Die „Butter­blume“

Einen Butterblumenstrauß hat bestimmt schon jeder in seiner Kindheit von der Wiese gepflückt und stolz mit nach Hause gebracht. Viele Menschen verbinden mit diesen Blumen sommerliche Kindheitserinnerungen. 

„Butterblumen“ werden im Volksmund etliche Arten der sattgelbblühenden Hahnenfußgewächse genannt. In manchen Gegenden dient die Bezeichnung auch als Sammelbegriff für diverse gelbe Wiesenblumen, u. a. Scharbockskraut, Trollblumen oder gar den Löwenzahn. 

Für die typischen Sträuße wird die hochwachsende Variante, der „Scharfe“ Hahnenfuß (Ranunkulus acris), gesammelt. Den Beinamen hat er wegen seines ungenießbaren Geschmacks. Dieser ist durchaus von Vorteil, da die Pflanzen in allen Teilen Giftstoffe enthalten. So manches Kind lässt sich vom Namen „Butterblume“ verleiten, will wissen, ob sie danach schmeckt, und kostet davon. Die Blume schmeckt kratzig bis brennend scharf, wodurch eine größere Aufnahme weiterer Pflanzenteile verhindert wird. 

Mehr Probleme kann der Pflanzensaft auf empfindlicher Haut verursachen. Werden beim Pflücken die Stielenden direkt in der Hand gehalten, können rötende Reizungen oder Bläschen entstehen. So auch, wenn man barfuß über frisch gemähten Rasen läuft und auf die Überbleibsel der Hahnenfußpflanzen tritt. Ich schreibe dies aber nicht, damit man den Kindern Angst macht, sondern vielmehr, dass ein achtsamer Umgang mit der Natur besprochen wird. Ein Papiertaschentuch beim Pflücken und Sammeln der schönen Blumen in der Hand wird die Freude sicher nicht trüben. 

Wer Tiere auf einer Wiese hält oder mit frisch gezupftem Grün versorgt, sollte vermeiden, dass der Hahnenfuß in das Futter gerät. Einige wenige Blüten und Blätter werden durchaus „vertragen“, können jedoch zu Unwohlsein und Reizungen führen. Auch bei Tieren kann die Haut Schaden nehmen. Angetrocknet und als Heu verfüttert sind Hahnenfußpflanzen jedoch unbedenklich, da ihr Giftgehalt beim Trocknen schwindet.

In der Volksheilkunde wird das Kraut des Hahnenfuß als Mittel gegen Würmer sowie gegen chronische Hauterkrankungen oder bei unreiner Haut, Rheuma und besonders gegen Gicht eingesetzt. Deshalb ist die Butterblume vielerorts auch als Gichtkraut bekannt.

Woher stammt der Name Butterblume? Tatsächlich wurde in alten Zeiten die Butter eingefärbt, wenn sie zu blass geraten war. Damals machte man das mithilfe von goldgelben Blüten. Auch heute wird Butter manchmal wieder getüncht, damit sie zumindest optisch daran erinnert. Die lebenserfahrenen Leser werden mir sicher recht geben: Butter ist nicht gleich Butter! Die Mogelei mit Lebensmittelpanscherei hat also eine lange „Tradition“. 

Gärtnerische Empfehlungen gebe ich diesmal nicht, denn die meisten Kleingärtner vertreiben akribisch alles aus dem Rasen, was nach „Unkraut“ aussieht. Wer sich im Garten an einer Butterblumenwiese erfreuen möchte, sollte diese nicht zu oft mähen, dann klappt es übrigens auch mit den Margeriten! Die „Hahnenfüßler“ bevorzugen leicht feuchte und nährstoffreiche Böden. Zudem gibt es einige Kulturformen, welche sich als Zierde für die Beete und Teiche eignen (Trollblumen, Sumpfdotterblumen, etc.).

Einen Tipp habe ich dennoch: Bringen Sie den Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr das Haus verlassen können, einen kleinen Wiesenblumenstrauß mit. Sie werden bestimmt ihre Freude daran haben und sich dankbar an die Tage erinnern, wo man noch barfuß über die Wiesen laufen konnte. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer.

aus VS Aktuell 2/2018, erschienen im  VS Aktuell   VS Aktuell 2/2018 Blumen- und Gartentipps