Ein Besuch des Weihnachtsmarktes gehört über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart ganz einfach als ein „muss“ dazu! Denn auf ihm kommen bereits seit dem Mittelalter ganz spezielle Waren, wie Näschereien, Gebäck, Spielwaren und mannigfaltige Geschenkartikel, zum Verkauf. Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt, ursprünglich Christmarkt genannt, hatte seinen ersten Standort auf dem Terrain Hauptmarkt, Klosterstraße und Jakobikirchplatz. Besonders attraktiv waren dabei die Verkaufsstände unter den Kreuzgratgewölben, den sogenannten Lauben, der an das 1496/1498 errichtete steinerne Rathaus angrenzenden Wohnhäuser. Ein zeitgenössischer Bericht sagt darüber aus: „Unter den Lauben konnte man alles haben. Sie waren das Ziel der Jungen zum Schauen und Staunen, aber auch das der Älteren für ihre Weihnachtseinkäufe“. Als eine besondere Spezialität des Chemnitzer Weihnachtsmarktes galt der sogenannte „Pflaumenruprich“. Ihn gab es nur an einem Stand, Ecke Klosterstraße und Markt, zu kaufen: „Hier stand er in Reih und Glied. Einer so groß wie der andere. Arme und Beine waren Wurstpfeiler. Fein säuberlich waren an ihm Backpflaumen aufgespießt, an denen Schaumgold klebte. Am rechten Arm hing eine Leiter“, wird uns berichtet.
Der Verkauf der Weihnachtsbäume erfolgte nur am Nikolaigraben, d.h. der heutigen Theaterstraße. Ein erster Nachweis existiert von 1815. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen „600 fichtne Christbäume“ zum Verkauf. Im Jahre 1906 aber wurde nach Angaben der Marktpolizei das Zehnfache auf den Markt gebracht. Doch schon ein Jahrzehnt später war die Menge nicht mehr ausreichend. Der Verkauf von Weihnachtsbäumen wurde vom Polizeiamt streng überwacht. So wird in einer Bekanntmachung vom 15. Dezember 1903 deutlich darauf hingewiesen, dass die Verkäufer sich über den rechtmäßigen Erwerb der Bäume „durch möglichst speziell gefasste und obrigkeitlich entweder ausgestellte oder wenigstens beglaubigte Zeugnisse“ ausweisen müssen. Andernfalls wurde der Verkäufer „dem Polizeiamte zugeführt“ und die Bäume beschlagnahmt.
Der Christmarkt währte im Allgemeinen eine Woche. Letzter Tag war immer der 24. Dezember. Der Handel war von 7 bis 22 Uhr erlaubt. Um sich besser orientieren zu können, vor allem aber zur Präsentation und um die Käufer anzulocken, wurde gratis ein sogenannter „Führer durch den Chemnitzer Weihnachtsmarkt“ verteilt. Das jeweilige Geschäft präsentierte sich mit seinem Angebot in Gestalt einer detaillierten Anzeige und erhielt dazu eine Empfehlung in Versform. Er erschien das erste Mal 1883.
In den Jahren 1901/1902 erschien dann ein „Weihnachtsbote und Geschäftsanzeiger“. Zur Sicherstellung der Ordnungsmäßigkeit erließ der Rat jeweils eine „Ordnung für den Christmarkt. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Bekanntmachung von 1901 besagte, dass „nur hiesige Einwohner ihre Buden und Stände aufstellen und feilhalten dürfen“.
Mit der Errichtung des Neuen Rathauses in den Jahren 1907 bis 1911 erhielt der Weihnachtsmarkt einen neuen Standort. Dieser führte nun vom Neumarkt aus in die Straße „Am Plan“ (Eine Verlängerung des Neumarktes bis zur Theaterstraße).
Nach der schweren Zerstörung des Stadtzentrums 1945 musste wieder ein neuer Standort gefunden werden. Es gehört zu den herausragenden Leistungen der Frauen und Männer der ersten Stunden, dass der erste Nachkriegs-Friedens-Weihnachtsmarkt vom 16. bis 23. Dezember 1945 an der Fabrikstraße abgehalten werden konnte. „Mehr als 100 Buden und Verkaufsstände laden ein ... Fast alle Handwerkszweige sind vertreten. Die Holzbearbeiter bieten Haus- und Küchengeräte, handbemalte Geschenke und nettes Spielzeug für die Kleinen an. Die Textiler warten mit Taschen, Krausen, Gürteln, Bändern, Strümpfen, Babywäsche auf. In Blech ist auch vielerlei zu haben“, berichtete die „Volksstimme“ am 19. Dezember. Am ersten Sonntag verzeichnete der Weihnachtsmarkt 10.000 Besucher. Ab 1951 war der Chemnitzer Weihnachtsmarkt „wieder im Zentrum der Stadt“ – in der Straße der Nationen – präsent. In der Folge platzierte sich der Weihnachtsmarkt in unserer Stadt auf dem heutigen Parkplatz an der Johanniskirche, bei den ehemaligen Messehallen am Schlossteich und auf dem früheren Parkplatz an der Stadthalle, bis er zu seinem Ausgangsort – Markt/Innere Klosterstraße/Jakobikirchplatz – zurückkehrte. Seit dem 20. November 1991 präsentiert sich der Chemnitzer Weihnachtsmarkt in einem völlig neuen Gewand mit 110 Holzhäuschen als Verkaufsständen, einer Pyramide und einem Schwibbogen. Seine Eröffnung erfolgt durch eine große Bergparade.
Chemnitzer Weihnachtsmarkt-Historie
aus VS Aktuell 4/2009, erschienen im VS Aktuell 4/2009 Aus der Stadtgeschichte