Historische Chemnitzer Modehäuser

Bald steht Weihnachten vor der Tür und damit verstärkt sich auch die Kauflust für Geschenke. Das soll Anlass sein, einmal an populäre Modehäuser zu erinnern, die bei den Chemnitzern bis 1945 beliebt, geschätzt und repräsentativ waren. „Kleine Lockartikel, nur aufs knappste kalkulierte Preise für wirkliche Qualitätsware“ - mit diesem Slogan warb das Modehaus Bruno Schellenberger, dessen Entwicklung 1868 mit einer einfachen Posamenten- und Nadlerwarenhandlung in der Klostergasse 3 ihren Anfang genommen hatte. Die Krönung für das Unternehmen bildete dann die Errichtung eines modernen Geschäftshauses am Johannisplatz, das am 24. Oktober 1898 eröffnet wurde. Es galt damals „seiner architektonischen Ausführung, wie seiner großartigen inneren Einrichtung nach als weltstädtisch“. Das turmbekrönte Eckhaus mit vier Etagen und 24 Schaufenstern diente dem Verkauf von „Modewaren für Herren und Knaben, für die Dame und das Mädchen aller Couleur“. Zudem gab es ein attraktives Angebot für Wohnausgestaltung und Dekoration. Im Dachgeschoss mit seinen 12 großen Oberlichtfenstern befanden sich sieben Arbeitssäle einer Wäsche- und Strumpfproduktion sowie eine Bügelei. Die Firma zählte insgesamt bis zu 300 Mitarbeiter. Am 5. März 1945 wurde das Modegeschäft Bruno Schellenberger total zerstört.An der Ecke Brückenstraße wurde die Königsstraße (heute Straße der Nationen) von einem modernen Geschäftsbau dominiert, dem „Modehaus für Alle - Königsfeld & Co.“ Am 17. September 1871 hatte es sich zunächst auf dem Holzmarkt (heute Rosenhof) unter bescheidenen Verhältnissen etabliert. Die vorzügliche Entwicklung des Geschäftsganges ließ das Unternehmen dann 1889 sein Domizil in die Chemnitzer Hauptgeschäftsstraße verlegen, schrittweise auszubauen und zu erweitern. 1899 sorgte die Firma für großes Aufsehen in der Stadt. Als erstes Chemnitzer Handelsunternehmen nutzte sie die Elektroenergie zur Beleuchtung ihrer Geschäftsräume. Die vorwärtsstrebende Entwicklung der Firma gipfelte in der Errichtung eines imposanten Geschäftshauses unter der Leitung des jüdischen Architekten Kalitzki. Am 15. November 1927 nannten es die „Chemnitzer Neuesten Nachrichten“ ein „Weltstadt-Modehaus“. Das oberste Geschäftsprinzip hieß, „Übereinstimmung von Qualität und Preiswürdigkeit der Ware, von Leistung und Realität“. Der Kundenkreis umfasste alle Bevölkerungsschichten und Altersstufen. Am 5. März 1945 ging sein Stern im Bombenhagel unter. Das dritte Modehaus war „Steigerwald & Kaiser“, das bereits in vier deutschen Großstädten Niederlassungen besaß. Nachdem es sich 1895 auf der Theaterstraße eine feste Position auch in Chemnitz geschaffen hatte, siedelte es 1908 in die Geschäftsräume Markt/Marktgässchen um. Unter der Maxime „Vom Guten das Beste“ entwickelte es sich zu einem Verkaufshaus ersten Ranges für Damen-, Herren- und Kinderkonfektion sowie Manufakturwaren. Ihren Erfolg begründete die Geschäftsführung so: „Durch gemeinschaftliche Bareinkäufe unserer fünf Geschäfte aus den bedeutendsten Fabriken genießen wir die denkbar größten Vorteile und können deshalb alle einschlägigen Waren in nur gediegenen erprobten Qualitäten zu ganz erstaunlich billigen Preisen abgeben.“ Das Verkaufsangebot des vieretagigen Geschäftshauses mit 22 Schaufenstern umfasste Herren- und Damenwäsche, Kostüme, Blusen, Mäntel, Kleiderstoffe, Manufakturwaren, Weißwaren, Baumwollwaren, Spezialmoden, Betten, Bettwäsche, Teppiche, Läuferstoffe und Gardinen. Die Kunden bescheinigten dem Personal “stets fachkundige Beratung und überaus höfliche Bedienung“. Auch dieses Modehaus ging im Bombenhagel des 5. März 1945 unter. Am 5. März 1842 gründete Wilhelm Benjamin Flade ein Weißwarengeschäft. Es hatte seinen Standort am Markt 18/19, Ecke Innere Klosterstraße, etwa dort, wo sich heute der gläserne Neubau des Türmerhauses befindet. Das Geschäft erwarb den Ruf als „feinstes Wäsche- und Ausstattungshaus von Chemnitz“. Eine zeitgenössische Darstellung schildert, dass die Chemnitzer Hausfrauen von den attraktiv gestalteten Schaufenstern immer wieder angezogen wurden, was einen guten Geschäftsgang zur Folge hatte. Die Firma betrieb zudem einen eigenständigen Fabrikationsbetrieb und eine gutgehende Engros- und Exportabteilung mit Verbindung in viele Länder. Das profilierte Geschäftsunternehmen der Weißwarenbranche Wilhelm Flade, das für einhundert Jahre zu den Größten und renommiertesten der Stadt gehörte, fiel ebenfalls dem Luftangriff am 5. März zum Opfer.

aus VS Aktuell 4/2005, erschienen im  VS Aktuell 4/2005 Aus der Stadtgeschichte