Noroviren-Infektion

Selbst Luxusliner „Queen Mary II“ hatte sie schon mit an Bord: Noro- Viren plagten auf dem Ozeanriesen Reisende mit Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Die hoch ansteckenden Erreger breiten sich immer dann besonders schnell aus, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen kommen – wie zum Beispiel auf Kreuzfahrtschiffen. Weit häufiger macht die Magen-Darm-Infektion allerdings in Kindergärten, Schulen, Kliniken und Altenheimen die Runde. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Norovirus-Infektion dauert es manchmal nur wenige Stunden. Die Krankheit ist unangenehm, aber nur selten lebensgefährlich. Die Symptome sind die einer Gastroenteritis – umgangssprachlich auch Magen- Darm-Grippe, Magen-Darm- Infekt oder Bauch-Grippe genannt. Meist ist der Brechdurchfall nach wenigen Tagen wieder vorüber. Bei Kindern, älteren oder geschwächten Menschen kann es aber auch Komplikationen geben. Die beste Vorbeugung ist eine gute Hygiene. Noroviren sind weltweit verbreitet – und wahre Überlebenskünstler: Sie halten sich auf Gegenständen wie Handtüchern, Türklinken, Treppengeländern, Wasserhähnen oder Toilettensitzen. In Lebensmitteln können sie – auch gekühlt oder sauer eingelegt - gut überdauern. Selbst Hitze lässt die winzigen Krankmacher weitgehend unbeeindruckt: So überstehen sie Temperaturen bis +60 Grad Celsius für mehrere Minuten. Kranke scheiden die Erreger in großer Zahl mit dem Erbrochenen und über den Stuhl aus. Auch wenn sich die Symptome wieder gelegt haben, besteht noch mindestens zwei Tage lang Ansteckungsgefahr. Im Stuhl bleiben die Viren bis zu zwei Wochen nach der Infektion nachweisbar, in manchen Fällen sogar länger. Schon weniger als 10 Noroviren können krank machen. Meistens schnappt man die Erreger beim direkten Kontakt von Mensch zu Mensch auf, etwa beim Händeschütteln. Auch über verunreinigte Gegenstände (insbesondere häufig berührte Kontaktflächen wie Türdrücker etc.) oder Speisen wandern die Erreger zu ihrem nächsten Opfer. Kurze Distanzen können sie auf dem „Luftweg“ überbrücken – eingeschlossen in winzige Tröpfchen, die beim Erbrechen in die Umgebung gelangen. Eine Norovirusinfektion führt nicht zu einer relevanten Immunität. Wer die Erkrankung überstanden hat, kann sich durchaus erneut anstecken. Ähnlich wie Grippeerreger sind Noroviren äußerst wandlungsfähig. Es gibt sie in zahlreichen Varianten. Nach einem einzigen Kontakt hat unser Immunsystem noch keinen ausreichenden Schutz vor den Erregern aufgebaut. Ein spezifisches Mittel gegen den Erreger existiert nicht. Es lassen sich nur die Beschwerden lindern. Viel trinken ist wichtig, auch wenn den Betroffenen nicht danach zumute sein sollte. Denn Durchfälle und Erbrechen entziehen dem Körper reichlich Wasser und Salze (Elektrolyte). Verdünnte Säfte, Brühe oder Tee mit etwas Zucker und Salz gleichen diese Verluste aus. In der Apotheke gibt es spezielle Elektrolyt-Mischungen in Pulverform zu kaufen. Sie werden mit Wasser angerührt und ersetzen Salz und Flüssigkeit in optimaler Konzentration. Trotz Übelkeit sollten die Erkrankten versuchen, auch ein wenig zu essen – am besten leicht verdauliche Kohlenhydrate wie Zwieback oder Weißbrot. Die angegriffene Darmschleimhaut kann sich dann besser wieder erholen. Gefährlich wird der Flüssigkeitsverlust vor allem für Kinder und ältere oder geschwächte Menschen. Sie können schnell und lebensbedrohlich austrocknen. Im Zweifel sollte lieber zu früh als zu spät ein Arzt zurate gezogen werden. Er kann die fehlende Flüssigkeit notfalls über einen Tropf zuführen. In schweren Fällen wird ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.

aus VS Aktuell 1/2009, erschienen im  VS Aktuell 1/2009 Tipps vom Apotheker