen bildet sich nach einiger Zeit meistens in seine Ursprungsform zurück.

Bis zum nächsten Mal verbleibe ich mit herzlichen Grüßen und dem Hinweis: Verachtet mir die einfachen Dinge nicht! Wildkräuter sollten einen festen Platz in unserem Bewusstsein und unserem Lebensumfeld haben – nicht nur im Apothekenregal, sondern auch in den vielen privaten Gärten und Grundstücken sowie vielfältigen kommunalen Grünflächen.

aus VS Aktuell 1/2016, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 1/2016 Blumen- und Gartentipps