Tipps vom Apotheker: Richtig trinken an heißen Tagen

Wasser ist kalorienfrei, reich an Mineralstoffen, es unterstützt die Nierenfunktion und hilft sogar abzunehmen. An heißen Tagen braucht der Körper eine Extraportion davon. Wer nicht genug trinkt, den warnen Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsmangel.
 Models nippen Perrier aus Champagnerkelchen, Manager tagen bei 1,5-Liter-Flaschen Evian, Trendsetter beeindrucken mit dem edlen Antipodes aus Neuseeland: Mineralwasser ist in den letzten Jahren zum In-Getränk avanciert. 100,3 Liter tranken die Deutschen 2000 im Durchschnitt, 138 Liter pro Kopf waren es 2008. Ernährungswissenschaftler und Mediziner freuen sich über diesen Trend. Trotzdem schaffen längst nicht alle Deutsche die rund zwei Liter Flüssigkeit pro Tag, die als gesund gelten.
 Wasser ist kalorienfrei, mineralstoffreich, gut für Körper, Kopf und sogar für die Seele – weil man das gute Gefühl hat, etwas Gesundes zu trinken. 500 verschiedene Marken füllen mittlerweile die Supermarktregale zwischen Flensburg und Oberstdorf. Auf Platz eins der beliebtesten Getränke der Deutschen rangiert aber immer noch der Kaffee (146 Liter pro Kopf und Jahr).
 Trend hin oder her: Wasser ist lebenswichtig. Außer der Luft zum Atmen braucht der Körper nichts so dringend und regelmäßig wie Flüssigkeit. Jeden Tag verliert er weit über zwei Liter, die ersetzt werden müssen. Geschieht das nicht oder nicht ausreichend, gerät der Wasserhaushalt im Körper durcheinander, es kommt zu einer Dehydrierung. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsmangel und Reaktionsschwäche sind die ersten Zeichen. Ein heißer Sommertag oder körperliche Belastung genügen als Auslöser schon. Wenn jemand immer leicht unterversorgt ist, drohen auf Dauer Nierenschäden.
 Wer immer nur trinkt, wenn der Durst sich meldet, schadet seinem Organismus. Denn Durst ist ein Warnsignal des Körpers. Er signalisiert, dass der Wasserhaushalt im Körper schon im Defizit ist. Das ist zunächst nicht schlimm, wenn man sofort für Flüssigkeit sorgt. Aber wer ständig leicht unterversorgt ist, belastet den Stoffwechsel, die Wärmeregulierung des Körpers, den Kreislauf.
 Davon sind vor allem viele alte Menschen betroffen, weil ihr Durstsignal nicht mehr richtig funktioniert und sie daher oft viel zu wenig trinken. Auch Babys, deren Körper zu 80 Prozent aus Wasser besteht, können schnell dehydrieren – durch starkes Fieber oder Brechdurchfall.
 Zwischen einem und drei Liter Flüssigkeit sollten Erwachsene pro Tag trinken. Die genaue Menge hängt von der körperlichen Belastung, der Außentemperatur, vom Alter und auch ein bisschen von der Gewohnheit ab.
 Damit der Körper überhaupt funktioniert, genügt schon ein Liter Flüssigkeit pro Tag. Sobald man sich aber in Bewegung setzt, zum Beispiel zu Fuß oder mit dem Rad Einkäufe erledigt, sollten es schon eineinhalb Liter sein, bei Hitze auch gern zwei. Wenn man ordentlich schwitzt, etwa auf einer Fahrradtour bei 30 Grad im Schatten, sind drei Liter die richtige Menge.
 Mineral- und Heilwasser, Quell- und Tafelwasser, und neuerdings auch noch „Near Water“ – welche Bezeichnung ein Wasser tragen darf, legen spezielle Verordnungen fest.
Mineralwasser ist Regenwasser, das durch die Erdschichten in die Tiefe gesickert ist. Auf seinem Weg reinigt der Boden das Wasser, und es löst Mineralien aus dem Gestein. Die Zusammensetzung an Mineralstoffen verleiht dem Wasser seinen typischen Charakter. Mineralwasser wird direkt an der Quelle hochgepumpt und abgefüllt. Der Abfüller darf es kaum verändern, nur Schwefel- und Eisenverbindungen dürfen entfernt, Kohlesäure kann zugesetzt oder entzogen werden.
Heilwasser gewinnen Mineralbrunnen in Deutschland aus über 60 Quellen. Dieses besondere Mineralwasser muss durch seine Zusammensetzung nachweislich heilen, lindern oder vorbeugen. Es braucht eine Zulassung als Arzneimittel. Die meisten Heilwässer sind aber für den Dauergebrauch geeignet, wie jedes andere Mineralwasser. Heilwasser wird besonders streng kontrolliert.
Quellwasser stammt wie Mineralwasser aus einem unterirdischen Vorkommen. Es muss aber nicht ursprünglich rein sein. Es darf außerdem aus verschiedenen Quellen kommen. Die Vorgaben an die Zusammensetzung sind weniger streng als für Mineralwasser.
 Tafelwasser ist meist ein Mix aus Mineral- und Trinkwasser (Leitungswasser). Der Hersteller darf aber auch Meerwasser, Mineralsalze und Natursole verwenden bzw. zufügen. Tafelwasser unterliegt der Trinkwasserverordnung, etwa bei den Grenzwerten für chemische Stoffe.
„Near Water“ – das „Beinahe-Wasser“ ist durch keine Verordnung definiert, sondern eine Neuentdeckung der Getränkeindustrie. Es besteht aus Mineral-, Quell- oder Trinkwasser mit einem kleinen Schuss an natürlichen oder künstlichen Wirkstoffen und Aromen. Die verschiedenen Wellness-Wässer versprechen eine Extraportion Gesundheit – mit Melisse, Ginkgo oder Aloe Vera, oder mehr Power für den Sport – mit Sauerstoff oder zusätzlichen Mineralstoffen und Vitaminen.
 Egal welches Wasser Sie trinken, eineinhalb bis zwei Liter als tägliche Wasserration empfiehlt die DGE. Hier einige Tipps, wie Sie das spielend schaffen:

  • Trinken fällt in Gesellschaft leichter. Nutzen Sie ein geselliges Beisammensein, um Ihre tägliche Wassermenge zu erreichen.
  • Trinken Sie die Flüssigkeitsration über den Tag verteilt. Stellen Sie sich die Getränke morgens schon zusammen und immer in Reichweite, damit Sie häufiger zugreifen. Stellen Sie sich eine Flasche auf den Tisch, wenn Sie fernsehen oder ein Buch lesen.
  • Planen Sie zu jeder Mahlzeit ein Getränk ein.
  • Sorgen Sie für Abwechslung. Neben Tee und Säften sind auch Kefir, Mixgetränke mit Molke oder Kombucha geeignet.
  • Wählen Sie vertraute Trinkgefäße. Fruchtsäfte gehören in ein Glas oder Plastikbecher, Kaffee oder Tee sind besser aus Porzellantassen zu trinken.
  • „Küren“ Sie Ihre Lieblingstasse. Und machen Sie aus dem Trinken ein beliebtes Ritual, für das Sie sich immer genügend Zeit nehmen.


aus VS Aktuell 2/2010, erschienen im  VS Aktuell 2/2010 Tipps vom Apotheker