Am 6. Dezember 1902 verkündete eine großflächige Anzeige in den Chemnitzer Tageszeitungen: „Heute Eröffnungs- Fest-Veranstaltung des Central-Theaters mit einem hervorragenden Elite-Programm. Die werten Teilnehmer werden gebeten, in Gesellschaft-Toilette zu erscheinen". Der attraktive Theaterbau in der Zwickauer Straße 24-30 (heute Wohnungsbauten) war dann auch am Abend bis auf den letzten Platz besetzt. Die Zuschauer, unter ihnen Generalleutnant Graf Vitzthum von Eckstädt, Landgerichtspräsident Frei, Reichsbankdirektor Oexmann und Stadtverordneten- Vorsteher Uhlig erlebten ein auserlesenes, attraktives Varieté-Programm mit internationalen Künstlern. Nunmehr besaß Chemnitz auch ein großstädtisches, modernen Bedingungen und Errungenschaften entsprechendes Varieté- und Operettentheater. Nach Entwürfen und unter der Oberbauleitung der renommierten Dresdener Architekten William Lossow und Hermann Viehweger war ein imposanter Bau mit einer langgestreckten, reich verzierten Fassade im Jugendstil entstanden. Der wohldekorierte Zuschauerraum mit zwei Rängen bot 2.000 Besuchern Platz. Zum Theater gehörten ein Restaurationskomplex und ab Mai 1904 großangelegte Gartenanlagen. Von Experten wurde das Central-Theater, das als privatrechtliche Bühne drei Jahrzehnte unter der Direktion von Hermann Blum stand, als „eines der schönsten, größten, bestrenommiertesten und angesehensten Spezialitäten- Theater des ganzen Deutschen Reiches“ bewertet. Der Direktor Hermann Blum hatte als junger Mann in den USA erste Erfahrungen auf dem Gebiet niveauvollen Amüsements gesammelt und sich dann seine ersten Sporen an der Berliner Scala verdient. Von der ersten Stunde an wurde das Central-Theater zum Spielort erstklassiger Varieté-Vorstellungen mit zahlreichen international anerkannten Stars, wie Manfred Lommel, Otto Reutter und Cläre Waldoff, sowie vorzüglicher Revue- Aufführungen. Bis zum 30. Mai 1903 diente es nur als Varieté. 1904 wurde es vom damaligen Direktor der Städtischen Theater, Richard Jesse, gepachtet und gemeinsam mit dem Thalia-Theater als „Vereinigte Chemnitzer Sommerbühne“ geführt. Fortan standen für jeweils vier Monate des Jahres Operetten-Gastspiele auf dem Programm, die übrigen Monate war das Central-Theater weiterhin Varieté-Bühne. Die erste Operetten-Aufführung war „Frau Luna", ein Gastspiel des Apollo-Theaters Berlin, das Paul Lincke persönlich leitete. Von 1915 bis 1925 war das Central-Theater das Operettentheater der Chemnitzer Städtischen Bühnen, danach wieder privates Operettentheater. Auf der Bühne des Central-Theaters gastierten profilierte Künstler jener Jahre, wie Sarah Bernhardt, Coquelin, Jozef Kainzens, Adalbert Matkowski, Rosa Popp und Agnes Sorma. Kammersänger Richard Tauber agierte in Lehars „Zarewitsch“ und Professor Max Reinhardt mit „Ödipus". Hier kamen u.a. Werke von Paul Abraham, Jean Gilbert, Walter Goetze, Emmerich Kalman, Walter Kollo, Jacques Offenbach, Oscar Straus und Johann Strauß zur Aufführung. Doch nicht nur an die lichten Seiten sei erinnert. Am 15. März 1933 war das Central-Theater Schauplatz eines makabren und unwürdigen Szenario: Im Ergebnis eines SA- und SS-Aufmarsches vor und in dieser Spielstätte wurde der verdienstvolle Direktor Hermann Blum wegen seiner demokratischen Gesinnung aus dem Amt gejagt und vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde der Spielbetrieb im Central-Theater eingestellt. Bei dem schweren Luftangriff auf unsere Stadt am 5. März 1945 erfolgte seine totale Zerstörung.