„Er ist eher zurückhaltend, aber was er sagt hat Hand und Fuß.“ Das schätzt Antonia Eckert, Leiterin der Wohngruppe 029, an ihrem Revisor Joachim Frunzke. Andere heben hervor: „Er ist sehr gewissenhaft und immer da, wenn er gebraucht wird ... zuverlässig, und man kann mit ihm über alles reden ... die Zusammenarbeit mit ihm ist sehr gut, ja, er überprüft wirklich jeden Posten und jeden Beschluss, doch nicht mit erhobenem Zeigefinger ... hilfsbereit zu sein ist seine Überzeugung“. Auf die Frage, woher diese Haltung, der Drang, etwas für die Gemeinschaft tun zu wollen kommt - so meint der Diplomingenieur für Maschinenbau: „Das ist die soziale Ader, die uns in den Jahren nach 1945 eingepflanzt und anerzogen wurde.“ Geboren 1931 in Breslau, erfuhr er noch mit 13 ½ Jahren die Schrecken des Krieges. Zum Singen in Lazaretten und zum Schaufeln von Gräbern war er mit anderen Altersgefährten in der von den Nazis zur Festung erklärten Stadt eingeteilt worden. Im Mai 1946 ging es dann per Güterzug aus den durch den Krieg verspielten Gebieten in die neue Heimat. Die hieß zunächst Altmittweida. Hier erlernte Joachim bis 1945 den Beruf des Kupferschmiedes. Dem folgten drei Jahre an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) in Leipzig. Auf Grund guter Leistungen absolvierte er 1952 bis 1957 ein Studium am Institut für Werkzeugmaschinenbau in Moskau. Es steht fest, dass bei studentischen Einsätzen und Veranstaltungen an der ABF und in Moskau die „soziale Ader“ gepflegt wurde. Nicht anders an seiner ersten Arbeitsstelle nach dem Studium im Karl-Marx-Städter VEB Modul und danach am hiesigen Institut für Werkzeugmaschinen. Gefragt waren Denken und Handeln für die Gemeinschaft, allerdings in etwas größeren Dimensionen, auch bei seinem Wirken als Experte im Moskauer Sekretariat des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Von 1975 bis 1990 im Werkzeugmaschinenkombinat „Fritz Heckert“, wo er zuletzt verantwortlich für die internationalen Beziehungen war, stand das Gemeinwohl ebenfalls in jeder Beziehung hoch im Kurs. Natürlich schlägt die „soziale Ader“ auch bei seiner Erika, der Biologielehrerin, die er 1959 in Mittweida geheiratet hat. Ihre Töchter Angela, Vera und Andrea haben sie in diesem Sinne erzogen und alle drei für die Volkssolidarität gewonnen. Zur Aktivität in der Wohngruppe ist Joachim eigentlich durch seine Frau gekommen, bekennt er. Die gehörte bereits seit 1976 der „Soli“ an. Zu Zeiten der politischen Wende wirkte sie schon als Volkshelferin und er unterstützte sie. Da waren zum Beispiel zahlreiche Päckchen zu packen für Mitglieder, die aus gesundheitlichen Gründen nicht an den jährlichen Weihnachtsfeiern teilnehmen konnten. Das betraf meist um die 50 bis 60 Personen. Damit das dem früheren Leiter der Wohngruppe, Helmut Wondraczek und dessen Frau nicht zu viel wurde, halfen Joachim und Erika einfach mit. Und heute - die Zahl hat sich etwas verringert - gehört das zu den selbstverständlichsten Aufgaben. Kein Problem ist es für ihn, mit dem „Citroen“ Zeitungen für die Gruppe vom Stadtvorstand oder Material für die verschiedenen Veranstaltungen zu holen. Seit 1991 Mitglied der Volkssolidarität, wollte er bei Zusammenkünften nicht nur Gast sein. Er übernahm 1995 die Funktion des damals verstorbenen Revisors Fritz Linke. „Joachim hat zwar zunächst erklärt, dass er nicht viel von Finanzen versteht, hat aber alles schnell begriffen und macht seine Arbeit inzwischen sehr gut“, urteilt Helmut Wondraczek , der ihn gewonnen hatte. „Bei den vierteljährlichen Prüfungen, gemeinsam mit der Leiterin und der Hauptkassiererin Rosemarie Stolle, läuft alles exakt.“ Für die Wohngruppe von gegenwärtig rund 160 Mitgliedern gelte es immerhin pro Jahr an die 2000 Euro zu belegen. In Mußestunden bastelt der Fachmann für Werkzeugmaschinen Flugzeuge aus Plaste, die inzwischen einige Vitrinen füllen. Er filmt, fotografiert gern und befasst sich - wie seine Gattin - mit Katzen. Von Frunzkes Wohnung aus, die in der Liddy-Ebersbacher-Straße im dritten Stock eines Fünfgeschossers liegt, hat man einen beneidenswerten Blick auf die Gartenanlage „Geibelhöhe“. Schon wegen dieser schönen Aussicht seien sie nie hier weggezogen, sagen die Eheleute übereinstimmend, wenn auch das Treppensteigen langsam schwerer fällt. Ihr Engagement lässt jedoch noch auf viele andere Gründe schließen.