Stachelbeeren

Ganz besondere sauer-süße „Sommer-Früchtchen“

Vorweg möchte ich anmerken, dass die uns allen bekannte Stachelbeere genau genommen als „Dornenbeere“ bezeichnet werden müsste. Denn es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass diese Pflanzen Stacheln haben. Nach ihren botanischen Merkmalen betrachtet, handelt es sich um Dornen. Andersherum ist es übrigens bei den Rosen, denn diese haben nicht wie sprachgebräuchlich verwendet Dornen, z. B. à la „Dornröschen“ der Gebrüder Grimm, sondern Stacheln.

Aber bleiben wir bei unserer gewohnten Bezeichnung „Stachelbeere“, denn ich persönlich glaube nicht, dass sich das Gewächs daran wirklich stört. Und falls doch, könnten die Früchte eventuell besonders sauer schmecken. Eigentlich hängt der Geschmack viel eher vom Reifegrad der Beeren ab.

Die Pflanzen sind vor allem in Mitteleuropa und Asien beheimatet. Stachelbeeren bevorzugen halbschattige Plätze, z. B. in lichten Laubwäldern. Zwar kommen die Sträucher auch gut mit sonnigen Plätzen zurecht, jedoch können die Früchte bei zu starker Sonneneinstrahlung eine Art „Sonnenbrand“ bekommen. Daher ist beim eigenen Anbau im Garten bei der Standortsuche darauf zu achten. Am liebsten stehen sie etwas windgeschützt. Sehr trockene Böden sind zu vermeiden oder aufzubessern. Eine Schicht Mulch verhindert das Austrocknen des Bodens und liefert über längere Zeit Nährstoffe. Man kann sie auch sehr gut als Unterbepflanzung von Obstbäumen verwenden oder als Bestandteil von Fruchtgehölz-Hecken pflanzen. Sie vertragen sich bspw. gut mit Johannisbeersträuchern.  Damit das Ernten der Früchte von den mit Dornen besetzten Trieben nicht zum Problem wird, sollte man die Pflanzabstände großzügig gestalten. 

Stachelbeersträucher müssen nicht unbedingt jedes Jahr geschnitten werden. Stehen diese in einer Fruchtgehölz-Hecke und dienen lediglich zum Naschen der Beeren, kann man diese getrost seinem natürlichen Wuchs überlassen. Allerdings werden dann allmählich die Früchte mit den Jahren auch immer kleiner. Wer möglichst große Beeren ernten will, sollte dagegen jährlich (am besten gleich nach dem Abernten im Herbst) sinnvoll den Strauch einkürzen und auslichten. Achtung: Stachelbeeren bilden ihre Fruchtansätze vor allem an den frischen Seitentrieben (ein- bis zweijähriges Holz). Daher immer ein paar frische Seitentriebe stehen lassen, sonst kann es zu einem Total-Ausfall der Ernte kommen.  Bei buschigem Wuchs können ältere und stark verholzte Hauptzweige bodennah entfernt werden. Das fördert das Wachstum neuer und fruchttragender Ruten. Bei stark überalterten Pflanzen kann ein radikaler Rückschnitt aller Gehölzteile helfen. Hierbei sollten aber mindestens 15 cm über dem Boden noch für die neu austreibenden Triebe stehen gelassen werden. Generell sollten beim Rückschnitt ein paar Außenknospen („Augen“ auf der Außenseite) belassen werden, damit die dort neu austreibenden Triebe sich günstig für den Strauch in ihrer Wuchsrichtung entwickeln können.

Bei Hochstämmchen werden lediglich zu lange Triebe eingekürzt und die „Krone“ etwas ausgelichtet. Wenn die Stachelbeere als Hochstamm kultiviert wird, bedarf es unbedingt einer gut verbundenen Pfahlstütze, denn die Gefahr des Abbrechens der fruchtbeladenen Krone ist hoch.

Stachelbeerpflanzen sind pflegeleicht. Ernste Probleme kann der Strauch durch den „Amerikanischen Mehltau“ bekommen, welcher sichtbar Triebspitzen, Blätter und Früchte weiß-mehlig überzieht. Alle befallenen Teile sind sofort zu entfernen oder zurückzuschneiden. Das Material sollte am besten verbrannt werden. Es darf nicht auf dem Kompost! 

Es gibt im Handel vielfältige Sorten mit den Frucht-Farben Grün, Gelb und Rot. Ihre Blüten sind eher unscheinbar, ziehen aber viele nützliche Insekten an.

Die gesunden Beeren haben einen hohen Gehalt an Vitamin C und sind reich an weiteren wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen (u. a. Calcium, Magnesium, Phosphor) und Fruchtsäuren. Pro 100 g Fruchtmenge sind ca. 8,5 g Kohlenhydrate enthalten. 

Oftmals unbeachtet bleiben die in der Naturheilkunde verankerten gesundheitsfördernden und heilenden Wirkungen. Bei Magen- und Darmproblemen kann sich der Verzehr von reifen Stachelbeeren (auch als bekömmliches Kompott) positiv auswirken. Selbst bei Bauchschmerzen und Krämpfen können somit Schmerzen gut gelindert werden. Sie haben eine entschlackende und entgiftende Wirkung. Bei Appetitlosigkeit kurbeln die gesunden Früchte den selbigen wieder an. Aber auch die Blätter des Strauchs können aufgrund ihrer leicht harntreibenden Wirkung vielseitig naturheilkundlich als Teeaufguss zum Einsatz kommen. Die Stachelbeere ist ein wertvolles regionales Obst, welches viel zu selten im Handel angeboten wird. Die Beeren können leider nicht sehr lange gelagert werden. Wenn diese locker liegend, auf einem großen Teller verteilt, im Kühlschrank Platz finden, ist die Bevorratung mit diesem Frischobst für ein paar Tage schon möglich. Besser kommt man, wenn größere Mengen einfach gleich eingefroren werden. Wer sich gern die Mühe macht, kocht sie zu einem leckeren Kompott ein. Stachelbeeren sind ein hervorragender Kuchenbelag. Gern werden sie zu leckeren Gelees und Marmeladen verarbeitet.

Als Saft, Obstwein und auch als Likör speichern sie den herrlich süß herben Geschmack reifer sommerlicher Früchte. 

Sehr zum Wohl!
Ihr Andreas Wolf-Kather

aus VS Aktuell 3/2022, erschienen im  VS Aktuell 3/2022 Blumen- und Gartentipps