Mit kaum einem anderen Ausflugsziel unserer Stadt identifiziert sich der Chemnitzer so, wie mit der Pelzmühle.
Für mehr als zwei Jahrzehnte lag sie im Argen. Nun hat sich zum Glück für unsere Stadt die GGG des desolaten Objektes angenommen und will es unter veränderten Bedingungen zu neuer Attraktivität und Blüte führen. Und das rechtfertigt dann auch, einmal einen Exkurs in die Geschichte des Pelzmühlen-Areals zu unternehmen.
Es hat seinen Standort auf dem Terrain der sorbischen Gründung Oneritz, die anfangs des 11. Jahrhunderts wahrscheinlich als Kriegsfolge zur Wüstung wurde. Daher stammt auch die zeitweilig verwendete Bezeichnung „Oneritz-Mühle“. Am 22. November 1679 erwarb Georg Bilz das verwahrloste Anwesen am Unritzbach und errichtete hier eine Schneid- und Mahlmühle. Ihr Name verwandelte sich im Verlaufe der Zeit umgangsprachlich in Pilz- und schließlich in Pelzmühle. Die Chronik verzeichnet in der Folge als Besitzer: Andreß Dittrich (1703), Johann Dreßler (1766), Johann Michael Glänzel (1774) und Johann Samuel Glänzel (1778). Im Jahre 1847 gelangte das Pelzmühlen-Grundstück durch Vorrechtskauf an den Besitzer des Rittergutes Niederrabenstein, Traugott Reinhold Esche, der es 1855 und 1858 durch Grundstückszukauf beträchtlich erweiterte.
Am 10. April 1858 wurde T.R. Esche für die damals zur Mühle gehörende kleine Schänke das Realrecht zum „Musizieren und Tanzhalten“ zuerkannt. In der Nacht vom 18. zum 19. Februar 1866 jedoch richtete ein Großbrand riesigen Schaden an. Doch der Rückschlag wurde im Sog der Gründerjahre überwunden. Am 26. Oktober 1880 pachtete der Chemnitzer Johann Friedrich Hermann Richter das Gasthaus „Pelzmühle“ mit Garten und Konzertsaal, Kegelbahn und Schießstand. Fünf Jahre darauf ging das gastronomische Objekt in die Hände von Gustav Theodor Helbig, dem nachmaligen Besitzer des bekannten „Italienischen Dörfchen“ in Dresden, über. Aus diesem Anlass fand in der „Pelzmühle“ ein großes Konzert der Kaiser-Ulanen statt.
Helbig verkaufte das Objekt dann am 10. Juli 1889 an Karl Arthur Peter. Unter dessen Regie ging die 200-jährige Mühlentradition zu Ende. Dafür entstand, wie es im „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger“ vom 28. April 1901 hieß, ein „Ausflugsort I. Ranges, verbunden mit Konditorei und einem herrlichen Garten mit schönen Anlagen, Affenhaus, Rehgehege, Dampfboot- und Gondelfahrten, Carroussels, Schnellphotographie, Fahrradhaus und vorzüglichen Stallungen.“
Ein ganz besonderer Tag für die „Pelzmühle“ war der 22. Dezember 1913. Aus Anlass der Weihe des Bezirkskrankenhauses Rabenstein nahm König Friedrich August von Sachsen hier ein „Königsfrühstück“ mit 109 Gedecken ein. Dabei wurde, wie das „Chemnitzer Tageblatt und Anzeiger“ am nächsten Tag berichtete, die festliche Stimmung der Teilnehmer „noch erhöht durch die in jeder Hinsicht vorzüglichen Darbietungen der Küche und Keller“ des Hauses.
Doch auch von Schrecken blieb die „Pelzmühle“ nicht verschont. In einem Bericht heißt es dazu: „Am 26. Juli 1939 öffnet der Himmel plötzlich seine Schleusen. In kürzester Zeit rast eine Flutwelle vom Gondelteich her durch die Anlage. Aus dem großen Saal können die Gäste, es ist gerade Damenkaffee, nur mit Ruderbooten gerettet werden.“
Das Areal der „Pelzmühle“ blieb bis Kriegsende ein beliebtes und stets gut besuchtes Ausflugsziel für die Familie. Dann nahm es die Besatzungsmacht erst einmal in Besitz. 1949 wurde es wieder freigegeben und nun erfolgte seine Verwandlung schrittweise in einen beliebten Kulturpark, in dem die „Pelzmühle“ bis 1988 die gastronomische Funktion, zuletzt allerdings nur noch als Gartenausschank, wahrnahm.
Am 14. Januar 1951 erfolgte die Einweihung des Kulturpalastes der Werktätigen, der nach einem Entwurf von Kurt Ritter, Adam Bugner und Joachim Rackwitz errichtet worden war. Vom Beginn der 70-ziger Jahre an nutzte ihn der Fernsehfunk bis zu seinem Auszug im Jahre 2000, so dass das Gebäude heute neuer Zweckbestimmung harrt. Am 6. Oktober 1951 eröffnete das auf dem Terrain einer ehemaligen Ziegelei errichtete „Haus der Körperkultur“ mit einer 25-Meter-Schwimmhalle und einer 20 m x 40 m großen Sporthalle, das nach gründlicher Renovierung im Jahre 1996 als kommunales Sport- und Freizeitcenter dient. Im Nationalen Aufbauwerk, durch die unentgeltliche Leistungen von Betrieben, Kollektiven und Einzelpersonen in Form von freiwilligen Arbeitseinsätzen und Sachspenden, entstand 1964 zunächst ein Heimattierpark, der 1975 auf die Zucht und Haltung von Tieren Osteuropas und Asiens spezialisiert wurde. Seit der Wende wird ein Konzept verfolgt, das speziell die Haltung und Fortpflanzung gefährdeter und bedrohter Tierarten und die Ausstellung besonders interessanter und attraktiver „Zootiere“ zum Inhalt hat. 1999 besaß der Tierpark auf einem Areal von 10 Hektar 1.740 Tiere in 162 Arten.
Das Naherholungszentrum um die Pelzmühle bot vor der Wende vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung: Kutschfahrten, Reittouristik für Anfänger und Fortgeschrittene, Gondelfahrten auf dem Pelzmühlenteich mit seinen Wasserfontänen oder auch ganz einfach Spazieren in den gepflegten blumenreichen Anlagen. Alljährlich fand hier auch das Fest der Maschinenbauer statt. An den Wochenenden konzertierten Kapellen auf der Freilichtbühne.
Doch seit damals verfiel die „Pelzmühle“ total. Vielfältige Pläne kamen nicht zur Ausführung. Nun ist die GGG am Zuge. Ursprünglich sollten Teile der einstmaligen Bausubstanz in den Neuau einbezogen werden. Doch nach 10-jährigem Leerstand blieb letztlich nur noch der Totalabriss für das marode Objekt. Nun wird die Traditionsstätte ein völlig neues, im Trend der Zeit liegendes modernes Aussehen erhalten. Dafür sollen 5 Millionen DM eingesetzt werden. Nach der Grundsteinlegung am 18. April 2001 soll die neue „Pelzmühle“ bis Jahresende fertiggestellt sein.