Donnerstag, 10 Uhr.
Ich bin auf dem Weg zu Frau Brückner, der Hauptkassiererin unserer Gruppe. Wir wollen gemeinsam die Versammlung am Nachmittag vorbereiten. Bei ihr angekommen, berichtet sie mir sofort, daß die Nachbarin von Frau Graubner bei ihr angerufen hat und ihr mitteilte, daß unser Mitglied im Augenblick nicht mehr in der Lage ist, sein Mittagessen allein zuzubereiten. Frau Brückner hat sich sofort mit unserer Sozialstation in der Limbacher Straße in Verbindung gesetzt und mit ihr festgelegt, daß Frau Graubner künftig das Mittagessen geliefert wird.
Gemeinsam machen wir uns an die Arbeit unserer Versammlungsvorbereitung. Es klingelt. Frau Hänel, eine Kassiererin der Gruppe, steht vor der Tür und möchte das Geld für die Teilnehmer an unserer Busfahrt abrechnen. Sofort holt Frau Brückner ihre Unterlagen, nimmt das Geld ab, schreibt die Quittung. Nach ein paar Worten geht Frau Hänel und wir arbeiten weiter.
Zweimal klingelt noch das Telefon. Zwei Kassierer fragen an, ob sie am Nachmittag abrechnen können. Als ich gegen 12 Uhr Frau Brückner verlasse, sitzt sie vor einem Stapel Unterlagen für die Kassierung, um sie noch schnell für den Nachmittag vorzubereiten.
Donnerstag, 16.00 Uhr
In unserem Versammlungslokal sitzt Frau Brückner schon wieder vor ihren Unterlagen und gibt Beitragsmarken aus, rechnet Beiträge ab und kassiert Geld für die Busfahrt. Und das alles im Wechsel! All die Jahre, die ich sie kenne, hat es trotzdem noch nie die kleinste Verwechslung gegeben.
Während der Versammlung beteiligt sie sich rege am Thema und später am loseren Gespräch, obwohl ihr zwischendurch immer wieder mal ein Beitrag für die Busfahrt zugereicht wird.
Als wir gegen 19 Uhr das Versammlungslokal verlassen, versichert sie mir, daß sie alles zu Hause gleich noch restlos ordnet. Und ich weiß, daß sie das auch mit größter Gewissenhaftigkeit tut, wie immer seit nunmehr über 20 Jahren.
Wenn man bedenkt, daß unsere Hauptkassiererin seit Jahren schwerbehindert ist und in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, kann man über diese Leistung nur voller Bewunderung sein.
Sie selbst mag es gar nicht so sehr, daß darüber gesprochen wird, denn, so meint sie, solche wie sie gäbe es viele in der Volkssolidarität.