Holzwürmer in den Möbeln sind bekanntlich ein Ärgernis. „Unsere ‚Holzwürmer' sind das Gegenteil“, sagt Sylvia Oschätzchen, Leiterin der Begegnungsstätte Regensburger Straße. „Mit ihren Arbeiten haben sie schon vielen eine Freude bereitet.“ Alle zwei Wochen treffen sich die acht Mitglieder des Kreativ- Zirkels Holzbearbeitung am Montagnachmittag im Klubraum des Hauses. Sie sägen aus Sperrholz die schönsten Figuren. Sie hämmern, bohren und bemalen dann alles in freundlichen Farben. Ergebnisse ihrer Freizeitarbeit sind unter anderem an den Fenstern der Klubs, im Kindergarten der Volkssolidarität „Sonnenbergstrolche“ sowie in der Geschäftsstelle Clausstraße zu sehen. Wenngleich der Zirkel erst seit Januar 2006 besteht, hat er doch schon bei großen Veranstaltungen wie dem Stadtparkfest oder dem „Bunten Herbstlaub“ in der Stadthalle seine Erzeugnisse präsentiert und verkauft. Die Seele vom Ganzen ist Christine Hübner, Leiterin der Wohngruppe 022 aus dem Yorck- und dem Beimler-Gebiet. Ihr Partner Siegfried Barth, Klubratsmitglied in der Regensburger Straße, hatte die Idee für den Zirkel, da er selbst gern bastelt, und sie hat sich voll darauf eingestellt. Christine beschafft das Holz sowie anderes Material aus Baumärkten. Sie trägt Motive für alle Jahreszeiten zusammen - Osterhasen, Entenkücken, Papageien, Weihnachtsengel und Schneemänner. Sie hat die Blaupausen besorgt, mit der eine Frau die Figuren auf die drei Millimeter starke Sperrholzplatte kopiert. Den ‚Malern' sagt sie, welche Farben sie sich für Blumen, Sterne oder Glocken vorgestellt hat und freut sich, feststellen zu können: „Die sind alle mit Begeisterung dabei.“ Im Dezember gibt es am Arbeitsort der fröhlichen ‚Holzwürmer' eine Ausstellung von weihnachtlichen Fensterdekorationen, Serviettenständern und anderen Kleinigkeiten. Ihre Kreativität und den Ideenreichtum hat Christine Hübner schon in der Jugend ausgeprägt. Bei „Reinig und Giehler“ in der Straße der Nationen hat sie ab 1958 den Beruf einer Modistin gelernt. Bis 1968 war sie dort beschäftigt. „Als Lehrlinge mussten wir gezeichnete Figuren mit verschiedenen Stoffstücken einkleiden“, erinnert sie sich. Die nächsten Berufsabschnitte waren „Hut-Förster“ in der Sonnenstraße, ab 1978 die HO-Industriewaren im Rosenhof und dann der Exquisitladen in der Straße der Nationen. „Wenn jemand unser Geschäft betrat, habe ich schon gesehen, welche Größe er braucht und welche Farben ihm stehen.“ Nach der Wende wurde der Laden von Breuninger übernommen, wo die versierte Fachkraft noch bis zur Schließung im Jahre 2002 beschäftigt war. Durch hervorragende Fachkenntnisse und zuvorkommenden Umgang mit den Kunden hatte es Christine zuvor bei der HO bis zur Abteilungsleiterin gebracht. Auf Grund eines schlimmen Unfalls musste sie sich jedoch Ende 1989 einer Hüftoperation unterziehen und konnte deshalb nur noch stundenweise arbeiten, bis sie 2002 aus dem Berufsleben ausschied. Das war für die mittelgroße, schlanke Frau, die immer viel mit Menschen zu tun hatte, ein ziemlicher Einschnitt. Sie merkte, wie sehr sie Leute brauchte, nicht nur den Partner, den Sohn Thomas (42) mit seiner Familie und die Gartennachbarn. Siegfried Barth beschreibt das so: „Uns fiel die Decke auf den Kopf. Wir wollten das Gefühl haben, in der Gesellschaft noch nützlich zu sein.“ Den entscheidenden Impuls gab Christine eine Fernsehsendung der „Drehscheibe Chemnitz“ über den Stadtverband der Volkssolidarität Anfang 2004. Sie wandte sich darauf an die Geschäftsstelle Clausstraße und wurde im März desselben Jahres Volkshelferin, die 16 Mitglieder kassierte. Seit 2005 ist sie nun Leiterin der Wohngruppe mit 116 Dazugehörenden. Bis dahin hatte die Hauptkassiererin Jutta Streit die meisten Aufgaben erledigt. Gern bespricht sich Christine mit ihr, sei es bei der Aufstellung des Jahresplanes oder zu anderen Gelegenheiten. Siegfried, der gleich mit als Revisor für die Wohngruppe gewonnen wurde, ist meistens dabei. Die Leiterin bemüht sich überhaupt um guten Kontakt zu allen Mitgliedern, sucht das Gespräch mit vielen, bäckt auch gleich einmal einen Kuchen für ein älteres Ehepaar. Besonders gelungen waren in diesem Jahr die Frauentagsfahrt nach Dresden, ein Ausflug nach Schöneck und Dankeschönveranstaltung für die Volkshelfer in der Flöhaer „Finkenmühle“.