„Zu sehen, wie dankbar und glücklich die Menschen sind, wenn wir sie für ein paar Stunden aus der Einsamkeit holen oder ihnen eine neue Aufgabe bieten können, das macht unsere Arbeit so einmalig schön.“
Das Team der Tagesbetreuung der Sozialstation auf der Scheffelstraße kümmert sich täglich um Demenzerkrankte, von Einsamkeit bedrohte oder auch um Menschen, die einfach nur eine neue Beschäftigung suchen. Es besteht seit über fünf Jahren und ist stets zur Stelle, wenn seine Hilfe benötigt wird. Koordinatorin Sabine Mauersberger, Altentherapeutin und Koordinatorin der Begegnungsstätte im Haus Heike Rüffert, Ergotherapeutin Marleen Beschorner und Sandra Bibrach führen fünf Tage die Woche von 10.00 bis 14.00 Uhr Gruppen- und Einzelbetreuungen in den Räumlichkeiten der Begegnungsstätte durch.
Bei meinem Besuch bekam ich einen Einblick in die Arbeit der vier Kolleginnen und erfuhr, wie vielfältig und spannend ihre Aufgaben sind.
Zehn bis zwölf Personen werden pro Tag in einer Gruppe betreut. Ein Maßnahmeplan, welcher auch mit den Patienten besprochen wird, gibt Vorschläge für die tägliche Gestaltung. Bei der Einzelbetreuung in der Wohnung des Patienten kommt ebenfalls dieser Plan zum Einsatz. Neben Gedächtnistraining, Sport, gemeinsamen Kochen Gartenarbeit und Geburtstagsfeiern wird seit Kurzem auch eine Wellnessstrecke für die Frauen angeboten. Während sich die Männer bei der Gartenarbeit oder beim Skatspielen vergnügen, entspannen die Damen bei Gesichtsmasken, Massagen & Co. Diese Abwechslung gefällt den Frauen sehr gut, fühlt man sich doch gleich ein paar Jahre jünger. Auch Sandra Bibrach und Heike Rüffert durften einmal in den Genuss dieses Wohlfühlprogrammes kommen. Da wurde der Spieß einfach mal umgedreht und die zu Betreuenden verwöhnten ihre Schwestern. Das Verhältnis zwischen den Mitarbeiterinnen und ihren Schützlingen ist sehr innig und herzlich. Auch wenn die Patienten Kummer oder Sorgen haben, sind die Mitarbeiter immer für sie da und versuchen in Einzelgesprächen die Probleme zu lösen.
Ein weiteres Highlight der Tagesbetreuung ist der jährliche Urlaub. So ging es dieses Jahr mit dem VUR Reisebüro nach Bad Sulza im schönen Thüringen, um für ein paar Tage Entspannung und Wohlgefühl zu erleben. „Für die Patienten ist es ein wunderbares Erlebnis, kommen sie in ihrem Alltag doch kaum noch aus dem Haus“. Auch die Angehörigen finden dieses Programm sehr schön. Allein mit ihren oft kranken Muttis oder Vatis zu verreisen ist für viele undenkbar. In der Tagesbetreuung wird all das möglich gemacht. Aber auch Tagesausflüge, wie ein Aufenthalt im Schwimmbad, der Besuch des Tierparks oder ein Mittagessen in einem Restaurant, stehen regelmäßig auf dem Plan.
Die Kolleginnen wollen mit diesem Konzept die Angehörigen entlasten, eine Vereinsamung der Patienten verhindern und ihnen neue Aufgaben und Beschäftigungen bieten.
Eine weitere Aufgabe sehen die Kolleginnen in der Verhinderung der Heimeinweisung. Viele, die vorher kaum noch einen Ausweg wussten, sind hier sehr gut aufgehoben und haben neuen Mut gefasst. Damit sich die Angehörigen von diesen Vorstellungen selbst überzeugen können, werden sie zu einem Gespräch eingeladen oder zu Hause besucht, um alle offenen Fragen beantwortet zu bekommen.
Die Angehörigen können auch jederzeit in der Sozialstation vorbeikommen und sich davon überzeugen, wie gut es ihren Familienmitgliedern geht. Dabei müssen sie sich um nichts kümmern, denn die zu Betreuenden werden von zu Hause abgeholt und auch wieder zurück gebracht.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen werden die Aufgaben klar verteilt. So werden ein paar Frauen zum Küchendienst eingeteilt, andere erledigen kleine Aufgaben im Garten. Diese Abwechslung bereitet den Betreuten große Freude, weil sie das Gefühl bekommen, eine Aufgabe zu haben und dazu noch selbstständig arbeiten zu können. Zwei ältere Damen erzählen dabei von ihren Erfahrungen in der Tagesbetreuung und wie sie den Weg hierher gefunden haben. Frau Wienke berichtet, wie froh sie ist, hier zu sein, waren doch die letzten Jahre nicht einfach für sie. Erst die Mitarbeiterinnen der Tagesbetreuung gaben ihr neuen Lebensmut und bringen täglich neue Farbe in ihren Alltag. Die Freudentränen zeigen, wie glücklich Frau Wienke heute ist. Auch Frau Gerber erlitt einen schweren Schicksalsschlag und wurde durch die Tagesbetreuung aus ihrer Einsamkeit geholt. Glücklich und mit einem strahlenden Lächeln erzählt die alte Dame, wie sie vor Kurzem mit ihrer Verwandtschaft ihren 85. Geburtstag in der Begegnungsstätte auf der Scheffelstraße gefeiert hat.
Vor einiger Zeit durften die Patienten sogar in den Genuss des Moped-Fahrens kommen. Viele fuhren früher selbst ein solches Gefährt und waren ganz aufgeregt, als es hieß: Heute darf jeder eine Runde drehen. Mit Sabine Mauersberger als Fahrerin durfte Jeder im Gelände der Sozialstation auf die Tube drücken. Noch lange erfreuten sich die Männer und Frauen an diesem Erlebnis und erzählten auch ihren Angehörigen von diesem tollen Tag.
Derzeit steht der Aufbau des eigenen Weihnachtsmarktes auf dem Plan. Zusammen mit den Betreuern fahren die Patienten in den Wald, fällen einen Baum und dekorieren ihn anschließend auf der Terrasse der Sozialstation. Mit leckeren Fruchtpunch, Lebkuchen & Co wird der Weihnachtsmarkt eröffnet und lockt jedes Jahr viele Besucher an.
Die Ideen zur Gestaltung der Tagesbetreuung von Sabine Mauersberger und ihrem Team sind noch lange nicht ausgeschöpft. So wird es noch viele schöne Stunden und vor allem glückliche Gesichter geben.
„... für ein paar Stunden aus der Einsamkeit holen ...“
aus VS Aktuell 4/2009, erschienen im VS Aktuell 4/2009 Mitarbeiter vorgestellt Betreuung für Demenzkranke Sozialstation Scheffelstraße